Italienische Nacht in Berlin-Mitte
In der Freien Waldorfschule in der Weinmeisterstraße in Berlin-Mitte fand am 1. Juli eine Theateraufführung statt.
Unter der Leitung von Barbara Behrendt und Irma Mandler spielten die Schülerinnen und Schüler das Stück „Italienische Nacht“ von Ödön von Horvath (1901 bis 1938). Das Stück führte man 1931 am Theater am Schiffbauerdamm in Berlin-Mitte auf. Es wurde danach sehr still um dieses Stück. Erst 1967 erfolgte wieder eine Aufführung. In Konstanz zeigte man nach vielen Jahren der Abstinenz endlich einmal wieder die „Italienische Nacht“ von Ödön von Horvath. Das Werk über Mitglieder und Vorstand des Schutzverbandes der Republikaner, die in ihrem Stammlokal 1930 in Süddeutschland sitzen, ist zeitlos. Der geldgierige Wirt Josef Lehninger spielt in dem Werk eine Hauptrolle. Er hat der Ortsgruppe der Faschisten in seinem Lokal Räume angeboten. Die Faschisten tagen ausgerechnet zeitgleich mit den Republikanern, die an diesem besagten Tag die „Italienische Nacht“ feiern möchten.
Der Stadtrat Ammetsberger ist einer der Organisatoren der Feier. Er ist ein Spießbürger durch und durch und kommandiert unentwegt seine Ehefrau Adele. Den „Herrn Stadtrat“ hat eindrucksvoll Ruben Giuliano dargestellt.
Die Zuschauer sahen ein Stück, in dem keine ausgebildeten Sänger und Schauspieler mitgewirkt haben. Hätte man es nicht gewusst im Vorfeld, man hätte auch denken können: Hier zeigt die Abschlussklasse einer Schauspielschule ihr Können! Große künstlerische Leistungen waren zu hören und sehen!
Ein Lob gebührt allen Beteiligten auch dafür, den eher selten aufgeführten Ödön von Horvath ausgegraben zu haben. Wer wissen möchte, wann Ödön von Horvath zuletzt mehrmals hintereinander in Deutschland auf die Bühne gekommen ist, hier die Antwort: 2013 in Recklinghausen bei den Ruhrfestspielen mit seinem Werk „Ein Fräulein wird verkauft oder 36 Stunden“.
Text/Foto: Volker Neef