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Golfsport in Berlin-Brandenburg

(l-r.) Thomas Himmel,Ariane Fränkle und Roderich Wegener-Wenzel (Foto: Frank Pfuhl)

Golfsport in Berlin-Brandenburg


Sieht man in deutschen TV-Spielfilmen Golfsportler, sind sie meist die „Bösewichte“.

Als Unternehmer, Kaufleute oder Freiberufler spielen die TV-Golfsportler oft im ARD-Tatort oder bei Krimiserien auf anderen Fernsehkanälen den Steuerhinterzieher oder Mörder. Die dort gezeigten Täter, die schmutzige Deals mit ihrem Golfpartner auf dem Golfplatz durchziehen, fahren ein rotes, sündhaft teures, in Italien produziertes Auto.

Natürlich sind diese Klischees der Fantasie von Drehbuchautoren entsprungen. Schon lange sind die Zeiten vorbei, wo der Golfspieler entweder Arzt oder Rechtsanwalt von Beruf war. Heutzutage spielen der BVG-Busfahrer und die Fachverkäuferin aus einer Zoohandlung ebenso Golf wie der Bäckermeister und die Sekretärin.

(Foto: Frank Pfuhl)

Am 28. Mai lud der Golfverband Berlin-Brandenburg (GVBB) zu einer Pressekonferenz ein. Dort erfuhren die Medienvertreter, im GVBB sind 27 Golfclubs Mitglieder, in denen rund 25.000 Golferinnen und Golfer auf 18 Anlagen spielen. Ziel des Verbandes, der 1990 gegründet wurde, ist es, die golferische Entwicklung in der Hauptstadt und dem umgebenden Bundesland Brandenburg zu fördern und den Golfsport einem breiten Publikum nahe zu bringen. Der GVBB veranstaltet Verbandswettspiele für Kinder und Jugendliche sowie Damen und Herren. Darüber hinaus führt der GVBB zahlreiche Aus- und Fortbildungsmaßnahmen zu den unterschiedlichsten Golf-Themen durch. 

Der Nachwuchs des GVBB war sehr erfolgreich! Sowohl bei den Mädchen als auch bei den Jungen gewannen kürzlich Mitglieder aus Berlin-Brandenburg die deutschen Jugendpokale.

(Foto: Frank Pfuhl)

Golf ist auch ein großer Wirtschaftsfaktor! 0,7 Millionen Menschen in Deutschland spielen mittlerweile Golf. Das sind knapp 1 Prozent der Bevölkerung. Knapp 1.400 Golflehrer gehen ihrer hauptberuflichen Tätigkeit nach. Pro Tennisplatz sind durchschnittlich 25 Personen dort tätig. Hinzukommt, viele der 700.000 Golfsportler leihen sich nicht nur Golfgeräte aus, man kauft sie. Ebenso kauft man Golfkleidung. Das alles schafft neue und sichert bestehende Arbeitsplätze. Der Golfsport kurbelt auch den Tourismus an. Zu Wettbewerben oder zu Spielen im privaten Kreis reist man an und übernachtet oft im Hotel in unmittelbarer Nähe des Golfplatzes. Die Bundeshauptstadt und die Gemeinden im Speckgürtel von Berlin werden von Gästen aus anderen Regionen Deutschlands oder aus dem Ausland besucht, die tagsüber Golf spielen. Am Abend besuchen die Golfsportler Theater und Opernhäuser. Man verbindet Sport und Kultur.

Aber auch dem Thema Nachhaltigkeit der Anlagen und Förderungen von beispielsweise der Biodiversität widmet sich der GVBB. Dazu hat er 2021 die Projektarbeit „Engagement im Bereich Biodiversität“ initiiert und von Dr. Beate Licht, Beraterin im Bereich Golfplatzpflege, erstellen lassen. 16 der 18 Golfanlagen nahmen daran teil und konnten Projekte für mehr Biodiversität nachweisen. Roderich Wegener-Wenzel, Geschäftsführer des GVBB, sagte: „Die Gesamtfläche unserer Anlagen beträgt rund 2.000 Hektar, davon befinden sich 1.817 Hektar in Brandenburg. Nur 3 Prozent einer Golfanlage werden intensiv gedüngt, 46 Prozent sind reine Spielfläche, rund 1.000 Hektar sind für Biodiversitäts-Maßnahmen nutzbar.“
 
Neben den Spielbahnen existieren Waldflächen, Gewässer, Streuobstwiesen, Hecken und Bachläufe. 44 Prozent der Golfanlagen sind zudem im Bereich des Wildbienenschutzes engagiert, 14 Anlagen produzieren sogar eigenen Honig. 

Thomas Himmel, Inhaber Himmel Golf Course Design, Golfplatzdesigner, teilte mit: „Zudem sind Golfplätze nicht oder nur minimal versiegelt. In Berlin, einer der grünsten Metropolen Europas, belaufen sich die Versiegelungsflächen auf etwa 37 Prozent der städtischen Gesamtfläche. London hingegen, als eine der bevölkerungsreichsten Städte Europas, weist einen Versiegelungsgrad von rund 25 Prozent auf. Diese Versiegelungsflächen bestehen aus asphaltierten Straßen, Betonflächen und Gebäuden, die den natürlichen Wasserabfluss behindern. Golfplätze können also durchaus sowohl die Auswirkungen von Extremwetterereignissen minimieren als auch zu einer grüneren, gesünderen und lebenswerteren städtischen Umgebung beitragen.“

Golfplätze als Sportanlagen mit großen Extensivflächen haben viel Potential als Habitat für Tiere, Insekten und außergewöhnliche Pflanzen. Auf den Golfplätzen des GVBB ist es das Ziel, Monostrukturen durch aktive Förderung der Biodiversität aufzubrechen.
 
„Das Vorhandensein von Rote-Liste-Arten auf unseren Anlagen, wie Mehlschwalben und Fledermäusen, und die erforderliche, dementsprechende Kooperation der Golfanlagen mit Naturschutzorganisationen sind Beispiele dafür”, führte Roderich Wegener-Wenzel aus. Ariane Fränkle, Vizepräsidentin des GVBB, ergänzte abschließend: „Unser Ziel ist es, eine grüne Infrastruktur und Klimaanpassungsstrategien in die Golf-Welt zu integrieren.“

Roderich Wegener-Wenzel sprach auch an: „Wer sich für den Golfsport interessiert, muss keinem Verein beitreten. Die Golfsportanlagen stehen allen Interessierten offen“. Er regte an, der Interessent möge einfach mal die Geschäftsstelle des GVBB in Charlottenburg oder gleich einen in der Nähe seines Wohnortes bzw. Arbeitsplatzes gelegenen Golfverein kontaktieren. „Der GVBB freut sich über jeden Interessenten und steht gerne mit Rat und Tat bei Fragen zum Golfsport zur Seite“.

 Mehr Details unter: www.gvbb.de

Text: Volker Neef

Foto: Frank Pfuhl