Neujahrsempfang in  Pankow-Heinersdorf

Neujahrsempfang in  Pankow-Heinersdorf

Am 12. Januar hatte die „Ahmadiyya Muslim Jamaat in Deutschland“ zum Neujahrsempfang in den Bezirk Pankow eingeladen. 

Im Oktober 2008 hatte die Gemeinde im Ortsteil Heinersdorf die Khadija-Moschee eröffnet. Sie befindet sich in der Tiniusstraße 7.

Eigens aus Hessen angereist kam Abdullah Uwe Hans Peter Wagishauser. Er ist seit 1984 amtierender Vorsitzender der  Ahmadiyya Muslim Jamaat in Deutschland. Sie ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts (KdöR).

Gemeinsam mit Freunden, Nachbarn, Wegbegleitern sowie zahlreichen Ehrengästen aus Politik und Gesellschaft und anderen Religionsgemeinschaften zelebrierte man das 100-jährige Bestehen der Ahmadiyya Muslim Jamaat in Deutschland. Ein Filmbeitrag zeigte den Anwesenden, wie in den „Goldenen Zwanzigern“ des vorigen Jahrhunderts der Grundstein für eine Moschee auf deutschem Boden gelegt werden sollte in Berlin. Der ursprünglich geplante Ort in der Nähe der Heerstraße musste aufgegeben werden. Die damals grassierende Inflation sorgte dafür, dass die zahlreichen Spendengelder aus aller Welt, allen voran aus dem heutigen Pakistan und Indien, nicht mithalten konnten mit den damals so gewaltig gestiegenen Lohn- und Materialkosten. An anderer Stelle erfolgten dann Moscheebauten in Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg erbaute die Gemeinde u. a. in Frankfurt am Main und Hamburg Moscheen. Damit war man hierzulande Vorreiter in Bezug auf den Moscheebau. 

Abdullah Uwe Hans Peter Wagishauser und seine Gemeindemitglieder konnten unter den Gästen u. a. Sören Benn (LINKE), den Bezirksbürgermeister von Pankow, begrüßen sowie Klaus Mindrup (SPD). Er gehörte von 2013 bis 2021 dem Deutschen Bundestag an.

Man erinnerte an die Zeit kurz vor der Grundsteinlegung 2007. Neonazis und „besorgte Bürger“ liefen Sturm gegen den Bau einer Moschee in Heinersdorf. Manche Bürger befürchteten, zum Freitagsgebet werden alle Zufahrtsstraßen verstopft sein, würden doch tausende Muslime zum Gebet kommen. Ebenso befürchtete man, die Preise der Häuser würden für Hausbesitzer sinken. Niemand will ein Haus in der Nähe einer Moschee kaufen oder dort wohnen und eine angemessene Miete zahlen. Heute ist von alledem nichts mehr zu spüren. Die Bewohner aus der Nachbarschaft folgen nahezu geschlossen der Einladung des Imams, wenn die Gemeinde einlädt. Sören Benn drückte es so aus: „Heutzutage steht die Gemeinde in Heinersdorf für Vielfalt. Sie macht den ganzen Bezirk Pankow bunter und lebendiger“. Der Bundestagsabgeordnete Stefan Gelbhaar (DIE GRÜNEN) wies darauf hin: „Von 2005 bis 2008 war ich Vorsitzender der Grünen im Pankower Kreisverband. 

Als die Gemeindemitglieder sich damals in Pankow vorgestellt hatten, war mir diese Gemeinde vollkommen unbekannt. Dann bin ich einfach mal kurz nach dem ersten Kennenlernen spontan in die Meteorstraße gefahren. In Reinickendorf befand  sich damals das Haus der Gemeinde. Ich muss ehrlicherweise gestehen, ich bin begeistert von dort zurückgekommen. Ich war von den guten Absichten der Gemeinde überzeugt worden“.

Nun ist Muslimen der Genuss von Alkohol untersagt. Ein bisschen Wasser, im übertragenen Sinn, muss man in den Wein gießen! Die Polizei fährt regelmäßig Streife vor dem Gotteshaus. Mörderische Fanatiker in Hanau, in Halle an der Saale und anderswo haben ja traurigerweise unter Beweis gestellt: Selbst wenn die Nachbarschaft sehr harmonisch mit den Moschee-Mitgliedern auskommt: Aus irgendeiner Region, sei sie auch noch so weit von Pankow entfernt, kann jemand mit düsteren Absichten auftauchen.

Regelmäßige Polizeipräsenz am Gotteshaus gehört zum Alltag. Abdullah Uwe Hans Peter Wagishauser und die Gemeindemitglieder hatten daher auch zahlreiche Polizeibeamte zum Neujahrsempfang eingeladen, um ihnen damit den Dank für ihren Dienst auszudrücken.

Text: Volker Neef

Fotos: Uwe Venter; Frank Pfuhl