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GHB zu den geplanten archäologischen Grabungen in Mitte: „Berlin fehlt Bewusstsein für die eigene Geschichte“ 

Historischer Fund vor dem Roten Rathaus in Berlin: Blick von Nordost auf Mauern und Pfeiler des alten Rathauses aus dem 14. Jahrhundert. (Foto: Landesdenkmalamt Berlin, Gunnar Nath)

GHB zu den geplanten archäologischen Grabungen in Mitte: „Berlin fehlt Bewusstsein für die eigene Geschichte“ 

„Mögliche archäologische Funde der Öffentlichkeit zugänglich machen“
 
Funde des alten Rathauses aus dem 14. Jahrhundert seit 2020 erneut „verschüttet“

Die Gesellschaft Historisches Berlin (GHB) nimmt zu den vom Senat ab Herbst 2024 geplanten archäologischen Grabungen in Berlin-Mitte Stellung und hat sich dazu auch schriftlich an die Senatsverwaltungen Stadtentwicklung sowie Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt und an die Denkmalbehörden gewandt. 

Gerhard Hoya, Vorstandsvorsitzender der GHB: „Der Stadt Berlin fehlt das Bewusstsein für die eigene Geschichte. Das hat sich in der Vergangenheit schon häufiger gezeigt, wie man am Beispiel der Funde des alten Rathauses aus dem 14. Jahrhundert sieht – diese sind seit 2020 erneut ´verschüttet´. Deswegen plädieren wir dafür, dass mögliche zukünftige archäologische Funde entsprechend wertgeschätzt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.“

Die geplanten archäologischen Grabungen, die dieses Jahr beginnen werden, werden Bodendenkmale der Berliner Altstadt freilegen. Eine Aussage, wie die Stadt Berlin mit diesen Denkmalen umgehen wird, wurde bislang nicht gemacht.

Um Fehler aus der Vergangenheit zu vermeiden, wendet sich die GHB deswegen an Politik und Öffentlichkeit. Denn die Berliner Bodendenkmalpflege im Landesdenkmalamt Berlin führte bereits von 2009 bis 2016 großflächige Ausgrabungen im Vorfeld des Weiterbaus der U-Bahnlinie 5 in Mitte durch. Die größte Fläche war hierbei das Areal des künftigen U-Bahnhofes „Rotes Rathaus“ im ehemaligen mittelalterlichen Stadtkern. Hier befanden sich u.a. die Baubefunde des alten Berliner Rathauses ab dem 14. Jahrhundert auf etwa 110 Meter Länge. Durch die Grabungen konnte die wechselvolle Bau- und Nutzungsgeschichte des Gebäudes, das um 1300 in Ziegelstein erbaut worden war und eine Größe von etwa 17 × 39 Meter umfasste, rekonstruiert werden.

Eine am 21. März 2011 unterzeichnete neue Planung ermöglichte den Erhalt von etwa 80 Prozent der im Boden vorgefundenen Baureste des alten Rathauses. Die BVG plante daraufhin mit dem Architekten Oliver Collignon ein großes Fenster vom Bahnhof in den noch zu errichtenden archäologischen Keller „Altes Berliner Rathaus“. In Vorbereitung dessen veranlasste das Landesdenkmalamt im Januar und Februar 2013 die Transferierung von Teilen der nördlichen Außenmauer, um diese später in den Keller integrieren zu können.

Im März 2018 bekundete die Stiftung Stadtmuseum ihr Interesse, Betreiber des künftigen archäologischen Kellers zu werden. Das Landesdenkmalamt begrüßte dies als Chance, dass in naher Zukunft mit der Realisierung des Projektes begonnen werden könne, und die in der Rathausstraße aufgedeckte Berliner Geschichte anhand der Baubefunde und weiterer Pläne, Zeichnungen und Fotos an originaler Stelle gezeigt werden können.

Im Juni 2018 erklärte das Landesdenkmalamt sich bereit, vor der Eröffnung der neuen U-Bahnhöfe im Jahr 2020 die Ergebnisse der archäologischen Grabung in einer umfangreichen Monographie zu dokumentieren. Im Dezember 2020 wurde der U-Bahnhof „Rotes Rathaus“ eröffnet ohne jedoch das Projekt archäologischer Keller „Altes Berliner Rathaus“ umzusetzen. Seit der Eröffnung der neuen U-Bahnhöfe wurden zu dem Projekt keine Verlautbarungen mehr bekannt.

„Dieses Geschehen veranlasst uns, Sorge zu haben, das Vergleichbares mit den Bodendenkmalen der Berliner Altstadt geschehen wird. Wir haben uns deswegen an die entsprechenden Senatsverwaltungen und Denkmalbehörden gewandt, uns über ihre Planungen zu informieren, wie die freigelegten Bodendenkmäler der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können. Auch interessiert uns, ob das Projekt archäologischer Keller ´Altes Berliner Rathaus´ noch umgesetzt wird bzw. warum es nicht umgesetzt wurde“, führte Hoya abschließend aus.

Weitere Informationen zur Gesellschaft Historisches Berlin e.V.:
Die Anfang der 90er Jahre gegründete Gesellschaft Historisches Berlin e.V. (GHB) setzt sich für die Erhaltung und Restaurierung historischer Bauten und Stadtviertel ein, die von besonderer Bedeutung für Berlin sind (z.B. Bauakademie, Neuer Markt). Schwerpunkt der Arbeit der GHB ist die Wiederherstellung des historischen Stadtgrundrisses von Alt-Berlin, die Reurbanisierung der historischen Mitte und die Vermittlung von Geschichtsbewusstsein.

Das teilte unserer Redaktion Gerhard Hoya, Vorstandsvorsitzender der GHB, mit. (Foto: Landesdenkmalamt Berlin, Gunnar Nath)

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