Willkommen – die Tegeler Markthalle hat geöffnet
22. Oktober 2021
Aufführungen des Deutsch-Jüdischen Theaters 
24. Oktober 2021
alle anzeigen

„Unsere Geschichte – 50 Jahre Transitstrecke“

Foto:Stimme der Hauptstadt / Michael Königs

„Unsere Geschichte – 50 Jahre Transitstrecke“: 

Hubertus Meyer-Burckhardt erinnert in NDR Dokumentation an Erlebnisse an der F 5 zwischen Bundesrepublik und DDR

Sendetermin: Donnerstag, 28. Oktober, 20.15 Uhr, NDR Fernsehen; ab Sonntag, 24. Oktober in der ARD Mediathek

Am 17. Dezember 1971 schaute die Welt gespannt in die damalige Bundeshauptstadt Bonn: Die Staatssekretäre der BRD und DDR, Egon Bahr und Michael Kohl, unterzeichneten das so genannte Transitabkommen. Darin wurden zehn Jahre nach dem Mauerbau auch die Reisebestimmungen nach Westberlin über das Staatsgebiet der DDR festgelegt. Die nördlichste der vier Transitstrecken war die Fernverkehrsstraße 5 von Lauenburg in Schleswig-Holstein bis nach Berlin-Staaken – 238 Kilometer durch die ehemalige DDR, die auch durch Ortschaften führten. Die NDR Dokumentation „Unsere Geschichte – 50 Jahre Transitstrecke“ erzählt die Geschichte der Strecke, von verbotenen Begegnungen, gescheiterten Fluchten und riskanten Grenzüberschreitungen. Das NDR Fernsehen zeigt den 90-minütigen Film am Donnerstag, 28. Oktober, um 20.15 Uhr. In die ARD Mediathek kommt er schon vier Tage früher – am Sonntag, 24. Oktober. Ergänzt wird die Dokumentation durch ein ausführliches Online-Dossier mit historischen Hintergründen und Zeitzeugen-Berichten unter NDR.de/transitstrecke.

Präsentator Hubertus Meyer-Burckhardt begibt sich für die Dokumentation im Stil eines Roadmovies auf eine historische Reise entlang der F 5. Für ihn gehört sie zu seiner Jugend. Als Student und später als Regie-Assistent in Berlin und Hamburg „bin ich die Strecke unzählige Male gefahren“, erinnert er sich. „Einmal ist das passiert. was man immer besonders fürchtete: Das Auto ging kaputt. Abschleppkosten: 800 DM in bar, sonst hätte man den Wagen konfisziert.“

Die Zeitzeugen, die parallel zum Roadmovie ihre Geschichte erzählen, lassen die Zuschauerinnen und Zuschauer ebenfalls an ihren teils einschneidenden Erfahrungen und Erlebnissen teilhaben. So erinnert sich Hartmut Richter, wie er 33 Personen zur Flucht verhalf – und beim 34. Versuch gemeinsam mit seiner Schwester erwischt wurde. 1975 wurde er in Potsdam wegen „staatsfeindlichen Menschenhandels“ inhaftiert. Seine Schwester leidet noch heute unter den Vorkommnissen. Von der „große Portion Herzlichkeit“ der Menschen in der DDR spricht Harald Schmitt – als akkreditierter Journalist des „Stern“-Magazins durfte er im Gegensatz zu anderen Transit-Reisenden auf der Strecke anhalten, mit den Menschen reden und Fotos machen. „Ich habe schnell verstanden, wie die Menschen in der DDR und an der F 5 tickten. Ich kam ihnen nahe.“

Achim Knablowski war mit Überzeugung Grenzer der Nationalen Volksarmee in Berlin Staaken, am Ende der F5 kurz vor dem Westen. Dagegen, was die Amerikaner in Vietnam gemacht haben, müsse er doch etwas tun! Zuletzt war er Ausbilder an der Unteroffiziersschule und bei der Stasi. Im November 89 geriet auch sein Leben aus dem Fugen – das Regime der DDR wankte, und dann existierte es nicht mehr. Noch im Dezember 1989 verließ Achim Knablowski die Staatssicherheit. Was da geschehen ist, passte nicht mehr in sein Bild. – Im Westen wollte er nie leben.

Seltenes Archivmaterial und aufwendige Spielszenen ergänzen die Fahrt von Hubertus Meyer-Burckhardt und öffnen so den Blick auf eine Zeit, die die Menschen im Norden bis heute nicht vergessen haben. (PM/Foto: Michael Königs)

Frank Pfuhl
Frank Pfuhl
SDHB Redaktion Berlin