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Ukrainische Gründerin in Berlin: Erfolg mit Balkon-Solarzellen für Heimwerker

Karolina Attspodina ist Finalistin bei den European Sustainable Energy Awards 2024. (Foto: WeDoSolar)

Ukrainische Gründerin in Berlin: Erfolg mit Balkon-Solarzellen für Heimwerker

Karolina Attspodina ist Finalistin des Europäischen Preises für nachhaltige Energie 2024

Die in Deutschland ansässige ukrainische Entwicklerin von Solar-Balkonbausätzen Karolina Attspodina ist mit ihrem Unternehmen WeDoSolar Finalistin bei den European Sustainable Energy Awards 2024. Die Pionierin der erneuerbaren Energien hat es sich zur Aufgabe gemacht, Solarenergie auf den Balkon zu bringen. Damit setzt sie gleichzeitig ein Zeichen für Vielfalt in einer von Männern dominierten Branche.

Attspodina ist eine von drei Finalistinnen in der Kategorie „Woman in Energy“. Mit dieser Auszeichnung werden Frauen gewürdigt, die mit ihrer Arbeit und ihren Produkten dazu beitragen, den Übergang zu sauberer Energie in Europa voranzutreiben. Besonderes Augenmerk wird auf die Bemühungen gelegt, die Gleichstellung der Geschlechter und die Chancengleichheit im Energiesektor zu fördern.

„WeDoSolar wurde aus der Überzeugung heraus geboren, dass jeder Mensch die Möglichkeit haben sollte, die Kraft der Sonne zu nutzen und damit sowohl finanzielle Einsparungen zu erzielen als auch einen positiven Einfluss auf den Planeten auszuüben. Diese Mission treibt mich und unsere Arbeit jeden Tag an“, erklärte die Gründerin.

Karolina Attspodina bei der Installation eines ihrer Paneele auf dem Balkon (Foto: WeDoSolar)

Attspodina gründete WeDoSolar im September 2021. Im Februar 2022, nur wenige Tage vor dem russischen Angriff auf ihr Heimatland, kam das erste Produkt auf den Markt. „Es war sehr schwierig, weil ich auch Familie und viele Freunde in der Ukraine habe. Alles musste gleichzeitig erledigt werden. Ich fuhr an die Grenze, holte Leute ab, entwickelte mein Produkt, sammelte Investoren ein“, schilderte die Unternehmerin das Erlebte.

Attspodinas Unternehmen bietet leichte, superdünne Photovoltaik-Paneele an, die Mieter selbst an Balkongeländern anbringen können, ohne einen Elektriker zu benötigen. Ein intelligenter 5G-Wechselrichter, der ebenfalls von WeDoSolar entwickelt wurde, wandelt den Solarstrom in Netzstrom um, indem er einfach in eine normale Steckdose gesteckt wird. Das speziell entwickelte Batteriesystem ermöglicht den Nutzern die Wahl, ob sie ihre Haushaltsgeräte direkt mit Strom versorgen oder die Energie speichern wollen, um sie dann zu nutzen, wenn diese am meisten gebraucht wird.

„Unsere Produkte wurden alle unter dem Aspekt des Heimwerkens entwickelt. Jeder kann sie einfach auf dem Balkon aufhängen und in eine Steckdose stecken. In einer durchschnittlichen Wohnung kann unsere Lösung bei voller Produktionskapazität die Stromrechnung um bis zu 25 Prozent senken und bis zu 600 Kilogramm Kohlendioxid pro Jahr einsparen“, erklärte Attspodina.

Eine App verfolgt, wie viel Solarstrom produziert wurde und zeigt den Verbrauchern auch ihre Kohlendioxid-Einsparungen in Echtzeit an. Die Initialzündung für WeDoSolar war der persönliche Wunsch, Solarenergie in meiner eigenen Wohnung zu nutzen“, erinnerte sich Karolina Attspodina.

Das Start-up hatte damit gerechnet, innerhalb des ersten Jahres 3.000 Kunden zu haben. Doch angesichts der steigenden Energiepreise waren die ersten Balkon-Solar-Kits sofort ausverkauft und die angestrebte Anzahl von Kunden bereits im ersten Monat erreicht. Inzwischen liefert WeDoSolar in 24 Länder der Europäischen Union.

Auf ihrem Weg musste Karolina Attspodina viele geschlechtsspezifische Vorurteile überwinden. „Bei der Beschaffung von Finanzmitteln für das Unternehmen war ich einer verstärkten Kontrolle ausgesetzt. Auch die Forderung nach konkreten Erfolgsnachweisen anstelle der Präsentation einer Vision hat die geschlechtsspezifischen Vorurteile deutlich gemacht. Es ist eine bedauerliche Tatsache, dass für Frauen in Führungspositionen oft andere Maßstäbe gelten als für ihre männlichen Kollegen“, beklagte Karolina Attspodina.

Diese Erfahrung hat sie dazu veranlasst, mit verschiedenen Universitäten zu kooperieren und insbesondere Studentinnen zu ermutigen, sich im Bereich der sauberen Energie zu engagieren.

Künftig baut WeDoSolar sein Angebot an Solarlösungen aus. „Wir erweitern unsere Produktpalette, um ein breiteres Publikum zum Beispiel Einfamilienhaushalte oder Gemeinschaftsstromprojekte zu erreichen. Zudem entwickeln wir intelligente Batterielösungen und Solarfensteraufkleber für Menschen ohne Balkon. Unsere Vision ist es, den Solarmarkt mit Produkten zu revolutionieren, die nicht nur bahnbrechend, sondern auch benutzerfreundlich und einfach zu installieren sind“, so die Unternehmerin.

EUSEW-Preise für Europas beste Energieprojekte

Mit den Europäischen Preisen für nachhaltige Energie (EUSEW Awards) werden herausragende Einzelpersonen und Projekte für ihre Innovationen und Bemühungen im Bereich Energieeffizienz und erneuerbare Energien ausgezeichnet. Die neun Finalisten wurden von einer hochrangigen Jury in drei Kategorien ausgewählt: Innovation, lokale Energiemaßnahmen und Frauen im Energiebereich. Die Finalisten werden einer öffentlichen Online-Abstimmung unterzogen, die ab sofort bis zum 2. Juni läuft EUSEW Interactive.

Die Gewinner werden im Rahmen der EUSEW-Preisverleihung im Juni 2024 bekannt gegeben. 

Die Europäische Woche für nachhaltige Energie (EUSEW) ist die größte jährliche Veranstaltung zum Thema erneuerbare Energien und effiziente Energienutzung in Europa. Sie findet vom 11. bis 13. Juni unter dem Motto „Netto-Null-Lösungen für ein wettbewerbsfähiges Europa“ statt. Die Veranstaltung bringt Behörden, Privatunternehmen, Nichtregierungsorganisationen und Verbraucher zusammen, um Initiativen zur Beschleunigung der Dekarbonisierung durch grüne Technologien und Lösungen für einen fairen und gerechten Übergang für Menschen und wettbewerbsfähige Unternehmen zu fördern.

Text: Bernd Bauer

Foto: WeDoSolar

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