Don Juan oder der Steinerne Gast – barocke Komödie von Molière im Felsentheater Sanspareil
Don Juan ist ein rechter Weiberheld und bezirzt die Damen seiner Wahl mit Charme und Wortwitz solange, bis sie sich ihm hingeben. Dabei scheut er nicht davor zurück, das eine oder andere Ehegelübde abzulegen. Doch ein Don Juan wäre nichts ohne seinen Diener Sganarelle, der für ihn organisieren, lügen und improvisieren muss. Dieses Gespann ist der zentrale Punkt der Inszenierung. Beide Schauspieler wirken wie gut einspielte Sparringspartner, die sich gegenseitig zu großen schauspielerischen Leistungen anspornen. Sganarelle von Jürgen Ficketscher dargestellt überzeugt durch großartiges Spiel von Mimik und Körperbewegungen und generiert beim Publikum einen Lacher nach dem anderen. Oliver Hepp überzeugt als wortgewandter und eitler Don Juan, der in seiner narzistischen Art seine Mitmenschen einfach auch einmal anschreit, wenn es ihm hilft, seine Ziele zu erreichen.
Der Regisseur Dominik Kern hat erkennbar gründlich mit allen Schauspielern gearbeitet, damit sie Bewegungen, Mimik und Rhythmus in dem von ihm gegebenen Rahmen individuell ausfüllen können.
Bei einer Schiffsfahrt kentern Don Juan und sein Diener Sganarelle und werden von einem eher einfachen Menschen der Landbevölkerung gerettet. Was folgt ist ein höchst vergnüglicher Dialog zwischen Pierrot und Charlotte. Speziell für den Abend auf oberfränkisch vorgetragen gestalten die beiden Schauspieler Mona-Isabelle Aurand und Michael Pöhlmann einen der vielen Höhepunkte in dieser reizenden barocken Kulisse westlich von Bayreuth.
Einen starken Auftritt in zwei Szenen hat Johanna Burkhardt als Donna Elvira, die, einst aus einem Kloster entführt, jetzt erkennen muss, dass die großen Versprechen ihres Gatten nur Schall und Rauch waren. Mit großen Stolz, Anmut und flamenco-gleichen Bewegungen versucht sie die Liebe ihres Angebeteten zurück zu gewinnen. Fast zerreißt es einem dabei das Herz. Nicht nur hier hat die Kostümbildnerin Marianne Heide großartige Arbeit geleistet. Die beiden langen spanischen Spitzenkleider machen Eindruck. Als Donna Elvira als Büßerin ins Kloster zurückkehren will, mahnt sie Don Juan eindringlich, ebenfalls Reue und Buße zu zeigen. Doch er hat nur Spott für alles Religiöse übrig.
So ist das Ende Don Juans unausweichlich. Ein steinernes Mahnmal eines Komturs, den er einmal im Lustrausch erschlug, wird wieder lebendig. In starken Szenen führt es den Weiberhelden seiner gottgerechten Strafe zu. Der gesamte Abend lebt von live eingespielten Musiken meist aus dem Barock ergänzt mit raffinierten Soundeffekten. Für den Ton-Techniker Tobias Langmeyer ist es in Abstimmung mit den Schauspielern auf der Bühne eine hohe Herausforderung, die Einspielungen teils auf die Zehntelsekunde genau zu steuern. Er meistert sie glänzend. Die Studiobühne Bayreuth bietet mit ihrem Don Juan unter Dominik Kerns Regie wiederholt eine Inszenierung an, die einen Besuch lohnt.
Weitere Termine unter: https://www.studiobuehne-bayreuth.de/theater/de/spielplan/kalender/
Text: Joachim Skambraks, Stimme der Hauptstadt Berlin, Redaktion München
Foto: Studiobühne Bayreuth, Thomas Eberlein