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Martin Kind und Sebastian Czaja zu Gast beim 76. Tegeler Gespräch

Sascha Hellwig, Beisitzer bei "Tegeler Gespräche" (li.) und Martin Kind (Foto: Volker Neef)

Dirk Steffel ist Gründer der „Tegeler Gespräche“ und Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins „Tegeler Gespräch e.V.“ Er konnte zum 76. Tegeler Gespräch am 26. März den Unternehmer Martin Kind un den FDP-Politiker Sebastian Czaja begrüßen.

Martin Kind (80) kennt man als erfolgreichen Unternehmer aus Großburgwedel bei Hannover. Der mittelständische Familienbetrieb beschäftigt knapp 3.500 Mitarbeiter. In 10 Ländern trifft man auf 700 Fachgeschäfte der Kind-Unternehmensgruppe. Schwerpunkt ist die Herstellung und der Vertrieb von Hörgeräten.

Man hat kürzlich auch den Bereich Augenoptik im Portfolio aufgenommen. Martin Kind ist auch als Geschäftsführer der vereinseigenen „Hannover 96 Management GmbH“ bekannt. Dieses Amt hatte er von 2006 bis 2024 inne. Er besitzt die Staatsbürgerschaften der Schweiz und der von Deutschland.

Sebastian Czaja (Foto: Volker Neef)

Sebastian Czaja (41) war Fraktionsvorsitzender der Liberalen im Berliner Abgeordnetenhaus. Von 2015 bis 2020 hatte er das Amt des FDP-Generalsekretärs in Berlin inne. Er gehört dem Bundesvorstand der Liberalen an. Sebastian Czaja führte in Tegel aus: „Es war schwer für die FDP, Profil in der Ampel zu zeigen. Es ist ja immer im Leben einfacher, JA statt NEIN zu sagen.

So waren wir in der damaligen Ampel beispielsweise der festen Überzeugung, die Schuldenbremse muss weiterhin Bestand haben“. Zum Sondervermögen bemerkte er an: „JA zu einem Sondervermögen für die Bundeswehr. JA für eine bessere Ausrüstung der Bundeswehr. NEIN für eine Aufrüstung der Bundeswehr“.

Wie schwer Beschlüsse aus dem Deutschen Bundestag konkret umsetzbar sind, machte er auch an einem Beispiel deutlich: Durch den „Wumms von Olaf Scholz kurz nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 hat man der Bundeswehr 100 Milliarden Euro zusätzliches Geld zugesagt. Davon hat man bis heute erst um die 30 Milliarden Euro ausgegeben.

Jetzt erhält die Bundeswehr zusätzlich noch einmal 500 Milliarden Euro“. Es kommt ja unweigerlich die Frage auf, wo will man so schnell gute Ausrüstung kaufen? Sebastian Czaja erklärte ferner: „Am 23. Februar fanden vorgezogene Wahlen statt, weil wir, die Liberalen, nicht mehr weitergehen wollten. Unser Credo lautet seit jeher:

Erst das Land, dann die Partei“ Die FDP habe „aus staatspolitischer Verantwortung die Ampel verlassen. Wir bleiben standhaft, wir halten unser Wort! Wenn es die FDP nicht schon gäbe, müsste man sie jetzt erfinden“.

Danach betrat Martin Kind das Podium. Die Moderation lag in den bewährten Händen von Frank Schmeichel. Legendär bis heute waren seine Radiosendungen bei 100,6 unter dem Namen „Bettgeflüster“. Martin Kind redet Klartext, dafür ist er seit Jahrzehnten bekannt.

„Deutschland hat in den letzten drei Jahren kein Wachstum erlebt. Die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft sind seit der Merkel-Zeit auch nicht die besten. Verbesserungen gab es in der Dreierkoalition unter Bundeskanzler Scholz nicht“. Blickt er zurück, kann Martin Kind davon berichten: „Meine Eltern haben von Montag bis Samstag sehr hart gearbeitet, sehr oft am Sonntag auch. Sie haben nicht gelabert“. Man muss den Willen zum Erfolg mitbringen.

Er lobte ausdrücklich die Globalisierung. „50 Prozent unseres Wohlstandes verdanken wir ihr. Jetzt kommt alles anders. Die Chinesen kommen nach Deutschland und verkaufen hier ihre Autos. Haben wir das erkannt? Wir brauchen eine neue Denkkultur, wir müssen wieder Leistungsbereit sein. Wir müssen unsere Kräfte konzentrieren. Andere Länder haben Hunger nach dem Erfolg.

Der Hunger ist uns manchmal verlorengegangen“. Tegel ist dem Erfolgsunternehmer bestens bekannt, damit sind nicht nur Abflüge und Ankünfte am damaligen Flughafen TXL gemeint. Nach dem Abitur hatte er eine Ausbildung in Bayern bei dem Konzern Siemens begonnen. Im Rahmen dieser Ausbildung war er ein knappes halbes Jahr auch im Werk in Siemensstadt tätig.

Siemens quartierte damals die Lehrlinge in einem firmeneigenen Wohnheim in Tegel ein. Nach der Lehre startete Martin Kind in die Selbständigkeit. „Ich wusste immer, was ich will. Ich wusste auch immer, was ich nicht will“. Seine Zeit als Lehrling wirkt immer noch nach. „Rund 800 Auszubildende sind bei uns tätig. Allen versprechen wir nach erfolgreicher Prüfung, sie zu übernehmen.

Um die 85 Prozent machen davon auch Gebrauch“. Man muss auch zugeben können, etwas nicht gesehen, etwas falsch gemacht zu haben. „Der Werbespruch „Ich hab ein Kind im Ohr“ hat mittlerweile einen Bekanntheitsgrad von 72 Prozent erlangt. Ob Sie es glauben oder nicht: Einer war von diesem Werbespruch bis zuletzt nicht begeistert.

Dieser eine war ich! Meine beiden Söhne, meine Leitenden Mitarbeiter und natürlich die betreffende Werbeagentur fanden den Spruch sehr gut. Nach viel Überzeugungsarbeit habe mich bei der Sitzung mit meiner Stimme enthalten. Hätte ich damals mit NEIN gestimmt und diesen Spruch verhindert, wir hätten doch niemals diesen Bekanntheitsgrad, den wir heute haben, erreicht“.

Der Erfolg gab den Söhnen des Unternehmers und den Leitenden Mitarbeitern und der Werbeagentur Recht. „Das gehört auch zur Wahrheit: Wir mussten viel Geld, sehr viel Geld sogar, in die Hand nehmen. Mit nur 4-Wochen andauernder Radio- und Fernsehwerbung erzielen sie solch einen Erfolg nicht. Ich kann Ihnen sagen: Gerade Fernsehwerbung geht ins Geld“.

Vater Staat möchte er nur als „Dienstleister für seine Bürger“ verstanden wissen. „In der Schweiz beispielsweise sind Sie Steuerkunde. Da erleben Sie eine ganz andere Denkkultur. Bei uns hierzulande findet man in den Amtsstuben oft noch ein Denken wie zu Kaisers Zeiten vor.

Manchmal habe ich sogar den Eindruck, unsere Politiker können sich gegen ihre eigenen Behörden nicht durchsetzen“.

Dirk Steffel (Foto: Volker Neef)

Dirk Steffel hat mit Martin Kind und Sebastian Czaja zwei Referenten nach Tegel geholt, die Klartext reden können UND dies auch getan haben. Martin Kind zeigte auf, warum der deutsche Wirtschaftsmotor stottert.

Er teilte auch mit, wie man den Treibsand aus dem Getriebe bekommt. Sebastian Czaja gehörte nicht zu den Referenten, die der FDP keine Mitschuld für das Debakel am 23.2., dem Scheitern an der 5-Prozenthürde, gaben.

Dieser Liberale hat klar erkannt und dies auch dem Publikum in Tegel so vermittelt: Sich selber immer zuerst an die eigene Nase fassen! Wenn die geschlossene FDP mit einer neuen Parteiführung sich demnächst aufstellen wird und die 5 Landtagswahlen in 2026 gut übersteht, ist sie weiterhin in der Parteienlandschaft vertreten.

Diesen Optimismus, diesen Feuereifer brachte der Liberale Sebastian Czaja den Zuhörern rüber.

Auch das zeichnet die Tegeler Gespräche aus: Martin Kind und Sebastian Czaja standen nach ihren Ausführungen noch zahlreichen Besuchern für Einzelgespräche zur Verfügung.

Text/Foto: Volker Neef