Die Generation 40plus kennt noch einen Service, den einst die Deutsche Bundespost, Abteilung Fernmeldewesen, angeboten hatte. Später übernahm die Telekom von der Deutschen Bundespost diesen Service.
Die Rede ist von der Telefonauskunft. Diese rief man zum Beispiel an und sagte: „Ich suche bitte einen Gustav Müller in der Alsterdorfer Straße in Hamburg“. Meistens sagte eine Damenstimme dann, Herren waren sehr selten dort tätig: „Ja, ich habe einen Herrn Gustav Müller Alsterdorfer Straße 39 in Hamburg gefunden. Die Telefonnummer lautet……“ Die Telefonauskunft war rund um die Uhr besetzt. Hohe Nachfrage herrschte immer am Heiligen Abend und am 31. Dezember. Man wollte doch unbedingt noch Tante Ilse oder dem ehemaligen Kollegen Hermann Schulze Weihnachtsgrüße ausrichten bzw. ein „Frohes Neues Jahr“ wünschen. Die Telefonnummer hatte man nicht zur Hand. Das amtliche Fernsprechbuch unter dem Abstelltisch des heimischen Telefons hatte nur die Teilnehmer in der eigenen Stadt im Verzeichnis anzubieten.
Teilnehmer in weiter entfernt gelegenen Städten und deren Telefonnummer musste man halt telefonisch erfragen. Autogrammjäger sowie Pöbler gingen leer aus! Natürlich waren die Telefonnummern von Prominenten aus Politik, Sport, Kultur, Show und Wirtschaft von den betreffenden Telefonbesitzern gesperrt worden. Die Telefonauskunft schwieg dann eisern, wenn jemand Franz Beckenbauer in München oder Helmut Kohl in Bonn anrufen wollte.
Jetzt muss vermeldet werden: Die Telefonauskunft ist Geschichte! Zum 1. Dezember hat man diesen Service eingestellt. Einst gab es in Deutschland 60 Telefonauskunftsstellen, die in guten Jahren um 550 Millionen Anfragen pro Jahr abgearbeitet hatten. Zuletzt waren es ca. 2 Millionen Auskunftsersuchen jährlich. Es gab in den letzten Jahren auch nur noch einen Standort für die Auskunftsmitarbeiter. Der befand sich im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Unter der Telefonnummer der Auskunft, der 11 8 33, gibt es nunmehr „Keine Auskunft unter dieser Nummer“. Zuletzt waren ca. 45 Mitarbeiter dort noch beschäftigt.
Keiner der Mitarbeiter der ehemaligen Telefonauskunft wird durch die Einstellung dieses Servicedienstes arbeitslos. Einige Mitarbeiter gingen zum 1.12. in den Ruhestand. Die anderen Mitarbeiter übernehmen innerhalb des Konzerns der Telekom andere Aufgaben.
Im Sektor Telefonauskunft betätigen sich noch einige private Unternehmen, die nicht mit der Telekom in Deutschland in Verbindung stehen. Deren Dienstleistungen muss der Verbraucher bei Inanspruchnahme natürlich bezahlen. Bei der Telekom kostete zuletzt der Auskunftsservice pro Minute knapp 2 Euro.
Text: Volker Neef
Foto: Frank Pfuhl