Seidelstraßen-Brücke ade
In einem Kinderlied heißt es ja bekanntlich „Goldne, goldne Brücke, wer hat sie denn zerbrochen?“.
Zerbrochen hat die Brücke an der Seidelstraße im Bezirk Reinickendorf die BVG! Natürlich war die Brücke, über die man nicht gehen konnte, aus Stein und nicht aus Gold. Die U-Bahnlinie 6 fuhr bis November 2022 darüber. Seitdem ruht zwischen den Stationen Alt Tegel und Kurt-Schumacher-Damm der U-Bahnverkehr und die Fahrt erfolgt auf diesen Abschnitten mit Bussen.
Die Brücke an der, besser: über der Seidelstraße bestand aus Spannbeton. Ihr Bogen kam auf fast 66 Meter Länge, die Gesamtlänge betrug ca. 83 Meter. Sie hatte man 1957 errichtet und ein Jahr später in Betrieb genommen. Ihre Breite kam auf fast 10 Meter.
Eine Brücke wird regelmäßig in Deutschland überprüft durch Behördenvertreter. Ähnliches kennen Autobesitzer. Sie müssen ihr Fahrzeug alle 2 Jahre zu einer Hauptuntersuchung bringen. Da prüft ein amtlich anerkannter Sachverständiger den PKW auf „Herz und Nieren“.
Bereits vor knapp 2 Jahrzehnten stellte man fest, dass die Seidelstraßen-Brücke Risse im Scheitelbereich aufweist. Obwohl die Brücke unter Denkmalschutzschutz gestanden hatte, konnte dies das Todesurteil der Brücke nicht verhindern.
Am 17. März fanden die Arbeiten zum Abriss der Brücke statt. BVG-U-Bahnbauchef Uwe Kutscher konnte am frühen Montagmorgen, also am 20. März, verkünden, dass sämtliche Abrissmaßnahmen im Plan gelegen haben. Die Brücke Seidelstraße ist nunmehr Geschichte.
Die Abbruchmasse bestand aus ca. 1.200 Kubikmeter Beton sowie 100 Tonnen Stahl. Ab April wird an gleicher Stelle die Nachfolgebrücke errichtet werden. Sie soll nächstes Jahr fertiggestellt sein. Man geht von 100 Millionen Euro Kosten für Abriss und Neubau aus.
Also, 100 Millionen Euro oder 0,1 Milliarden Euro, dafür kann man sich eine Menge Gold kaufen. Aktuell kostete am 20. März, gegen Mittag, 1 Kg Gold bei den deutschen Banken ca. 58.500 Euro. Für 100 Millionen Euro erhält der Käufer knapp 1.700 Kg Gold. Dann stimmt es ja! Die Brücke Seidelstraße in Reinickendorf ist eine goldene Brücke!
Text: Volker Neef
Foto: Frank Pfuhl