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Menschenrechte in Nordkorea, ein fast vergessenes Thema

Nordkoreanische Botschaft in Berlin-Mitte (Foto: Frank Pfuhl)

Tagung in Deutschland: Was kann der Westen tun?

Die katastrophale Menschenrechtslage in Nordkorea droht angesichts zunehmender geopolitischer Krisenherde in den Hintergrund zu geraten.

Eine Veranstaltung in Hamburg mit Experten und nordkoreanischen Flüchtlingen sorgte kürzlich nun dafür, dass das Schicksal der nordkoreanischen Bevölkerung nicht in Vergessenheit gerät. Gleich in seiner Begrüßungsrede betonte der in der Hansestadt Hamburg amtierende Südkoreanische Generalkonsul Lee Sang-soo, wie sehr aktuelle Zeugenaussagen über die Menschenrechtslage in Nordkorea verdeutlichen, wie wertvoll Freiheit und Demokratie seien.

Voraussetzung für ein Leben der Koreaner in Freiheit und Demokratie sei die friedliche Wiedervereinigung, wie sie auch in Deutschland gelungen sei. Die Veranstaltung, organisiert vom Verein Hamburger Patriotische Gesellschaft in Kooperation mit der Friedrich Naumann Stiftung und besucht von mehr als hundert Interessierten, gab unterschiedliche Einblicke in das Land, das eines der am meisten verschlossenen und abgeschotteten der Welt ist. Es ging um die Menschenrechtslage und die Lebensbedingungen in Nordkorea sowie um die Frage, was der Westen tun könnte, um positiv einzuwirken.

Mit Eunjeong Kang kam eine Frau zu Wort, der 2008 die Flucht aus Nordkorea gelungen war und die jetzt in Südkorea lebt. Sie berichtete den Hamburgern von ihren Erfahrungen. Ihre Flucht verlief über China, wo sie Opfer von Menschenhandel wurde. Nun hat sie einen eigenen Youtube-Kanal mit dem Namen „Kangeunjeong TV“ und ist als PR-Direktorin bei der Menschenrechts-NGO Hanaro Dream tätig. Sie meinte, dass es das Beste sei, was ihre Familie je getan habe: Allen Familienmitgliedern sei die Freiheit geschenkt worden, indem sie aus Nordkorea geflohen seien. Sie ist überzeugt, dass Nordkorea insbesondere wegen seiner Menschenrechtslage über die kritische Wahrnehmung der internationalen Gemeinschaft besorgt sei. Daher sei es wichtig, die Aufmerksamkeit und Erinnerung der Menschen aufrechtzuerhalten, bis das Leiden der nordkoreanischen Bevölkerung ein Ende finde.

Ähnlich argumentierte der frühere deutsche Botschafter in Nordkorea, Gerhard Thiedemann. Man müsse dem nordkoreanischen Regime bewusst machen, „dass wir die Menschenrechtslage in Nordkorea beobachten, überwachen und dokumentieren“. Thiedemann berichtete von seiner Zeit als Botschafter in Pjöngjang, in der er die Armut und Unterernährung von Kindern im Kindergarten sowie von Zwangsarbeit nordkoreanischer Bürger beobachtet hat.

(Foto: Frank Pfuhl)

Der Bundestagsabgeordnete Peter Heidt (FDP) sagte, dass wegen des Mangels an Informationen über Nordkorea die dortigen Menschenrechtsfragen im Vergleich zu Iran, Tibet und Uiguren in den Hintergrund treten. Die deutsche Bundesregierung suche nach Möglichkeiten, wie sie Druck auf Nordkorea ausüben könne. Eine Möglichkeit sei der Dialog mit China über Nordkorea.

Nicolai Sprekels, Sprecher der deutschen Menschenrechtsorganisation „Saram“, Stiftung für Menschenrechte in Nordkorea, kritisierte, dass es in Deutschland so gut wie keinen Politiker oder Institution gebe, die sich für die Menschenrechtsfragen in Nordkorea interessiere. Er schlug zwei Maßnahmen vor, nämlich humanitäre Hilfe vor Ort und mehr internationalen Druck auf Nordkorea von außen.

Tereza Novotná, Gastdozentin an der Freien Universität Berlin, hält mehr europäisches Engagement in den Menschenrechtsfragen für nötig. Dazu gehörten Maßnahmen auf EU-Ebene wie die Wiederaufnahme des EU-Nordkorea-Politikdialogs und des Menschenrechtsdialogs. Auch der Druck der EU auf China im Hinblick auf Menschenrechtsverletzungen und Zwangsabschiebungen nordkoreanischer Flüchtlinge innerhalb Chinas müsse thematisiert werden.

Text: EKö

Foto: Frank Pfuhl