Richard Wagner Museum- Historische Gralsglocken erklingen
Für die Uraufführung des „Parsifal“ 1882 gab Richard Wagner bei der Bayreuther Klavierfabrik Eduard Steingraeber ein „Gralsglocken-Klavier“ in Auftrag.
Für die vier Gralsglocken in C – G – A – E, die im Parsifal bei den Verwandlungen im 1. und 3. Aufzug erklingen, wünschte sich Richard Wagner einen mächtigen, aber nicht metallischen Klang von erhabener Größe. Alle vier Glocken sollten noch tiefere Töne erzeugen als das tiefe C der Josephinischen Glocke, die sogenannte „Pummerin“, die tiefste Glocke des Wiener Stephansdoms. Diese besteht bereits aus 22 Tonnen gegossenem Eisen und hat einen Durchmesser mehr als 3 Metern. Eine Glocke, die das gewünschte Kontra-E produzieren würde, hätte demnach einen Durchmesser von 8 Metern und ein Gewicht von 280 Tonnen. Das lässt sich in einem Orchestergraben sicher nicht realisieren.
Insgesamt repräsentieren die Gralsglocken in „Parsifal“ die zentralen Themen der Oper, nämlich Erlösung, Buße, spirituelle Suche und die Kraft des Göttlichen. Sie spielen eine bedeutende Rolle in der Darstellung des Grals als Quelle der spirituellen Kraft und als Ziel der Sehnsucht der Gralsritter nach einem höheren Sinn und spirituellen Erleuchtung.
1926 baute Burkhard Steingraeber ein Glockenklavier für Siegfried Wagner und Karl Muck, das wie ein Hackbrett angeschlagen wurde. Es ist jedoch ein aufrecht stehendes Instrument. Dieses Glockenklavier wird aktuell bis in den September 2023 jeden Tag um 12:00 Uhr für die Besucher des Richard Wagner Museums gespielt.
Dieses dritte „Gralsglocken-Klavier“ ist auf den ältesten Schallplattenaufnahmen von 1927 aus dem Bayreuther Festspielhaus zu hören ist. Heute befindet sich das Instrument in Privatbesitz.
Text/Foto: Joachim Skambraks, Stimme der Hauptstadt Berlin – Chefredaktion München und Bayern