Im Rahmen unserer Wahlberichterstattung aus Usbekistan haben wir mit 2 Kandidaten gesprochen. Es sind Parteimitglieder unterschiedlicher Parteien.
Einmal haben wir mit einer Kandidatin gesprochen, die erneut für ein Kommunalparlament kandidiert; ebenso mit einem Kandidaten, der für das höchste Parlament Usbekistans kandidiert. Muyassar Yuldasheva kandiert für die Liberaldemokratische Partei für einen Sitz im Bezirk Taschkent. In Deutschland ist das ein Mandat im Kreistag. Muyassar Yuldasheva gehört derselben Partei an wie Staatspräsident Shavkat Mirziyoyev, der seit 2016 im Amt ist.
Bei Frau Yuldasheva handelt es sich bei ihrer Kandidatur um eine Verlängerung ihrer Amtszeit im Kommunalparlament. Sie gehört dem Kommunalparlament bereits seit 10 Jahren, also 2 Wahlperioden, an. Die ausgebildete Sozialarbeiterin teilte im Pressegespräch mit: „Im Kommunalparlament sind 43 Prozent der Mitglieder Frauen. Dabei spielt es keine Rolle, um welche Partei bzw. Fraktion es sich handelt. Der Frauenanteil ist generell bei über 40 Prozent“. Sie selber habe noch nie erleben müssen, dass männliche Parteifreunde oder männliche Parlamentsmitglieder anderer Fraktionen ihr nicht dieselbe Aufmerksamkeit schenken wie einem Herrn. „Das Gegenteil ist der Fall! Wir Frauen können wahrscheinlich besser zuhören, wir Frauen können uns besser in die Lage eines Petenten versetzen. In meinen Sprechstunden beispielsweise tragen mir Bürgerinnen und Bürger vor, wo der berühmte Schuh drückt. Wenn ich sehe, dass man hier helfend eingreifen kann, ja hier und da sogar unverzüglich eingreifen muss, bringe ich das Thema sofort auf die Tagesordnung ins Parlament“. Das in ihren Sprechstunden mehr Damen als Herren auftauchen, mag daran liegen, dass die Frauen im Gespräch mit einer Kommunalpolitikerin sich nicht zurückhalten. „Wichtig ist ja, man spricht etwas an, das nicht sein soll, das verbessert werden muss oder dass man sich im Bezirk wünscht“. Im Bereich, wo die große Weltpolitik und auch die Landespolitik außen vor ist, geht es um den Neubau einer Schule, die Renovierung einer KITA, da ist ein Fußgängerüberweg an einer bestimmten Straßenkreuzung notwendig u. v. a. „Die Bürgerinnen und Bürger leben hier im Bezirk, sie arbeiten hier im Bezirk, ihre Kinder gehen hier zur Schule und in die KITA. Im Kommunalparlament kommt alles zur Sprache, was vor der Haustür schiefläuft, verbessert werden muss, damit das Leben möglichst sorgenfrei ist“. Das zahlreiche Projekte wie Schulneubau, Renovierung einer KITA, Aufstellung einer Fußgängerampel Geld kosten, ist Muyassar Yuldasheva „bewusst. Damit der Bezirk das Geld an den richtigen Stellen ausgibt, wird von mir, wenn ich das einmal sagen darf, sehr peinlichst kontrolliert. In der Fraktion der Liberaldemokratischen Partei bin ich die zuständige Sprecherin für Finanzpolitik des Bezirks“.
Wir haben eine taffe Kommunalpolitikerin kennengelernt, die uns auch anvertraut hat, was sie täglich unternimmt, um einmal zur Ruhe zu kommen! „Seit ich ein kommunalpolitisches Amt ausüben darf, habe ich mich selber diszipliniert, jeden Tag in einem Buch zu lesen. Selbst wenn ich über wenig Zeit verfüge, ich zwinge mich, mindestens 20 Seiten täglich im Buch zu lesen. Das entspannt mich, das gibt mir Kraft für meine Tätigkeit in der Familie, im Kommunalparlament und am Arbeitsplatz“.
Der Artikel mit dem Interview eines Kandidaten, der für das höchste Parlament in Usbekistan erneut kandidiert, folgt in kürze.
Text: Volker Neef
Fotos: Volker Neef, IskGa)