Mission missioniert nicht – Wussten Sie schon?
Die Bundeshauptstadt Berlin mit ihren 12 Bezirken und fast 100 Ortsteilen bietet den Einheimischen und den Gästen eine reiche und buntgemischte Palette an. Dazu zählen neben verstorbenen und lebenden prominenten, manchmal auch kuriosen, Menschen die zahlreichen Gebäude, Straßen, Plätze, Parks, Denkmäler und Seen.
Wir haben für unsere werten Leser das ein oder andere Interessante aus Berlin heraus gegraben bzw. wiederentdeckt und stellen es vor. Heute führt uns der Weg in die Straße Hundekehlestraße und Ecke Rheinbabenallee. Die beiden Straßen liegen im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf und dort genau im Ortsteil Schmargendorf.
In der Rheinbabenallee 8 befindet sich die Palästinensische Mission. Das Wort Mission steht ja bekanntlich für die Begriffe Entsendung und Auftrag. Man darf jetzt nicht fälschlicherweise denken, in der Palästinensischen Mission versehen Geistliche ihren Dienst und wollen missionieren! Die dort tätigen Diplomaten besitzen einen Diplomatenpass. Ihre Fahrzeuge jedoch verfügen nicht über eine eigene Länderkennung. Anerkannte Staaten erhalten hierzulande eine Diplomatenkennung, die mit 0 anfängt. Die Zahl steht für den Staat. So fährt der aus dem Vatikanstadt stammende Nuntius mit der 0-10-01. Die 10 steht für Vatikanstaat, die 1 für den Botschafter. Der zweithöchste Vertreter des Heiligen Stuhls in Deutschland fährt also mit der 0-10-02. Usbekistan beispielsweise fährt mit der 0-160. Da es sich bei Palästina um einen, im diplomatischen Sprachgebrauch als „De-facto-Staat“ bezeichnetes Gebiet handelt, fehlt eben das CD-Kennzeichen. Der Leiter der Palästinensischen Mission ist auch kein Botschafter bzw. Botschafterin. Keineswegs ist der Leiter ein Missionar! Man spricht hier von einem Gesandten.
Erinnert sei daran, zu Zeiten, als Berlin noch geteilt war, gab es im Westteil der Stadt Militärmissionen. Das waren die Vertreter aus den Staaten des Ostblocks wie der damaligen CSSR, Ungarn, Polen und Rumänien beispielsweise. Die UdSSR gehörte nicht dazu. Sie war eine der vier Alliierten. Eine diplomatische Mission mit einem eigenen Gebäude ist sehr selten. In der Rheinbabenallee 8 vertritt die Mission auch die Interessen der Bürger Palästinas. Das heißt, amtliche Papiere werden hier ausgestellt, beglaubigt und offizielle Amtshandlungen wie Trauungen vorgenommen. Dass es so wenige diplomatische Missionen gibt, liegt ja auch darin begründet, dass die Zahl der „De-facto-Staaten“ sehr gering ist.
Eine Mission in Berlin-Schmargendorf, in der nicht Missionare leben und wo nicht missioniert wird- eine der zahlreichen Berliner Begebenheiten.
Text: Volker Neef
Foto: Frank Pfuhl