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Gedenkveranstaltungen zum 13. August

Martin Trefzer Foto : Volker Neef

Gedenkveranstaltungen zum 13. August 

Am 13. August 2021 gedachte man in Berlin des 60. Jahrestages der Errichtung von Mauer und Stacheldraht mitten in unserer Stadt. Über Nacht war Berlin geteilt worden. In der Zeit vom 13. August 1961 bis zum Fall der Mauer am 9. November 1989 kam der Weddinger problemloser nach Neuseeland als „eben mal zur Schönhauser Allee“. Die Pankower Verwandten des Weddingers konnten ihren Neffen in der Drontheimer Straße im Wedding nur besuchen, wenn sie DDR-Rentner waren. Unsere Redaktion nahm an einer Veranstaltung zum Gedenken an den 13. August im Berliner Abgeordnetenhaus teil. Eingeladen dazu hatte der aus Treptow-Köpenick stammende Abgeordnete Martin Trefzer. Er ist Erinnerungspolitischer Sprecher der AfD-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin. Martin Trefzer sagte u.a. „Wir mussten ohnmächtig zusehen,

was da am 13. August 1961 geschehen ist. 28 Jahre hielt diese widernatürliche Trennung an“. Bis heute ist noch nicht einmal exakt bekannt, wie viele Todesopfer diese trennende Mauer gefordert hat. Es können nach einigen Schätzungen bis zu 300 Opfer sein. Darunter sind nicht nur Menschen, die einfach nur von Ost nach West flüchten wollten. Blutjunge Männer, die in der DDR-Grenztruppe dienen mussten, gehören auch dazu! Nach dem Fall der Mauer ging aus Akten der Staatssicherheit hervor, dass Angehörige der Grenztruppen von Querschlägern eines anderen DDR-Grenzers erschossen wurden, der einen Flüchtigen am Fluchtversuch hindern wollte. Martin Trefzer sprach das leidvolle Schicksal von Peter Fechter an. Der 1944 geborene Berliner verblutete unter den Augen von Zeugen aus der westlichen Welt bei einem Fluchtversuch 1962. Die DDR-Führung hatte für den Tod des jungen Mannes nur Worte des Hohns parat. Karl-Eduard von Schnitzler, Chefkommentator des DDR-TV, nannte den Mauertoten in einer Sendung „einen Kriminellen“ und bei dem Toten handele es sich um „ein Element.“ Der Abgeordnete Trefzer wies auch darauf hin, dass für die DDR-Grenzsoldaten seit 1961 in Fällen des „ungesetzlichen Grenzübertritts“ der Schießbefehl seine Gültigkeit gehabt hatte. Wer sich dem widersetzte, kam in das berüchtigte Gefängnis nach Schwedt.  Im Saal des Abgeordnetenhauses sahen die Teilnehmer einen Film, der sich mit der Historie der Berliner Mauer befasste. Der Historiker Dr. Karlheinz Weissmann und der Politikaktivist Carl-Wolfgang Holzapfel führten aus, was die Berliner Mauer konkret bedeutet hatte und welche Schlüsse man ziehen muss. Martin Trefzer warnte davor, die DDR-Zeit schönreden zu wollen, wie man es bei dem ein oder anderen Zeitzeugen erleben kann. „Ein Weichspülen der DDR-Historie kommt für uns nicht in Frage“, so betonte er. Ein biologisches Problem tut sich auch hier auf, so unser redaktionelles Fazit! Das ist ähnlich gelagert wie Vorträge der letzten Überlenden, die einst als KZ-Insassen grausam gefoltert worden sind oder die Zeitzeugen der Blockade der Berliner Transitstrecken 1948/1949. Die KZ-Überlebenden sind fast 90 Jahre alt oder haben die Grenze der 9 Lebensjahrzehnte längst überschritten. Wer sich 1948 an die Blockade der Transitstrecken von und nach Westberlin erinnern kann, war mindestens 1938 geboren- oder sogar davor. Das bedeutet im Klartext, diese Zeitzeugen sind mindestens 83 Jahre alt. Wenn eines Tages der letzte DDR-Flüchtling oder politische Insasse in einem DDR-Zuchthaus verstorben sein sollte und kein leibhaftiger Berichterstatter mehr unter uns weilt, könnte die Berliner Mauer schnell in Vergessenheit geraten oder ihr tyrannisches Leben von 1961 bis 1989 schöngeredet werden. Es ist Auftrag aller Berlinerinnen und Berliner, die Zeit der Mauer auch in zukünftigen Jahrzehnten nicht vergessen zu lassen!

(Stimme der Hauptstadt Text/Foto: Volker Neef)

Frank Pfuhl
Frank Pfuhl
SDHB Redaktion Berlin