Die vierte Staffel der „Terra X“-Reihe begleitet einen Scharfrichter, eine Physikerin und einen Passfälscher
Der Scharfrichter Frantz Schmidt kämpft 1593 in Nürnberg um sein Bürgerrecht, die Physikerin Laura Bassi 1752 in Bologna um die Anerkennung als gleichberechtigte Wissenschaftlerin und der jüdische Passfälscher Cioma Schönhaus im Berlin des Jahres 1943 um sein Überleben unter der Naziherrschaft: Die vierte Staffel der „Terra X“-Reihe „Ein Tag in …“ stellt drei starke Persönlichkeiten vor – Menschen, die es wirklich gab. Ihre Geschichten sind Rekonstruktionen aus Tagebüchern, Korrespondenzen, Forschungsarbeiten und zeitgenössischen Quellen, die Expertinnen und Experten ausgewertet haben.
Bologna feiert seinen Superstar Laura Bassi (1711–1778): Als sie mit 21 Jahren die Doktorwürde erhält, beschließt sogar der Papst, die talentierte Forscherin zu fördern. Sie ist Europas erste Philosophieprofessorin und die erste Frau weltweit, die einen Blitzableiter bauen will. Trotz ihrer Leistungen muss sie sich immer wieder in der von Männern dominierten Welt der Wissenschaft durchsetzen. Die „Terra X“-Dokumentation rekonstruiert diesen bedeutsamen Tag im Leben der Laura Bassi. Laura Bassi ist eine Frau, die nicht viel auf Konventionen gibt. Ein Zeitgenosse schrieb über sie: „Sie fürchtet sich vor niemandem.“ 1752 ist die Naturphilosophin fest entschlossen, am Turm der Universität von Bologna einen Blitzableiter anzubringen. Bologna ist mit seinen vielen Kirch- und Geschlechtertürmen besonders anfällig für Blitzschäden. Doch die Erfindung des Blitzableiters ist relativ neu, wenig erprobt und selbst in Wissenschaftskreisen umstritten. Auch Lauras männliche Kollegen halten ihren Plan für gefährlich, wenn nicht sogar für unverantwortlich, und boykottieren ihren Plan. Laura Bassi lässt sich davon nicht abschrecken. Sie weiß aber, dass sie die mächtigsten Männer der Stadt auf ihre Seite bringen muss. Am besten wäre es, wenn nicht nur der Magistrat und der Vorstand der Universität, sondern auch der Legat des Papstes ihr ehrgeiziges Projekt unterstützen würde.
So brillant Laura auch ist – als Frau werden ihr oft Steine in den Weg gelegt. Zwar erhält sie mit nur 21 Jahren die Doktorwürde und eine Professur für Philosophie an der Universität von Bologna, doch sie muss darum kämpfen, in den Leitungszirkel der Naturwissenschaftlichen Akademie aufgenommen zu werden. Dabei trägt sie wesentlich zur Verbreitung der damals noch jungen Experimentalphysik bei, steht in ständigem Austausch mit den größten Denkern und Universitäten ihrer Zeit und kennt die wichtigsten Forschungsarbeiten. Trotz ihrer Dreifachbelastung als Mutter, Ehefrau und ordentliche Professorin vertieft sie sich in das Thema Elektrizität und wagt schließlich das gefährliche Experiment mit einem Blitzableiter-Modell. Dazu hat sie die wichtigsten Entscheidungsträger Bolognas in ihr Heimlabor eingeladen. Der Ausgang des Versuchs entscheidet nicht nur über die Zukunft ihres Projekts, sondern auch über die Anerkennung ihrer Verdienste als Physikerin.
1943 soll Berlin nach dem Willen Adolf Hitlers „judenrein“ werden. Cioma Schönhaus (1922–2015) ist einer der Zehntausenden Juden, die nicht rechtzeitig ausgereist sind und nun von der Deportation in den Osten bedroht sind. Unter falscher Identität taucht er unter und hilft sich und anderen Juden, die Verfolgung durch die Nazis zu überleben. Getragen von der Originalstimme Cioma Schönhaus‘ erzählt die „Terra X“-Folge „Ein Tag in Berlin 1943“ die Geschichte dieser unerschrockenen Persönlichkeit.
Im vierten Kriegsjahr steuert der Holocaust, die Vernichtung der europäischen Juden, auf seinen Höhepunkt zu. Mehr als 50.000 Berliner Juden sind bereits in den Osten verschleppt worden. Jene, die der Deportation in die Vernichtungslager bis dahin entkommen konnten, sind rechtlos, verfemt und todgeweiht. Polizeikontrollen und Denunzianten lauern an jeder Ecke. Der 20-jährige Cioma Schönhaus lebt als einziger aus seiner Familie noch in Berlin. Seine Eltern, seine Großmutter, Onkel und Tanten – sie alle sind bereits verschleppt worden. Jeden Tag könnte die Gestapo auch vor Ciomas Tür stehen. Er verlässt die elterliche Wohnung und taucht wie Tausende andere Verfolgte in der Stadt unter. Doch sich verstecken und sich zum Opfer der Nazis machen, will er nicht: Er tarnt sich als sogenannter „arischer“ Deutscher – mit einem falschen Namen und einem ausgedachten Lebenslauf.
Auch äußerlich passt sich Cioma Schönhaus an sein Umfeld an: Er trägt die Haare wie ein „Arier“ kurz geschnitten mit Seitenscheitel und einen Anzug. Um nicht entdeckt zu werden, wechselt er so oft wie möglich seine Unterkunft und geht jeden Tag pünktlich um 8 Uhr zur Arbeit. Und die ist brisant: Cioma Schönhaus manipuliert kunstvoll Ausweisdokumente, die ihm selbst und anderen Juden eine scheinbar legale Identität verschaffen. Als Passfälscher wird er Teil eines Widerstandsnetzes und verhilft dadurch Hunderten Verfolgten zur Flucht. Dabei gelingt es ihm, mit einer gehörigen Portion Chuzpe in einer schier ausweglosen Situation die Lebenslust zu bewahren. Als er auffliegt, wagt er eine abenteuerliche Flucht quer durch Deutschland bis in die Schweiz. Seinem Sohn Sascha Schönhaus berichtet er später detailliert von seinem Leben als „U-Boot“ in Berlin, wie sich die untergetauchten Juden selbst nennen.
ZDFmediathek mittwochs vor Ausstrahlung, ab 9. Oktober 2024, zehn Jahre lang
ZDF sonntags, ab 13. Oktober 2024, 19.30 Uhr
Terra X: Ein Tag in Nürnberg 1593 – Der Scharfrichter Frantz Schmidt (1/3)
ARTE Mediathek: Ab Freitag, 6. September 2024
ARTE: Samstag, 7. September 2024, 22.25 Uhr
Terra X: Ein Tag in Bologna 1752 – Die Physikerin Laura Bassi (2/3)
ZDFmediathek: ab Mittwoch, 16. Oktober 2024, zehn Jahre lang
ZDF: Sonntag, 20. Oktober 2024, 19.30 Uhr
ARTE Mediathek: Ab Freitag, 6. September 2024
ARTE: Samstag, 7. September 2024, 23.20 Uhr
Terra X: Ein Tag in Berlin 1943 – Der Passfälscher Cioma Schönhaus (3/3)
ZDFmediathek: ab Mittwoch, 23. Oktober 2024, zehn Jahre lang
ZDF: Sonntag, 27. Oktober 2024, 19.30 Uhr.
Das teilte unserer Redaktion die Pressestelle des ZDF mit. (© ZDF und Armands Virbulis; © ZDF und Raimongs Birkenfelds)