Die Stammbahn – Direktverbindung nach Potsdam
Dr. jur. Matthias Bath kennt man als Buchautor (u. a. „Danebrog gegen Hakenkreuz-Der Widerstand in Dänemark 1940-1945) und als ehemaligen Bezirksverordneten in Reinickendorf. Von Herbst 2016 bis Sommer 2019 war er Mitglied der dortigen AfD-Fraktion. Wir sprachen mit dem Staatsanwalt a. D. über die Stammbahn.
STIMME-DER-HAUPTSTADT: Sie wohnen in Reinickendorf und beschäftigen sich mit der Stammbahn aus dem Bezirk Steglitz-Zehlendorf? Wie kommt es zustande bitte?
Dr. Matthias Bath: „Mein Interesse kommt daher zustande, da ich im Südwesten des damaligen Westberlins aufgewachsen bin.Daher gehört auch die mögliche Wiederinbetriebnahme der sogenannten „Stammbahn“ zwischen Potsdam und Zehlendorf zu meinen persönlichen Interessen“.
STIMME-DER-HAUPTSTADT: Erläutern Sie uns bitte kurz, was ist eigentlich mit „Stammbahn“ gemeint?
Dr. Matthias Bath: „Als „Stammbahn“ bezeichnet man die 1838 eröffnete Eisenbahnstrecke Berlin nach Potsdam. Bei der 25 Kilometer langen Bahnstrecke handelte es sich um die dritte Eisenbahnlinie in Deutschland und die erste im damaligen Preußen. Ab 1945 wurden nur noch die Streckenabschnitte Zehlendorf bis Düppel und Griebnitzsee nach Potsdam befahren. Der Streckenabschnitt zwischen Düppel und Griebnitzsee wurde 1945 stillgelegt, die Gleise demontiert. Seit dem Streik der S-Bahner 1980 blieb auch der Streckenabschnitt Zehlendorf nach Düppel stillgelegt. Demontiert wurden auch die Schienen auf dem Streckenabschnitt Yorkstraße nach Zehlendorf, wo aber immerhin der Gleiskörper erhalten blieb und heute parallel zur S-Bahntrasse der Linie S 1 verläuft. Lediglich auf dem Streckenabschnitt Griebnitzsee, ehemals Neubabelsberg, bis nach Potsdam verlaufen die Gleise von Stammbahn und heutiger S-Bahn auf einer Trasse parallel zum Bahnhof Potsdam“.
STIMME-DER-HAUPTSTADT: Welche Vorteile brächten eine Wiederinbetriebnahme?
Dr. Matthias Bath: „Da ist zum einen die Zeitersparnis zu erwähnen. Die Direktverbindung von Berlin nach Potsdam wäre ohne den Schwenk über Schlachtensee und Wannsee etwa zwei Kilometer kürzer, was die Fahrtzeit von Potsdam nach Steglitz von derzeit 31 auf 18 Minuten verkürzen würde. Fahrgasterhebungen haben zudem ergeben, dass ein nennenswertes Fahrgastaufkommen zustande käme, das von Potsdam oder von wenigen Haltepunkten wie Zehlendorf oder Steglitz direkt in die Berliner Innenstadt pendeln werde. Würde man die anderen derzeitigen Bahnhöfe als Haltepunkte einsparen, könnte so auch die Fahrtzeit von Zehlendorf zum Bahnhof Potsdamer Platz von derzeit 30 auf 15 Minuten halbiert werden. Vielleicht sollte man die Stammbahn nicht als S-Bahnlinie, sondern als Regionalexpress betreiben? Darüber kann man sich auch mal Gedanken machen! Die weitere verkehrstechnische Erschließung des Großraums Berlin gebietet eine rasche Umsetzung des Projekts des Wiederaufbaus der Stammbahn. Ich würde mich freuen, wenn der Wiederaufbau schon in naher Zukunft erfolgt“.
STIMME-DER-HAUPTSTADT: Danke für das Gespräch.
Text/Foto: Volker Neef