Westlicher Harz – Entdeckungen
Lang ausgedehnt ist der Harz, umfasst mit Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt drei Bundesländer und lässt für Entdeckungen reichlich Platz.
Auf den westlichen Harz lohnt ein Blick mehr. Hier gibt es einerseits weite Waldflächen, Stauseen, Bergbaugeschichte, Kneipp-Tradition, andererseits galt der Landstrich lange als verschlafen. Und nach der deutschen Wiedervereinigung verschob sich der Fokus, flossen Fördermittel, aber auch Ideen und Engagement in den Osten. Heute lebt die Region nicht im Gegeneinander, manchmal aber im Nebeneinander. Und das wollen Hoteliers und Touristiker ändern. Bad Lauterberg. Norddeutschlands ältestes Kneipp-Heilbad. 40 Kilometer von Göttingen entfernt, zwei Stunden von Hamburg, gut drei Stunden von Berlin.
Hier betreibt Thomas Mühl in dritter Generation sein Hotel, das Mühl Vital Resort, direkt am Kurpark gelegen. Einst als Pension und Reha-Klinik gestartet, wurde im Haus immer wieder umgebaut, angebaut, renoviert, neugestaltet.
Und so hat das verwinkelte Gebäude heute einen „Charme, der so nicht geplant war“, schmunzelt der Hoteldirektor. Der Weg von einem Kur- zu einem Wellness-Hotel ist geglückt.
„Wir wollen nicht mehr das beste, schönste, tollste Hotel sein“, erklärt Vermarktungschef Florian Kemmling, „unsere Idee ist es, einer der besten Ausgangspunkte zu sein für viele Dinge, die man im Harz erleben kann“. Damit hat das Hotel neue, jüngere Gäste erreicht.
Und mit den Buchungszahlen ist man mehr als zufrieden. Bisher, denn auch hier sind die Sorge um Inflation und Energiekrise zu spüren.
Ausgangspunkt ist ein gutes Stichwort: für Wanderer, für Familien, für Kurgäste, für Harz-Rundfahrer, für Radfahrer, für Wasser-Begeisterte, für Wellness-Gäste, für Kulinariker, für Kneipp-Entdecker.
Das Thema Wald hat in den letzten Jahren für keine guten Schlagzeilen gesorgt. Und das Areal rund um den Brocken und andere Abschnitte im Harz sehen auch alles andere als einladend aus. Graue Holzgerippe von abgestorbenen Fichten wirken schockierend.
Aber die Nationalpark-Akteure geben Antwort, machen Führungen und erklären: hier ist eine Baustelle Natur. Und wir erleben den Wandel von einem Wirtschaftswald zu einem Wildwald hautnah mit.
Die Fichten stammen aus der Zeit des Bergbaus, das weiche Holz wuchs schnell und wurde zur Abstützung der Stollen benutzt. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg haben die Briten Fichten gepflanzt, weil vorher alles abgeholzt wurde. Doch Fichten sind für diesen Landstrich völlig ungeeignet. Was jetzt entsteht, ist ein Mischwald, es wird aufgeforstet, und das neue Leben ist an einigen Stellen schon sichtbar. Aber es dauert noch 30 bis 50 Jahre. Bad Lauterberg eignet sich perfekt als Ausgangspunkt für Harz-Rundfahrer. Bad Harzburg, Braunlage, St. Andreasberg sind nicht weit, aber auch Ilsenburg, Wernigerode oder Quedlinburg sind gut zu erreichen. Ein Muss aber ist Goslar. Die 1000jährige Kaiserstadt mit ihrer UNESCO-Weltkulturerbe-Altstadt ist eine lebhafte Stadt mit malerischen Gassen und Plätzen zum Bummeln und Verweilen.
Zurück in Bad Lauterberg genießt man Ruhe und Beschaulichkeit, kann im Kurpark spazieren gehen, in der Altstadt shoppen oder mit der Seilbahn auf den Hausberg fahren.
Fast überall auf den Bergen ringsum findet man auch noch die guten alten Bauden zur gemütlichen Einkehr, berichtet Sandra Kemmling vom Stadtmarketing. Und auch davon, dass die alte Kneipp-Stadt zu neuem Leben erwacht.
Denn Gesundheit, zur-Ruhe-kommen und sich-selbst-immun-machen hat für junge Leute wieder enorme Anziehungskraft. 1926 hatte Pfarrer Sebastian Anton Kneipp seine Wasserkuren auch in Bad Lauterberg eingeführt. Heute gibt es acht Wassertretstellen und 12 ausgeschilderte Kneipp-Übungswege, die man auch allein erkunden kann.
Bad Lauterbergs Motto heißt: entdecken, leben, genießen.
Jeder kann für sich herausfinden, was das bedeutet.
Text: Sylvia Acksteiner
Foto: Frank Pfuhl