Silvester endete nicht für alle Mitbürger fröhlich und sorgenfrei.
Fünf Menschen starben beim Zünden von Pyrotechnik. Mal waren es illegal aus Polen und Tschechien eingeführte Pyrotechniken, die in Deutschland nicht zugelassen sind, mal waren es selbstgebaute Sprengkörper, die die tödlichen Verletzungen verursachte hatten. Ebenso haben Kugelbomben für Todesfälle und schwerste Verletzungen geführt. Sie sind in Deutschland nicht frei verkäuflich. Nur ausgebildete Fachkräfte dürfen mit ihnen hantieren, dies z. B. beim Filmdreh oder man bucht diese Experten für Familien- und Firmenfeiern. Die Druckwelle einer Kugelbombe ist sehr groß und kann in den Händen von Laien zu schweren Verletzungen oder sogar zu Todesfolgen führen. In Oschatz in Sachsen kam ein Mann ums Leben, der eine Großfeuerwerksbombe gezündet hatte. In der Nähe von Chemnitz starb ein Mann beim Entzünden von Feuerwerk. In der Nähe von Paderborn kam ein junger Mann ums Leben, der ebenfalls mit Pyrotechnik hantiert hatte. In Hamburg kam auch ein junger Mann beim Hantieren von Pyrotechnik ums Leben. In Kremmen zündete ein 21 Jahre junger Mann selbstgebaute Silvesterkracher an und kam dabei ums Leben.
In Schöneberg richtete eine in der Belziger Straße gezündete Kugelbombe großes Unheil aus. Häuserfassaden wurden stark beschädigt, zahlreiche Fensterscheiben gingen zu Bruch. Autoscheiben von in der Nähe geparkten Fahrzeugen gingen ebenfalls zu Bruch. 36 Wohnungen sind momentan unbewohnbar. Statiker prüfen jetzt, ob die Wohnungen wieder freigegeben werden können, zwei Menschen wurden in Krankenhäuser eingeliefert.
Iris Spranger, Senatorin für Inneres und Sport, sagte zum Verlauf der Silvesternacht 2024/25: „Ich freue mich, dass sich die monatelangen Vorbereitungen von Berliner Feuerwehr, Polizei Berlin und meinem Haus ausgezahlt haben. Es gibt mit Stand 1.1.2025, 10 Uhr, eine verletzte Einsatzkraft bei der Berliner Feuerwehr und 30 verletzte Einsatzkräfte bei der Polizei Berlin. Wir haben – wie im Vorjahr – gezielt auf die Kombination von Prävention und konsequentem Eingreifen gesetzt. Für den weitaus überwiegenden Teil der Berlinerinnen und Berliner und der Gäste war es ein friedliches Silvester. Dennoch kam es zu Straftaten, bei denen Unbeteiligte und Einsatzkräfte verletzt wurden. Ich verurteile diese Taten aufs Schärfste und erwarte, dass sie konsequent aufgearbeitet und strafrechtlich verfolgt werden. Gewalt gegen Einsatzkräfte oder Unbeteiligte ist ein Angriff auf unsere Gesellschaft und wird in Berlin nicht toleriert. Ich betone erneut: Wer Gewalt ausübt, wird – wie in der vergangenen Nacht – auf eine Polizei treffen, die sich solchen Taten konsequent
und mit allen Mitteln des Rechtsstaates entgegenstellt.
Feuerwehrfahrzeug (Foto: Volker Neef)
Mein Dank geht an alle Einsatzkräfte der Berliner Feuerwehr und der Polizei Berlin, die Silvester im Dienst waren. Und ich möchte mich auch ausdrücklich bei allen Unterstützungskräften der Polizeien aus anderen Bundesländern, der Bundespolizei sowie bei den Mitarbeitenden der Hilfsorganisationen und des Technischen Hilfswerks bedanken. Sie alle haben unser Einsatzkonzept konsequent umgesetzt. Allen verletzten Einsatzkräften wünsche ich eine vollständige und schnelle Genesung. Wir werden prüfen, ob und wo es weiteren Verbesserungsbedarf gibt. Mein erklärtes Ziel ist es, dass alle Kräfte gesund von ihrem Einsatz nach Hause kommen.“
Am Jahreswechsel 2024/2025 waren rund 3.000 polizeiliche Einsatzkräfte beteiligt, darunter 700 Unterstützungskräfte aus Bund und Ländern. Rund 1.500 Rettungs- und Einsatzkräfte der Berliner Feuerwehr waren im Einsatz, darunter über 550 Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr. Im alltäglichen Dienst waren außerdem weitere 1.000 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz.
Die Polizei Berlin vermeldete mit Stand 1.1.2025, 10 Uhr, rund 400 Festnahmen (Vorjahr 390). Sie registrierte 30 verletzte Polizistinnen und Polizisten (Vorjahr 34) und im Rahmen des alltäglichen Dienstes weitere sieben (Vorjahr: 20). In der Zeit von 19 Uhr bis 6 Uhr hatte die Berliner Feuerwehr 1.892 Einsätze (Vorjahr: 1.598). Außerhalb des Großeinsatzes „Silvester“ verzeichnete die Polizei Berlin zwischen 18 Uhr und 6 Uhr 2.168 Einsätze (Vorjahr: 2.214).
Der Berliner GdP-Pressesprecher Benjamin Jendro teilte mit: „Während sich einige heute wieder loben werden, schauen wir wieder auf eine unfassbare Nacht zurück, bei der unter anderem ein BVG-Bus beschossen wurde, wodurch massiv Scheiben zerstört wurden, eine Kugelbombe sorgte für mehrere Verletzte im Norden, darunter ein 7-jähriges Kind mit lebensbedrohlichen Verletzungen, am Mauerpark wurde eine Einsatzhundertschaft derart attackiert, dass bei einem Kollegen in Folge eines Kugelbombenangriffs der Verlust eines Beines im Raum steht. Es gab Stand jetzt rund 20 verletzte Einsatzkräfte und mehr als 300 Festnahmen“.
Der Berliner GdP-Landeschef Stephan Weh erklärte: „Ich wünsche meinen vielen verletzten Kolleginnen und Kollegen alles Gute und hoffe, dass die Silvesternacht keine bleibenden Spuren bei ihnen hinterlässt. Es ist schön, dass jetzt wieder darüber diskutiert wird, wie schlimm das alles ist, wenn Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr gerade in dieser Nacht massiv mit Pyrotechnik jeglichen Kalibers beschossen werden. Wir hoffen, dass die Aufmerksamkeit diesmal die erste Januarwoche überlebt. Ehrlich gesagt können wir diese Mitleidsbekundungen aus dem politischen Raum nicht mehr hören, wenn sich an den Rahmenbedingungen nicht endlich etwas ändert und Menschen weiterhin Waffen an die Hand bekommen, um ihren Hass auf unseren demokratischen Rechtsstaat an meinen Kolleg. zu entladen. Es werden immer mehr, die Raketen, Böller und Batterien für Angriffe nutzen, die Zahl der Kugelbomben steigt. Wir kämpfen als GdP für ein Pyrotechnikverbot für den Privatgebrauch. Denn Feuerwerk gehört in die Hände von Fachleuten. Wenn das bundespolitisch trotz demokratischer Mehrheiten in allen bekannten Umfragen anscheinend nicht gewünscht ist, erwarten wir von der Berliner Landespolitik, dass man sich wenigstens mal mit Ideen beschäftigt, um diesen Wahnsinn zu stoppen. Dazu gehören große Veranstaltungen mit organisiertem Feuerwerk in den Bezirken zum Beispiel in der Wuhlheide oder auf dem Tempelhofer Feld, stärkere Beschränkungen beim Verkauf von Pyrotechnik und ein besserer Schutz unserer Einsatzkräfte.“
Text: Volker Neef
Fotos: Frank Pfuhl; Volker Neef