Ralf Ehrlich und die „Kinder der Koppenstraße“
An der Musikhochschule Hanns Eisler studierte Ralf Ehrlich erfolgreich. Mittlerweile verfügt er über 30 Jahre Berufserfahrung als verantwortlicher Ansprechpartner in den Bereichen Musik -und Hörspielproduktion.
Man kennt ihn auch von Theaterproduktionen und-vorstellungen, stationären und mobilen Rundfunk -und Fernseh-Live-Übertragungen, dem Nachrichtenfernsehen sowie von Dokumentarfilm Postproduktionen. Ralf Ehrlich ist auch bekannt aufgrund seines eigenen Labels, einem Hörbuchverlag, von Auftragskompositionen für TV und Theater, diversen CD-Produktionen. Er war und ist Mitarbeiter bei ARD, ZDF, rbb, MDR, n-tv, SAT 1, rtl. Zudem ist er Dozent im Fachbereich Audiotechnik und Mitglied der GEMA.
Er gab n-tv in den Jahren 2001 bis 2003, also bis zur Übernahme durch RTL, das musikalische Sendeprofil.
60 Opener, Closer und Soundscapes stammten damals aus seiner Feder, seinen Arrangements, die hervorragend gemischt und produziert wurden mit seinem Kollegen Ulli Gladisch, der heute den „Ton“ angibt in der MuMuD in Graz an der Mur in der Steiermark.
Ralf Ehrlich ist jetzt wieder einmal als Regisseur in Erscheinung getreten. Für das Hörbuch „Kinder der Koppenstraße“, dass eine Länge von fast 76 Minuten aufweist, ist er der Regisseur. Das Werk entstand nach einer Erzählung von Waldemar Brust. Es geht um den Friedrichshain, speziell in der Zeit von 1920 bis 1930. Hans Werner Bussinger ist der Sprecher des Hörbuchs. Unsere Redaktion hat das Hörbuch bereits gehört und wir waren uns alle einig: „Ein Meisterwerk“! Wir sprachen mit Ralf Ehrlich.
STIMME-DER-HAUPTSTADT: Der Schriftsteller Waldemar Brust ist das 15. Kind einer Eisenbahnerfamilie und kam 1919 in Berlin-Friedrichshain in der Koppenstraße zur Welt. Was faszinierte Sie persönlich so an dem Werk „Kinder der Koppenstraße“?
Ralf Ehrlich: „In erster Linie die Tatsache, dass auf Berliner Hinterhöfen Rinder und allerlei andere Tiere ein Zuhause hatten so wie auf einem Bauernhof. Und natürlich die Streiche in der Schulzeit, die ähnlich denen waren, die ich selbst in meiner Schulzeit erlebt habe. Da ich ja bereits eine andere Produktion erfolgreich abgeschlossen hatte, freute ich mich besonders auf Gestaltung und Stimme des Sprechers Hans Werner Bussinger bei dieser Geschichte“.
STIMME-DER-HAUPTSTADT: Ist der Friedrichshain für Sie von persönlicher Bedeutung? Sie haben ja in Berlin studiert. Haben Sie hier mal gelebt oder als Student vielleicht im Friedrichshain gejobbt?
Ralf Ehrlich: „Ich hatte die eine oder andere berufliche Gelegenheit – meist mit ORB und rbb – dort zu arbeiten. Während des Studiums lernten wir als Studenten gemeinsam, da dort Kommilitonen wohnten. Aber eine besondere Beziehung zum Friedrichshain habe ich nicht. Was heute noch an den im Buch beschriebenen Schauplätzen steht, ist ja nicht mehr viel. Umso mehr kann ich mich dafür aber begeistern, was durch die Erinnerung des Autors für mich auf einmal vorstellbar wurde“.
STIMME-DER-HAUPTSTADT: Gehen Sieals Regisseur anders an der Umsetzung eines Buches zur Bearbeitung eines Hörspiels heran, wenn Sie einen persönlichen Bezug haben? Hätte beispielsweise ein Autor ein Werk verfasst über seine Jugend in New York, Tokio oder im Ruhrgebiet, Sie hätten zu diesen Orten und Regionen keinen Bezug gehabt. Beim Friedrichshain sieht es anders aus.
Ralf Ehrlich: „Wenn ich einen Bezug zu einer Region habe, dann ist der ganz besonders durch erlebte menschliche Kontakte bestimmt. Durch Sprache, Ausdruck und Dialekt. Und natürlich Lebens- und Arbeitszeit, die ich dort verbracht habe. Es gehören besondere akustische Bilder dazu, die man wahrnehmen kann, wenn man dafür sensibilisiert ist.
Genau das habe ich in der „Koppenstraße“ versucht, obwohl ich nicht vor 100 Jahren dabei war. Das Besondere an Geräuschen und Atmosphären ist, dass jeder Hörer seine eigene Vorstellung entwickeln kann. Ich habe mich natürlich an historischen Tonaufnahmen aller Art orientiert, um eher sachliche Passagen des Buches zu beleben.
Die Musik, die ich mir dazu unter meinem Pseudonym Wolf Blochauer einfallen ließ, hat vielleicht mehr mit Filmmusikvorstellungen der Gegenwart zu tun. Es sollen Gefühle von Menschen angesprochen werden. Und die gab es ja immer schon. Vielleicht „tönte“ der Friedrichshain damals so“.
STIMME-DER-HAUPTSTADT: Welchen Stellenwert hat für Sie als Privatperson der Schriftsteller Waldemar Brust?
Ralf Ehrlich: „Ich bin von Herrn Brust kontaktiert wurden. Er las einen Artikel in der „Abendzeitung“ über meine damalige kleine Produktionsstätte in der Media City Adlershof und schenkte mir ein Exemplar seines Buches.
Er war sehr erfreut zu hören, dass ich seine Kindheits- und Jugenderinnerungen zu einer Hörproduktion verwenden wollte. Wir saßen in seinem Haus und sprachen gemeinsam über die Geräusche, welche damals in den 1920er und 30er zu hören waren und unbedingt nachgestellt werden sollten.
Persönlich hatten wir kaum Kontakt mehr. Ich bin aber sehr froh einen Menschen getroffen zu haben, der über seine Erinnerungen so detailliert geschrieben hat. Es ist für mich ein Stück faszinierende Berliner Geschichte – kein literarisches Kunstwerk, aber eine durchaus erhaltenswerte Geschichte einer Generation, die es fast nicht mehr gibt. Das empfinde ich als Nichtberliner“.
STIMME-DER-HAUPTSTADT: Wie kann man das Hörbuch „Kinder der Koppenstraße“ erwerben?
Ralf Ehrlich: „Der Verkauf ist gerade gestartet. Es ist möglich, eine CD über den Buchhandel zu bestellen unter folgender ISBN-Nummer: 978-3-00-071841-0;
oder auch gern bei mir persönlich unter ralfehrlich.berlin@t-online.de; zum Preis von 15,00 € zzgl. 2,00 € für den Versand.
Der Download im Internet ist fest geplant, wird aber erst eingerichtet. Auf Wunsch wird jede CD auch gerne signiert.
Hörproben aus dieser Produktion gibt es unter
www.wolf-blochauer.de
STIMME-DER-HAUPTSTADT: Vielen Dank für das Gespräch.
Text: Volker Neef
Fotos: Der Tonabnehmer; Privat