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Menschen mit Spuren und ihre Wege durch die Krise. Folge 1: Karsten Pfeifer

Karsten Pfeifer, Foto: Karsten Pfeifer

Menschen mit Spuren. Gespräch mit Karsten Pfeifer, Fotograf, Fotos, die verkaufen helfen.

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Karsten Pfeifer ist Fotograf. Er macht tolle Fotos von Produkten. Fotos, die verkaufen helfen. Auch eindrucksvolle Business-Porträts befinden sich in seinem Angebot. Er ist auch mein Fotograf und er schafft es tatsächlich, dass ich mir selber auf den Fotos so halbwegs gefalle.

MMS: Wie hinterlässt du aus deiner Sicht Spuren? 

Karsten Pfeifer: Das Eine ist natürlich beruflich. Ich bin ja Fotograf und mache technische Produktfotos. Die Fotos landen überall im internet, auf Verpackungen, in allen möglichen Werbemaßnahmen, und die sieht man natürlich ständig. Das ist mein Job, den ich seit 40 Jahren mache. Das sind die Spuren, die mich am Anfang mehr begeistert haben. Mittlerweile ist es so, dass mich die Spuren, die man in Gesprächen, mit Freunden, mit neuen Menschen hinterlässt, mittlerweile mehr interessieren. 

MMS: Pandemie, Krise, Lockdown, was hat das mit dir persönlich oder wirtschaftlich gemacht? 

Karsten Pfeifer: Das war natürlich am Anfang ein totaler Einbruch. In den ersten Wochen war man so in einer Schockstarre gefangen. Man wusste überhaupt nicht, was man machen sollte. Ganz am Anfang waren dann auch die Kunden alle nicht mehr im Büro erreichbar. Da waren wir wirklich wie paralysiert. Okay, jetzt warte ich ab. Irgendwann wird es schon wieder los gehen. Das ging aber auch relativ schnell wieder los. Was dann wirklich schwierig war, von dieser Schockstarre wieder auf 100 Prozent hochzufahren. Unsere Kunden haben recht schnell umgestellt auf Home Office und haben die ganzen technischen Einrichtungen geschaffen. Seitdem läuft bei uns das Meiste wieder ganz ordentlich. Wir haben natürlich auch enormen Gewinneinbruch. Es sind sehr viele Jobs weggefallen; alles was außerhalb des Studios war: Industriefotografie, Porträts, auch Besprechungen vor Ort und Events. Das ist alles weggefallen. Aber in der Art, wie wir arbeiten, können wir das ganz gut auffangen. Mittlerweile ist wieder ein ganz gutes Grundrauschen da, mit dem wir wirklich gut klarkommen können. 

Karsten Pfeifer, Foto: Joachim Skambraks 

MMS: Wirtschaftlich und privat macht ja so eine Krise etwas mit einem. Mit welchen Denkweisen, Methoden oder Hilfsmitteln bist du besser durch diese Zeit gekommen? 

Karsten Pfeifer: Vor der Pandemie war ich relativ gut durchgetaktet und hatte mindestens an jedem zweiten Abend einen Termin und habe mich mit Leuten oder Kunden getroffen. Mir fiel relativ schnell auf, wenn man alleine im Studio sitzt oder alleine zu hause sitzt, dass da schon mächtig was fehlt. Ein positiver Aspekt, der durch diese Pandemie entstanden ist, ist, dass ich meinen Beruf wieder ein bisschen mehr zum Hobby entwickelt habe. Die Art, wie wir fotografieren ist wirklich technisch ausgereizt. Wir versuchen mit enormen technischen Aufwand immer das beste Ergebnis zu finden. Ich hatte bisher nie Lust, in meiner Freizeit auch noch mit großen Kameras und Lampen durch die Gegend zu laufen, um freie Projekte zu machen. Durch die ganz neue Technik kann man alles völlig downsizen. Es ist total interessant mit den neuen technischen Möglichkeiten alte Fotografierweisen wieder nachzuempfinden. Jetzt habe ich hobbymäßig ein Projekt entwickelt. Da habe ich eine ganz andere Sichtweise auf Fotos, als ich das in meinem Beruf mache. Das habe ich lange nicht mehr gemacht. Im Moment mache ich es einfach nur für mich. Das ist nicht zur Veröffentlichung. Das ist nicht zu verkaufen. Es ist einfach nur Hobby. 

MMS: Eine zentrale Frage bei Menschen mit Spuren ist die Sichtweise auf Kunst, Kultur, Musik, Literatur oder Theater. Inwieweit hat etwas aus diesem Bereich dir geholfen durch diese bedrückende Zeit zu kommen? 

Karsten Pfeifer: Das ist ja alles weggefallen. Außer Netflix und amazon prime war in der Zeit nicht besonders viel möglich. Ich habe am Anfang die Serien durchgeguckt, die irgendwie interessant waren. Aber, dass mich da etwas besonders inspiriert hätte, ist nicht der Fall. Wo ich viele Anregungen bekommen habe, sind Podcasts. Die Anzahl der Podcasts ist ja explodiert. Podcasts, die Befindlichkeiten thematisieren, habe ich lieben gelernt. Dadurch bekomme ich auch ein wenig Selbstreflexion. 

MMS: Kannst du uns Podcasts nennen, die dich inspiriert haben? 

Karsten Pfeifer: Der eine hört sich lustig an. Das ist mit Atze Schröder und Leon und Winterscheid und nennt sich „Betreutes Fühlen“. Bei Atze Schröder denkt sich jeder am Anfang, das ist ein Scherzbold. Ist er auch. Aber er spielt in dem Podcast eine ganz andere Rolle. Dann gibt es die Stefanie Stahl. Das eine Psychologin, die eine Art Life Coaching in einem Stundenformat macht. (Stahl aber herzlich) 

Karsten Pfeifer, Foto: Joachim Skambraks 

MMS: Ein Stillstand oder eine Auszeit kann manchmal dazu führen, dass etwas Neues entsteht. Wie schaut es bei dir hinsichtlich Innovation oder Transformation aus? 

Karsten Pfeifer: Privat hat sich einiges neu sortiert. Ich habe jetzt gemerkt, wie wichtig andere Menschen sind, mit denen man umgeht. Es fällt mir im Moment relativ leicht, auf Menschen zuzugehen. Ich habe auch das Gefühl, dass Menschen im Moment extrem empfänglich dafür sind. Mit meinem Fotoprojekt bin ich viel in der Natur unterwegs und, wenn ich dort Leute treffe, komme ich sehr schnell in Gespräche, die manchmal relativ tief gehen. Ganz oft ist es so, dass sich aus den Gesprächen mehr ergibt und man die Menschen vielleicht an anderer Stelle noch mal wieder sieht. 

Ich versuche mit der aktuellen Technik alte Fototechnik nachzuvollziehen. Meinen Job mache ich ja schon sehr lange. Es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, ich mache den auf einem extrem hohen Niveau. Es gibt diesen berühmten Satz: Man kann die Grenzen brechen, wenn man sie kennt. Das macht jetzt total Freude, Fotos zu machen, die absichtlich eine gewisse Unprofessionalität haben, die absichtlich Unschärfen haben, die absichtlich Farbverschiebungen haben, wo absichtlich bildgebende Teile angeschnitten sind. Das macht mir eine Riesenfreude, das alles zu missachten. Dadurch entsteht etwas völlig Neues, das ich so ganz lange nicht mehr gemacht habe. 

MMS: Karsten, ich danke dir sehr für unser Gespräch und für deine Inspirationen, die du mit uns geteilt hast. 

Text und Interview: Joachim Skambraks, Stimme der Hauptstadt.Berlin, Redaktion München

Ein großer Dank geht an Karsten Pfeifer, der uns großzügig eine Fotoserie zur Verfügung gestellt hat. So bekommen Sie einen Eindruck seiner neuen Art der Fotografie. 

Foto: Karsten Pfeifer

Foto: Karsten Pfeifer
Foto: Karsten Pfeifer

 

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Frank Pfuhl
Frank Pfuhl
SDHB Redaktion Berlin