Mauersegment in der Wilhelmstraße
Die Bundeshauptstadt Berlin mit ihren 12 Bezirken und fast 100 Ortsteilen bietet den Einheimischen und den Gästen eine reiche und buntgemischte Palette an. Dazu zählen neben verstorbenen und lebenden prominenten, manchmal auch kuriosen Menschen die zahlreichen Gebäude, Straßen, Plätze, Parks, Denkmäler und Seen. Wir haben für unsere werten Leser das ein oder andere Interessante aus Berlin heraus gegraben bzw. wiederentdeckt und stellen es vor. Heute führt uns der Besuch in den Bezirk Berlin-Mitte.
In der Wilhelmstraße, in Höhe der Hausnummer 90, kann man noch ein Mauerstück betrachten. Es handelt sich dabei um ein Segment der Berliner Mauer. Diese Mauer trennte vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989 Berliner von Berlinern. Im Sommer 1990 begann der Abriss der Berliner Mauer.
Die DDR-Machthaber nannten diese Mauer zynisch „Antifaschistischen Schutzwall“. Es war eine Todesmauer in Wirklichkeit. Mindestens 140 Mauertote sind bekannt, die genaue Zahl konnte nie ermittelt werden. Das liegt darin begründet, dass man von Westberliner Seite aus, die Fluchtversuche gehört und oft gesehen hat. Bei Gebrauch von Schusswaffen durch DDR-Posten war aber nicht immer klar, ob der Flüchtige sich ergeben hatte, verletzt worden ist oder umgekommen ist, wenn die Flucht gescheitert war. Gleiches galt, wenn ein Flüchtling auf eine Mine getreten war und Westberlin nicht erreicht hatte. Konnte er noch verletzt abtransportiert werden, war den Westberliner Behörden es ja unmöglich, in Erfahrung zu bringen, wie das weitere Schicksal des Festgenommen ausgesehen hatte. Der durch Minen verletzte Mensch konnte ja später im Krankenhaus verstorben sein. Ebenso konnte er nur leicht verletzt worden sein und wurde kurze Zeit später nach dem Fluchtversuch zu einer langen Haftstrafe verurteilt.
Das besagte Mauersegment in der Wilhelmstraße hat die Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte am 3. Oktober 2003 aufgestellt. Das war der 13. Jahrestag der Wiedervereinigung. Das Originalstück der Berliner Mauer hat man „DENKmal“ genannt.
Eine Originalstück der schrecklichen Todesmauer ist noch anzuschauen, 33 Jahre nach dem Abriss der Berliner Mauer. Eine der zahlreichen Berliner Besonderheiten!
Text: Volker Neef
Foto: Frank Pfuhl