Ministerieller Besuch aus dem Jemen
Der Journalist Ewald König steht dem „korrespondenten.cafe“ vor.
Am 27. Oktober lud er in die Botschaft der Republik Jemen ein. Sie hat in Berlin-Steglitz in der Schmidt-Ott-Straße ihren Sitz. Aus Jemen war SEINE EXZELLENZ Herr Minister Moammar Al-Eryani angereist. Er ist zuständig für die Bereiche Kultur, Information und Tourismus. Das Thema des Pressegesprächs in der Botschaft lautete: „Die aktuelle Lage im Jemen“. Die Journalisten sprachen über den Konflikt in seinem Land, Hintergründe, aktuelle Entwicklungen,
Waffenruhe und Friedensbemühungen. Der Minister berichtete über die momentane Lage aus seiner Sicht und betonte mehrmals: „Das Volk im Jemen sehnt sich nach Frieden“. Er sprach auch davon: „Meine Regierung, der ich angehöre, strebt ein schnelles Ende aller Kampfhandlungen an. Diese Regierung ist auf der Suche nach einer friedlichen Lösung. Wir sind ja auch zu großen Zugeständnissen bereit. Das Leid der Bevölkerung muss aufhören!“
Wie das immer so ist in Kriegsgebieten, zu einem Friedensabschluss gehören immer zwei Partner. Ein Vertreter der anderen Kriegspartei würde garantiert behaupten, seine Seite sei friedensbereit, die anderen wollen aber keinen Frieden. Das traurige Fazit lautet bei jeder kriegerischen Auseinandersetzung: Ein Krieg-zwei Versionen. Das erlebt die Menschheit hochaktuell bei dem Konflikt Ukraine und Russland. Diesen Konflikt sprach Ewald König an: „Durch diesen Krieg, der Mitten in Europa tobt, verlieren wir hierzulande den Blick auf den Konflikt im Jemen“. Ebenso sieht man ja aus Erfahrungen, wie schwer es ist, eine Region zu befrieden. Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann ein Krieg in Nahost. Weitere Kriege folgten dort. Ein Frieden zwischen Israel und Palästina, geschweige denn Existenzberechtigungen für Palästina, gibt es (noch) nicht. Von 1950 bis 1953 tobte der Koreakrieg. Offiziell!! ist er immer noch im Gange! Es gab 1953 nur einen Waffenstillstand, keinen Friedensvertrag. Hat man nach Kriegen auf der Welt Friedensverträge abgeschlossen, stellt man oft fest, wie brüchig solche Verträge sein können. Die immer noch existierenden Unruhen in einigen Gebieten des ehemaligen Jugoslawiens zeugen davon.
Man kann dem Gast aus Jemen nur wünschen, dass alle Beteiligten sich zusammensetzen und einen Friedensvertrag ausarbeiten, den jede Seite, notfalls unter UN-Aufsicht, einhalten wird. Zu groß ist die Zahl der Bürger im Jemen, die bisher durch diesen Konflikt ums Leben gekommen sind, Schwerverletzt worden sind und leiden müssen. Wer nicht durch Kugeln und Bomben verletzt worden ist, leidet an Hunger, ist medizinisch unterversorgt und was auch betont werden muss: Die Jugend bleibt oft ungebildet! Schulen und Universitäten sind wegen Fliegeralarmen geschlossen oder bereits schon zerstört worden. Zahlreiche Lehrer und Professoren sind dem Krieg schon zum Opfer gefallen oder so schwer verwundet worden, dass sie keinen Unterricht mehr durchführen können.
Man kann für den Jemen, für die Ukraine und die anderen Kriegsgebiete nur hoffen, dass es zu einem stabilen Frieden kommen wird. Eventuell erkennen ja alle Beteiligten bald einmal, dass Diplomaten mehr erreichen können als Militärs.
Text/Foto: Volker Neef