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Der Literarische Salon in Frohnau

Der Literarische Salon (Foto: Gaby Bär)

Der Literarische Salon in Frohnau

In Frohnau ist eine alte Tradition wieder  aufgelebt.

Um 1780 begründet Henriette Herz den ersten literarischen Salon Berlins, einige Jahre später Rahel Levin einen weiteren Salon. Dieser wird für die Nachwelt zum Inbegriff jener Zirkel. Da kommt zum Ausdruck, wie Frauen das intellektuelle Berlin um 1800 prägen. In keiner deutschen Stadt wirken um 1800 mehr Künstler, Schriftsteller und Gelehrte, in keiner gibt es mehr Lesegesellschaften, private Bibliotheken und eine vielseitigere Theaterszene. Zu den anregendsten Intellektuellentreffen kommt es aber in den Wohnungen junger jüdischer Damen: bei Teegesellschaften, zu denen sich Adelige und Bürger, Christen und Juden, Frauen und Männer treffen.

Zum literarischen Salon von Henriette Herz in der Jägerstraße 54 gehören auch die Brüder Wilhelm und Alexander von Humboldt. In den Salons wird poetisiert und musiziert,  dort trifft sich der Geburtsadel aber auch der Geistesadel.

Die Salons bieten Humboldt eine Bühne für sein Bildungsideal; 1809 wird es mit der Gründung einer Berliner Universität etabliert. Politische Orte aber, Zentren der Frauen- oder der Juden-Emanzipation sind die Berliner „Teetische“ um 1800 nicht. Zu gering noch ist ihre Strahlkraft nach draußen.

Die Künstler des Abends: Katja Oskamp und Felix Dubiel (Foto: Gaby Bär)

Nur wenige Salons überdauern die Besatzung Berlins durch Napoleons Truppen 1806 und finden immer seltener statt.

Der Literarische Salon in Frohnau möchte an diese „Bildungstreffen“ anknüpfen, 2010 fand der erste Salon in Frohnau statt. Im Kulturhaus Centre Bagatelle, am nördlichen Rand Berlins, ist der perfekte Ort für ein Zusammentreffen, um anregende Gespräche zu führen. Das Team des Literarischen Salons will unterhalten und Lust auf das Lesen interessanter Bücher machen.

Bis zur Corona-Unterbrechung  wurden mehrmals im Jahr bedeutende Gegenwartsautoren ins Centre Bagatelle eingeladen. Sie lesen aus ihren Werken und diskutieren mit dem interessierten Publikum. So entstehen lebendige Begegnungen mit der Literatur, ein repräsentatives Panorama dessen, worüber in unserer Zeit nachgedacht wird.

1 ½ Jahren ruhte der Salon, aber am 16.September 2021 fand endlich wieder eine Lesung, die 33., leider aber nur mit 50 Besuchern unter Corona-Auflagen statt. Diesmal  las Katja Oskamp  aus ihrem Buch „Marzahn, mon amour“.

 Katja Oskamp wird das Leben fad, die Schriftstellerei, der sie sich bis dahin eigentlich erfolgreich gewidmet hat, wird für Sie ein Feld der Enttäuschungen. Dann macht sie etwas, was für andere dem Scheitern gleichkäme: Sie wird Fußpflegerin. Und schreibt auf, was sie dabei hört – Geschichten voller Menschlichkeit und Witz.

Die Damen des Literarischen Salons (v.l.) Eva Caemmerer, Corinna Dunkel, mit Katja Oskamp, Ingrid Würz, Heike Göritz, Susanne Stephainski, Gabi 

Berlin-Marzahn, einst das größte Plattenbaugebiet der DDR. Hier leben Herr Paulke, vor vierzig Jahren einer der ersten Bewohner des Viertels; Frau Guse, die sich im Rückwärtsgang von der Welt entfernt; Herr Pietsch, der Ex-Funktionär mit der karierten Schiebermütze. Sie sind mehr oder weniger alt, reparaturbedürftig, und der regelmäßige Termin zum Peeling und Hornhautschaben ist vor allem eine Möglichkeit zu erzählen. Katja Oskamp hört ihnen zu und erschafft aus ihren Geschichten Wunderwerke über den Menschen an sich – von seinen Füßen her betrachtet. Es sind Geschichten, die nicht vorkommen, wenn wir über die Menschen in unserem Land sprechen. Und die sich überall zutragen.

Musikalisch wurde die Lesung vom Potsdamer Felix Dubiel hervorragend am Klavier begleitet.

Das neue Team des Literarischen Salon hat schon wieder viele neue Idee, dabei sind Eva Caemmerer, Corinna Dunkel, Ingrid Würz, Heike Göritz, Susanne Stephainski und Gabi Becker.

Die nächsten Literarischen Salons werden am 07. November 2021 mit Miriam Alexandra Wigbers und am 18. November 2021 mit Eugen Ruge jeweils um 19:30 Uhr starten. Diesmal durch 2G mit mehr Gästen.

Weitere Informationen: https://kunstvereincentrebagatelle.de/

(Stimme der Hauptstadt / Text und Foto: Gaby Bär)

Frank Pfuhl
Frank Pfuhl
SDHB Redaktion Berlin