Ready for Take off, Tegel
Am 8. November 2020 hieß es zum letzten Mal „Ready For Take off“ am Flughafen Tegel, der offiziell die Bezeichnung Otto-Lilienthal-Flughafen getragen hatte. Seit dieser Zeit ist der Flughafen für den Linien- und Frachtverkehr dauerhaft geschlossen.
Das internationale Kürzel in der Fliegersprache, der IATA-Code, waren die drei Buchstaben TXL.
Wie geht es nun konkret weiter mit dem riesigen Areal? Dieser Frage ging am 16. Dezember der Journalist Ewald König in seinem „korrespondenten.cafe“ nach. Die Medienvertreter konnten Uwe Brockhausen (SPD), seit November im Amt als neuer Bezirksbürgermeister von Reinickendorf; Gudrun Sack, Geschäftsführerin der Tegel Projekt GmbH / Urban Tech Republic; Benno Hübel, Geschäftsführer des Traditionsunternehmens SAWADE sowie Ralf Zürn, Werbeagentur unit ZÜRN, Initiator des Bezirksporträts Reinickendorf, begrüßen. Die Nachnutzung des TXL ist eines der größten Projekte Europas. Durch diese Nachnutzung wird nicht nur der Bezirk Reinickendorf sich in Zukunft anders darstellen. Der ehemalige Flughafen Berlin-Tegel wird auch die Bundeshauptstadt Berlin stark beeinflussen und für Veränderungen sorgen. Uwe Brockhausen sprach davon: „Wir erleben es ja weltweit: Die Ballungsräume wachsen“. Er ist froh darüber, dass „wir überall erleben, der Standort Tegel wird sehr stark nachgefragt. Investoren entdecken den schlafenden Riesen. Die Anfänge sind gemacht“.
Der Bezirksbürgermeister wies auch darauf hin, wie stark sich Reinickendorf augenblicklich angenehm verändert. In Tegel in der Gorkistraße hat man bereits kürzlich eine neue Einkaufsstraße erstellt. Im Märkischen Viertel entsteht ein neues Zentrum. „Das Ziel soll ja auch sein, alle Reinickendorferinnen und Reinickendorfer sollen etwas von diesen Veränderungen haben. Auch am Kurt-Schumacher-Platz stehen wir vor großen Umbrüchen. Das neue Schumacher-Quartier wird das Eingangstor von Reinickendorf werden. Reinickendorf wird sich ganz neu entwickeln. Ich freue mich sehr auf diese Entwicklung. Es ist nicht mehr das Reinickendorf von gestern. Reinickendorf hat eine große Zukunft vor sich. Ich schwärme! In 5, 6 Jahren wird man diesen Bezirk kaum wiedererkennen. Reinickendorf wird der Zukunftsstandort von ganz Berlin werden“. Benno Hübel, der seit 2013 für das edle Konfekt aus dem Hause Sawade verantwortlich ist, erklärte: „Ende der 60er Jahre siedelte sich Sawade in Reinickendorf an. In rund 350 Fachgeschäften in ganz Deutschland verkauft man unsere Produkte aus Reinickendorf. Von Reinickendorf aus blicken wir positiv in die Zukunft“. Ralf Zürn wies daraufhin, dass Reinickendorf untrennbar mit dem Erbe der Gebrüder Humboldt und der Villa Borsig verbunden ist. „Reinickendorf verfügt über eine exzellente Infrastruktur. Ein Faustpfand für diesen wunderbaren Bezirk ist auch: Es geht dort still zu. Der Bezirk ist weder für laut noch hektisch bekannt“. Uwe Brockhausen möchte auch das Erbe in Ehren halten, nämlich das französische Erbe. Nach dem schrecklichen Zweiten Weltkrieg gehörte Reinickendorf zum Sektor der Französischen Streitmacht. „Wir sind uns dieses Erbes und der sich daraus ergebenden Verantwortung sehr bewusst. Mir liegt viel daran, die menschlichen Kontakte zu verbessern. Dazu gehören ein stärkerer Jugend- und Kulturaustausch mit unserer Partnerstadt Antony, die wenige Kilometer südlich von Paris liegt“. Gudrun Sack erinnerte daran, dass der TXL eine beeindruckende französische Geschichte vorweisen kann. „Die erste gelandete Maschine 1974 in Tegel und die letzte gestartete Maschine 2020 vom TXL trugen französische Hoheitszeichen“. Auf der fast 500 Hektar großen Fläche des ehemaligen TXL werden demnächst Projekte ausgehen, die weit über den Himmel von Tegel und sogar ganz Berlin hinausstrahlen werden. Es darf ja auch erwähnt werden: Tegel hat einen ausgezeichneten Ruf! Besucher aus aller Welt kamen hier an und starteten von hier aus. Bei knapp 100 Ortsteilen in Berlin kann Tegel für sich in Anspruch nehmen, der Primus inter Pares zu sein. Das war so, das ist so, das wird lange, lange so bleiben. (Text: Volker Neef/Foto: Frank Pfuhl; Volker Neef)