Zeit ist die einzige physikalische Größe, die nur eine Richtung kennt. Aber anders als Uhren, die immer gleiche Einheiten anzeigen, empfinden Menschen das Vergehen der Zeit unterschiedlich. Wie die Zeit in den vergangenen Jahrtausenden eingeteilt und vermessen wurde und welche Auswirkungen diese Messung auf den Alltag der Menschen und die innere Uhr hat, erklärt Professor Harald Lesch in zwei Folgen von „Terra X“. Beide Folgen sind an den Sonntagen, 3. und 10. November 2024, 19.30 Uhr, im ZDF zu sehen und bereits jetzt in der ZDFmediathek verfügbar.
Die Entdeckung der Zeit
Für die Vorfahren der Menschen waren es vor allem durch Jahreszeiten hervorgerufene Veränderungen, die das Maß der Zeit bestimmten. Frühe Hochkulturen wie Ägypten, Sumer und Babylon unterteilten das Jahr bereits in Monate, die sich nach dem Mond richteten. Da das Mondjahr kürzer als das Sonnenjahr ist, hängten die Ägypter fünf Extratage an, das im dritten Jahrhundert vor Christus eingeführte Schaltjahr glich den im Vergleich zum Sonnenjahr noch zu kurzen Vierteltag aus. Julius Cäsar übernahm bei seiner großen Kalenderreform im Jahr 45 vor Christus diese Zählung für das Römische Reich. Um 525 nach Christus rechnete der Mönch Dionysius Exiguus das Geburtsjahr Christi aus und leitete damit die bis heute gültige lineare Zeitrechnung ein; die langsame Loslösung der Zeit von natürlichen Zyklen begann. Damit setzte aber auch – zunächst unbewusst – die Säkularisierung der Zeit ein. Sie wurde zunehmend als „Wirtschaftsgut“ wahrgenommen und entsprechend verrechnet.
Die Vermessung der Zeit
Jeder Mensch verfügt über eine innere Uhr: Der sogenannte zirkadiane Rhythmus bestimmt, wann man müde oder hungrig ist, er steuert die Herzfrequenz, den Stoffwechsel, den Hormonspiegel, die Körpertemperatur und die geistige Leistungsfähigkeit. Störungen dieses Rhythmus haben wissenschaftlichen Studien zufolge weitreichende Auswirkungen auf die Gesundheit. Doch heute bestimmen Uhren – unabhängig vom individuellen Zeitempfinden – den Alltag und unterteilen Tage in immer gleiche Abschnitte. Mit der Einführung von festen Gebetszeiten durch den Mönch Benedikt von Nursia im sechsten Jahrhundert erhielten Tag und Nacht eine neue Einteilung. Zeit wurde nicht mehr nach Tagen, sondern nach Stunden berechnet, was Auswirkungen auf die Arbeitswelt hatte. Die immer präzisere Zeitmessung führte zu einem immer stärker reglementierten Arbeitstag, um das Funktionieren des Wirtschaftssystems zu gewährleisten. Eine lang angelegte Studie der Harvard-Universität zeigt, dass man darauf achten sollte, wie man seine Zeit nutzt. Denn: Zeit und Glück hängen miteinander zusammen.
Das teilte unserer Redaktion die Pressestelle des ZDF mit. (© ZDF und Jan Prillwitz)