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Thilo Sarrazin beim 74. Tegeler Gespräch

Thilo Sarrazin (Foto: Volker Neef)

Am närrischen 11.11. fand das 73. Tegeler Gespräch statt.

Der Gründer des Tegeler Gespräch, Dirk Steffel, konnte vor fast 300 Gästen Thilo Sarrazin begrüßen. Dirk Steffel rief 1999 das „Tegeler Gespräch“ ins Leben. In den 25 Jahren des Bestehens kamen 170 Redner zu Wort, denen über 10.000 Bürger zugehört hatten.

Frank Henkel (li.) und Dirk Steffel (Foto: Volker Neef)

Thilo Sarrazin kam 1945 zur Welt. Der promovierte Volkswirt war in Rheinland-Pfalz von 1991 bis 1997 Staatssekretär im Finanzministerium. Er war bei der Deutschen Bahn von 2000 bis 2001 im Vorstand tätig. Der Regierende Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) berief ihn 2002 zum Finanzsenator. Dieses Amt hatte er bis 2009 inne. Von 2009 bis 2010 gehörte er dem Vorstand der Deutschen Bundesbank an. Sein 2010 erschienenes Buch „Deutschland schafft sich ab“ schaffte es auf die Bestsellerlisten großer Nachrichtenmagazine. Im August 2024 brachte er sein Buch „Deutschland auf der schiefen Bahn: Wohin steuert unser Land“? heraus. Es ist bekannt, mit seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ machte er sich nicht viele Freunde. Das sprach der Moderator des Abends, der ehemalige Berliner Innensenator und CDU-Landesvorsitzende Frank Henkel, an. Thilo Sarrazin erinnerte an die Aussage der damaligen Bundeskanzlerin und CDU-Bundesvorsitzenden Angela Merkel. Sie bezeichnete das Buch, ohne es je gelesen zu haben, als „wenig hilfreich“. Das Werk setzte auch einen Ausschlussantrag aus der SPD in Gang. Thilo Sarrazin trat 1973 in die SPD ein. Beim parteiinternen Ausschlussverfahren vertrat ihn damals der Berliner Staatssekretär aus der Justizverwaltung, Hasso Lieber. Das Verfahren dehnte sich wie Kaugummi. Im Juli 2020 entzog ihm die SPD die Mitgliedschaft.

Thilo Sarrazin (li.) und Frank Henkel (Foto: Volker Neef)

Thilo Sarrazin konnte in Tegel berichten: „Die Zusammenarbeit mit Klaus Wowereit war sehr gut“. Der ehemalige Senator betonte, er sei kein Nostalgiker. „Nostalgie ist ein schlechter Ratgeber. Man kann aber aus der Vergangenheit lernen“. Der Diplom-Volkswirt beherrscht die Zahlen. Er wies daraufhin, 1964 kamen in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR 1,4 Millionen Kinder zur Welt. 2023 waren es knapp 0,7 Millionen. Davon hatten 50 Prozent einen Migrationshintergrund. Wenn diese Zahlen so weitergehen, werden 2070 knapp 80 Prozent der Neugeborenen einen Migrationshintergrund aufweisen.

Das gehört auch zur Wahrheit: Die Eingewanderten und ihre Nachkommen verbieten es den Deutschen Müllers, Lehmanns, Schulzes nicht, Kinder in die Welt zu setzen! Man beobachtet seit Jahrzehnten, dass der reine „Biodeutsche“ auf die Bremse tritt, wenn es darum geht, Vater und Mutter zu werden. Ist das dann doch der Fall, haben die deutschen Familien statistisch gesehen 1,5 Kinder.

In Bezug auf das Vermögen im Land Berlin teilte Thilo Sarrazin mit: „Die Einnahmen in Berlin pro Kopf übertreffen die Einnahmen in München. Berlin hat kein Einnahmeproblem. Es hatte immer schon ein Ausgabenproblem“. Frank Henkel bohrte auch einmal nach, ob man dem Autor und ehemaligen Senator nach seinem Ausschluss aus der SPD nicht andere Parteimitgliedschaften angeboten habe? „Als die AfD gegründet worden war, kam Herr Lucke (Anmerkung: Der damalige Parteivorsitzende) auf mich zu. Ich habe ihm aber mitgeteilt, ich bin zu alt für solche Sachen“.

Man erlebte in Tegel einen sehr milden Thilo Sarrazin! Er wies es von sich, ein Feind der Ausländer und Einwanderer zu sein! „Wer etwas tut für unser Land, der ist willkommen“. Er berichtete auch, kürzlich habe ein Handwerksbetrieb eine Reparatur in der Wohnung von Thilo Sarrazin vorgenommen. „Der Handwerkermeister stammte aus der Türkei und hat sehr gute und kostengünstige Arbeit an den Tag gelegt. Solche Leute sind doch ein Gewinn für Deutschland“.

Der Name Sarrazin polarisiert immer noch! Ein kleines Häuflein Gegendemonstranten sah man in Tegel. Die vor Ort weilenden Polizeibeamten mussten aber nicht eingreifen.

Am 6. Dezember findet das nächste „Tegeler Gespräch“ statt. Dirk Steffel darf dann Dr. jur. Helmut Thoma, den ehemaligen RTL-Geschäftsführer, begrüßen.

Text/Foto: Volker Neef