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2. Februar 2025
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Vereins für die Geschichte Berlins e.V. feierte 160. Gründungsjubiläum

Manfred Uhlitz (Foto: Volker Neef)

Dr. Manfred Uhlitz ist Vorsitzender des VfdGB-Gesamtvorstands. VfdGB steht für „Verein für die Geschichte Berlins e.V.“

Am 28. Januar luden Dr. Manfred Uhlitz sowie seine weiteren Vorstandskolleginnen und -kollegen ins Rote Rathaus nach Berlin-Mitte ein. Im Festsaal konnten die Vereinsmitglieder sowie die geladenen Gäste das 160. Gründungsjubiläum feiern. Im Rahmen eines Neujahrsempfangs ließ man die Zeit Revue passieren.Das Zieldes Vereins ist seit 1865: „Stadtgeschichte zu erforschen, lebendig zu halten und zugänglich zu machen.“ Exakt am 28. Januar 1865 gründeten engagierte Bürger den VfdGB.  

Die konstituierende Sitzung, die der Berliner Oberbürgermeister Karl Theodor Seydel, sodann für drei Jahre gewählter Vereinsvorsitzender, leitete, fand im damaligen „Café Royal“ an der Straße Unter den Linden/ Ecke Charlottenstraße statt. Eine Gedenktafel dort erinnert heute an die maßgeblichen Initiatoren, den jüdischen Arzt Dr. Julius Beer und Magistratssekretär Ferdinand Meyer. Eines ihrer Anliegen: „Die vom Verschwinden bedrohten alten Zeugnisse der Stadt möglichst den kommenden Generationen zu erhalten.“ Dem Verein sind im Laufe seines Bestehens zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten, darunter Louis Schneider, u.a. Vorleser von König Friedrich Wilhelm IV., Theodor Fontane, Theobald von Bethmann-Hollweg, August Wilhelm Prinz von Preußen, etliche Bürger- und Oberbürgermeister, beigetreten. Und heute? Der VfdGB ist weiterhin „eine alle Schichten der Bevölkerung umfassende Gemeinschaft von Freunden der Historie Berlins“. Auch überregional. Martin Mende, langjähriger Betreuer der Bibliothek und des Archivs, ausgezeichnet mit der „Fidicin“-Ehrenmedaille des Vereins, hat die hier knapp gefasste Geschichte in seiner Chronik anschaulich beschrieben. Viele seiner Beiträge und die seitens anderer versierter Mitglieder und Autoren finden sich bspw. auch unter der Internetadresse www.diegeschichteberlins.de

Seit 1884 gibt der VfdGB beliebte Publikationen, u.a. das Heft „Mitteilungen“ für die Mitglieder, seit 1951 das stadtbekannte Jahrbuch „Der Bär von Berlin“ sowie (auch im Buchhandel erhältlich) seit 2015 das spannende Magazin „Berliner Geschichte“ heraus.

Thomas Sandkühler (Foto: Volker Neef)

Dr. Manfred Uhlitz erwähnte in seiner Begrüßungsrede, das am Gründungstag 1865 Berlin eine europäische Großstadt war mit ihren damals 650.000 Einwohnern. Das ist im Vergleich zu heute, wo über 3,6 Millionen Einwohner in der Bundeshauptstadt zu Hause sind, nur ca. 1/6 gewesen. Er betonte auch: „An dieser Tatsache kommen wir historisch nie mehr vorbei: 29 Herren aus den Bereichen Handel, Politik und Wirtschaft gründeten am 28. Januar 1865 den Verein. Damen waren damals noch nicht vorgesehen“. Das sieht heute natürlich ganz anders aus. Er wies auch daraufhin: „Wir sitzen keineswegs im Elfenbeinturm. Wir sind die älteste Bürgerinitiative Berlins“.

Der Historiker Prof. Dr. Thomas Sandkühler lehrt an der Humboldt-Universität. Zudem ist er Stellvertretender Vorsitzender des VfdGB. Er gab den Anwesenden sowohl einen Rück- als auch einen Ausblick. Der Verein hat den Krieg 1870/1871 mit Frankreich erleben müssen sowie zwei schreckliche Weltkriege. Danach die Teilung der Stadt Berlin in Ost und West. Ein dunkler Fleck bis heute ist die Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 gewesen. Besonders schmerze immer noch, dass in dieser grauenvollen Zeit ehrbare jüdische Vereinsmitglieder von einigen wenigen Nazisympathisanten aus dem Verein herausgedrängt worden sind. Zahlreiche nicht-jüdische Vereinsmitglieder quittierten dieses schäbige Verhalten „mit einer Abstimmung mit den Füßen“. Hatte der Verein vor 1933 noch um 1.000 Mitglieder, waren es durch zahlreiche Austritte und die Ausschlüsse der jüdischen Mitglieder bedingt nur noch 450 Mitglieder im Dritten Reich.

Was Prof. Dr. Thomas Sandkühler heute mit Sorgen betrachtet, sind „seine zahlreichen Kolleginnen und Kollegen im Internet“. Da tummeln sich tausende „Historiker“ herum, die irgendwelche Sachen zu historischen Sachverhalten von sich geben. Diese „Historiker“ sind zu über 99 Prozent „selbsternannte Historiker“. Einen Abschluss an einer Universität im Lehrfach Geschichte können diese Pseudo-Historiker nicht vorweisen. Es gibt aber bedauerlicherweise Zeitgenossen, die in den sozialen Medien auf so einen Pseudo-Historiker stoßen und das Gesehene und das Gehörte als historische Wahrheit gedankenlos aufnehmen.

Der Landeskonservator und Direktor des Landesdenkmalamtes Berlin, Dr. Christoph Rauhut, sprach in seinen Vortrag „Berlin und seine jüngsten Wissenschaftsbauten“ an.  Dr. Cosima Götz ist seit 2022 Leiterin der Stabsstelle Stadtgeschichte der Stadt Augsburg. Sie erhielt den mit 4.000 Euro dotierten Wissenschaftspreis des VfdGB. Die Laudatio hielt Prof. Dr. Ingrid Scheurmann. Sie ist 1. Stellvertretende Vorsitzende des VfdGB. Die Denkmalpflegerin und Historikerin ist zudem Honorarprofessorin für Denkmalpflege an der TU Dortmund.

Ingrid Scheurmann (li.) und Cosima Götz (Foto: Volker Neef)

Für den herausragenden kulturellen Teil des Abends war die Pianistin Eleonora Kotlibulatova verantwortlich. Sie kam in Taschkent zur Welt. Die Usbekin schloss 2014 ihr Studium an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock erfolgreich ab. Die Konzertpianistin konnte bereits mehrere nationale und internationale Preise gewinnen.

Die Gäste wünschten Dr. Manfred Uhlitz sowie seinen weiteren Vorstandskolleginnen und -kollegen beim anschließenden Umtrunk ALLES GUTE für die nächsten 160 Jahre!

Text/Foto: Volker Neef