Interview mit der Stimme-Der-Hauptstad online und dem Inhaber des Fahrdienstes Jessica aus Berlin-Neukölln Herrn Nico Seefeldt zur aktuellen Situation überhaupt einen halbwegs strukturierten Fahrdienst aufgrund der vielen Verordnungen und Stornierungen aufrechterhalten zu können.
Stimme-Der-Hauptstadt: Herr Seefeldt, Sie sind Touren- und Reiseanbieter in Berlin Ihr unternehmerischer Fokus liegt darauf Menschen mit Freude zu bewegen, d.h. Menschen mit und ohne Handicap täglich an ihr jeweiliges Ziel, den Arbeitsplatz, die Ausbildungsstätte, sowie zur Schule und auch zum Kindergarten, zum Arzt oder in ein Krankenhaus zu fahren. Highlights sind Fahrten zu Freizeitaktivitäten und Veranstaltungen jeglicher Art um nur einen kleinen Ausschnitt Ihrer Dienstleistungen zu benennen. Wie haben Sie als kleines inhabergeführtes Familienunternehmen die vergangenen Monate überstanden, wo durch Schul- und Kitaschließung, sowie dem Einfrieren jeglichen öffentlichen Lebens, Ihre Fahrten storniert und ersatzlos gestrichen wurden. Wie haben Sie mit Kurzarbeit Ihre vielfältigen geschätzten MitarbeiterInnen durch einen großen Teil der Krise geführt.
Nico Seefeldt:
Der erste Lockdown war sehr unübersichtlich. Wir wussten nicht wohin die Reise gehen wird. Zunächst bin ich mit dem Gedanken an alles ran gegangen das es eventuell eine kurze Phase sein wird Wir haben uns im April daran gemacht die Fahrzeuge auf Hochglanz zu bringen, um die Arbeitszeit zu nutzen. Als ich dann merkte das es doch länger geht habe ich alle Arbeitnehmer auf Kurzarbeit gesetzt. Da wir aber auch Krankenfahrten etc. ausführen haben wir etwas zu tun gehabt was aber nicht viel war. Ich habe schnell gemerkt das meine Arbeitnehmer auch darunter leiden weniger Geld zu bekommen. Daher habe ich mich entschlossen im Juni (also nach 2 Monaten Kurzarbeit) wieder in die Normalität zu gehen. Der Weg war gut, da allmählich wieder einzelne Fahrten stattgefunden haben. Im Mai musste ich dann einen Hilfekredit aufnehmen da die Kosten ja weiter liefen und keine Einnahmen da waren. Hilfen vom Staat gibt es ja für Unternehmen wie mich bis heute nicht außer diese Einmalhilfe die mir die Hälfte der Grundkosten von einem Monat erspart hat.
Wir haben uns dann nach ca. 3 Monaten später also im September wieder erholt und waren wieder auf einem guten Weg. Dank auch des Kredits der KFW Bank.
Dann war November und wir sind wieder in ein Loch gefallen. Bis jetzt schreiben wir 50% Umsatzverluste monatlich. Ich musste den Kredit nochmal aufstocken.
Das schlimme ist, der Staat lässt uns im Stich. Diejenigen, die die Berechnungen für SODEG und Coronahilfen erstellt haben sind in meinen Augen nicht kompetent genug. Der Grund dafür ist das die Berechnungsgrundlage sich immer auf das Geschäftsjahr 2019 beziehen. Wenn ein Unternehmen wie ich aber im Jahr 2020 von Januar an gewachsen ist und sich vergrößert hat (Fahrzeuge und Arbeitnehmer, dann hat das Unternehmen mehr Umsatz erwirtschaftet, aber auch mehr Kosten gehabt, welche dann aber für alle Anträge als keine Verluste gesehen wurden., Der Umsatz in 2019 und 2020 war so annähernd gleich, die Kosten in 2020 aber wesentlich höher da ein Wachstum stattgefunden hat. Somit bekamen wir als Unternehmen keine weitere Unterstützung und wenn man mal nachgefragt hat, bekamen wir die Antwort, die Berechnungsgrundlagen sind halt so !
Somit stehen wir immer noch auf der Kippe mit Schulden die wir nie hatten, wir standen fest und stabil auf den Beinen. Alle Rücklagen und Ersparnisse sind weg und wir fangen ganz von vorne an, mit einem Berg voller Schulden für die wir nichts können und die in meinen Augen hätten nicht sein müssen.
Stimme-Der-Hauptstadt: Vielen Dank Herr Seefeldt, dass Sie uns einen kurzen persönlichen Einblick in Ihre gegenwärtige Situation gegeben haben. Wir wünschen Ihnen und Ihren MitarbeiterInnen alles Gute und eine positive wirtschaftliche Entwicklung und bleiben Sie gesund.
Text / Foto / Stimme-Der-Hauptstadt : Michael Königs