Die Bundeshauptstadt Berlin mit ihren 12 Bezirken und fast 100 Ortsteilen bietet den Einheimischen und den Gästen eine reiche und buntgemischte Palette an. Dazu zählen neben verstorbenen und lebenden prominenten, manchmal auch kuriosen Menschen, die zahlreichen Gebäude, Straßen, Plätze, Parks, Denkmäler und Seen.
Wir haben für unsere werten Leser das ein oder andere Interessante aus Berlin heraus gegraben bzw. wiederentdeckt und stellen es vor. Heute führt uns der Besuch in den Ortsteil Kreuzberg.
In der Möckernstraße 68 trifft man auf Spuren des Schauspielers, Regisseurs und Theaterdirektors Ernst Gettke. Besonders hervorzuheben ist, er ist Mitbegründer der Deutschen Bühnengenossenschaft. Aktuell sind in Deutschland über 6.000 Mitglieder bei der Deutschen Bühnengenossenschaft eingeschrieben. Sie vertritt die Interessen der Theaterschaffenden. Man unterstützt fest angestellte, freischaffende oder hybrid beschäftigte Theaterschaffende, wenn sie Beistand, Rat und Schutz brauchen.
Ernst Gettke kam 1841 in Berlin zur Welt und ist in seiner Geburtsstadt 1912 verstorben.
Der Künstler wurde von dem Theaterdirektor Eduard Meysel (1815 bis 1892) entdeckt. Eduard Meysel bot ihm, der zuvor nur an kleinen Bühnen Auftritte nachweisen konnte, einen Festvertrag am Sommertheater in Berlin an. Das Haus war ein Operettentheater und befand sich in der Chausseestraße im heutigen Bezirk Berlin-Mitte.
Ernst Gettke nahm das Angebot an und spielte nach Auslauf des Vertrages auch auf großen Bühnen in Bremen, Quedlinburg, Kassel und Danzig.
In Elberfeld (heute zu Wuppertal gehörend) nahm er 1888 die Position des Theaterdirektors an. Von 1893 bis 1907 war er Intendant des Raimundtheaters in Wien. Der Dramatiker und Schauspieler Ferdinand Raimund (1790 bis 1836) gab dem Haus seinen Namen. Das Raimundtheater gründete man 1893. Der Berliner Ernst Gettke war also in der Historie des Hauses der erste Intendant.
Ein Berliner Künstler, der die Deutschen Bühnengenossenschaft mitgegründet hatte und in Wien Theaterintendant war und dessen Lebenswerk man in Kreuzberg würdigt. Eine der zahlreichen Berliner Besonderheiten!
Text/Foto: Volker Neef