„Lohengrin, sein Vater und der Gral“ frei nach Richard Wagner in Bayreuth
Anfang der 80er Jahre debütierte Uwe Hoppe mit seiner Wagner Adaption „Ring des Liebesjungen“ in Bayreuth und sorgte damit für großes Aufsehen. Seitdem hat er regelmäßig während der Richard Wagner Festspiel mit seinem Theaterstücken nach Wagner-Opern für einen kulturellen Rahmen gesorgt. Am 15. Juli 2023 hatte sein neuestes Stück „Lohengrin, sein Vater und der Gral“ im Steingraeber Hoftheater Premiere.
Der Rahmen für sein neuestes Werk sind Proben für eine neue Operninszenierung. Dort regiert eine teils wirsche, teils konzeptlose Regisseurin (dominant und charismatisch: Conny Trapper) verschiedene Schauspieler in einer Blue-Box. Ziel sollen Videoaufnahmen sein, die sich die tatsächlichen Darsteller, die OpernsängerInnen, dann nur noch ansehen und danach agieren sollen. Der Inhalt von Hoppes Theaterstück ist allerdings weniger der Lohengrin, vielmehr die Oper „Parsifal“. Das passt ja auch zeitlich zur neuen Inszenierung der Parsifal auf dem Grünen Hügel bei den Wagner Festspielen in Bayreuth.
Der Weg des reinen Toren, also Parsifal, wird mit seinen Erfahrungen, mit seinem Leiden und den Erkenntnissen über seine Familie nachgezeichnet. Die Erzählung wird dabei in die heutige Zeit gebracht und die Wagner-Parodie früherer Zeit ist passe. Weil die Inhalte zwar meistens der Handlung der Oper „Parsifal“ entsprechen und doch mit Fragmenten aus „Lohengrin“ gespickt sind, so empfiehlt sich die Kenntnis beider Opern, um so manche Anspielung zu verstehen. Doch Hoppe bringt auch seine Korrekturen ein. Letztendlich verführt die von Parsifal gekrönte Kundry den Gurnemanz und sie finden wohl auch als Paar zusammen. Noch mehr regt zum Denken an, dass sich Parsifal und (der eigentlich tote) Klingsor Hand in Hand auf den Weg zur Gralsbruderschaft machen. Dort erkennt aber Klingsor „seinen“ Amfortas und sie finden nun endlich als Liebespaar zusammen. Werktreu ist das Ende nicht mehr und gleichzeitig ein interessanter Denkansatz.
Das Publikum hat am Abend jedenfalls genügend zu Denken bekommen und ausreichend gelacht. So fällt der Beifall für das Ensemble herzlich und lang aus: Leonard Schmid als Amfortas und andere Rollen, Frank Joseph Maisel als Gurnemanz und König Heinrich, Viet Fuchs als Klingsor (usw.), Alexander Vanheiden als Parsifal (usw.), Lorenz Stühle als Assistent, Knappe und Blume, Viet Fuchs als Klingsor, Telramund und Knappe sowie Marietta Weller überzeugt als immer histerischer agierende Schauspielerin für Kundry und Herzeleide.
Weitere Termine: www.studiobuehne-bayreuth.de
Text: Joachim Skambraks, Stimme der Hauptstadt Berlin – Chefredaktion München und Bayern
Foto: Thomas Eberlein