Im Jahre 1990 setzte der Zerfall der UdSSR ein.
Einige Völker im Riesenreich der Sowjetunion nutzten diese Situation aus, um ihre Region zu vergrößern. So erklärte am 9. Januar der Oberste Sowjet der Armenischen SSR, Bergkarabach in das Gebiet von Armenien aufzunehmen. Armenien erlaubte der Bevölkerung von Bergkarabach an armenischen Wahlen teilzunehmen. Völkerrechtlich war das ein starker Angriff auf Aserbaidschan. Es stellte eine Missachtung der sowjetischen Herrschaft und der aserbaidschanischen Rechtsprechung dar. Aserbaidschan war mit der Wegnahme seines Gebietes Bergkarabach keineswegs einverstanden. Man leistete Widerstand. In der Zeit vom 19. und 20. Januar 1990 forderten zahlreiche Aserbaidschaner die Loslösung von der UdSSR und planten die Gründung eines unabhängigen Staates. Die drei baltischen Länder Estland, Litauen und Lettland machten es den Völkern im Riesenreich Sowjetunion vor. Deren Forderungen nach Unabhängigkeit gingen bereits im Frühjahr 1990 in Erfüllung. Der damalige sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow hatte wohl kaum Interesse daran, noch mehr Gebiete in die Unabhängigkeit zu entlassen. Man kann es dem Friedensnobelpreisträger von 1990, Michail Gorbatschow, kaum zutrauen, dass er gewaltsam gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen des aserbaidschanischen Volkes vorgegangen ist. Dem war aber leider so. Die in Aserbaidschan stationierte Rote Armee der Sowjetunion wollte die Freiheitsbestrebungen der Aserbaidschaner gewaltsam niederschlagen. Durch den Einsatz von Schusswaffen starben rund 150 Aserbaidschaner. Um 700 Aserbaidschaner wurden zum Teil schwerverletzt. Das traurige Ereignis ging in die Geschichte als „Schwarzer Januar ein“. Am 22. Januar 1990 erklärte der Oberste Sowjet der Aserbaidschanischen SSR, dass das Dekret des Präsidiums des Obersten Sowjets vom 19. Januar, das einen Ausnahmezustand über die Stadt Baku verhängt hatte und unter militärische Kontrolle stellte, als sehr schwere Aggression betrachtet wird.
Der „Schwarze Januar“, trotz aller Traurigkeit ob der Toten und Verletzten, wird als die Wiedergeburt der Republik Aserbaidschan angesehen. Man blickt heute mit Stolz auf den Unabhängigkeitskampf. Die große UdSSR mit ihrer Atommacht und ihrer starken Roten Armee war zahlenmäßig den Aserbaidschanern haushoch überlegen. Aserbaidschan ging 1990 seinen Weg Richtung Unabhängigkeit von der UdSSR. Am 30. August 1991 erfolgte die Staatsgründung Aserbaidschans.
Aus Anlass des 35. Jahrestag des „Schwarzen Januar“ lud die Botschaft Aserbaidschans am 20. Januar ein. In der Hubertusallee in Berlin-Grunewald begrüßte Herr Botschaftsrat Javid Nasirli die geladenen Gäste. Er wies daraufhin, Ende der 80 er Jahre seien ca. 300.000 Aserbaidschaner aus Armenien und in in den 90er Jahren 700.000 Aserbaidschaner aus Bergkarabach vertrieben worden. In den anderen Landesteilen Aserbaidschans hat man die Vertriebenen herzlich aufgenommen und sie mit Wohnraum, Kleidung, Medizin und Lebensmitteln versorgt.
All das sind historische Gegebenheiten. Aserbaidschan ist gewillt, mit allen Völkern in Frieden und Freundschaft zusammenzuleben.
Die Pianistin und Musikpädagogin Narmin Najafli bereicherte die Erinnerung an den 35. Jahrestag des „Schwarzen Januar“ mit Werken von Komponisten aus Aserbaidschan.
Text: Volker Neef
Foto: Svetlana Reinwarth