Buchvorstellung: Pankow-Einst & jetzt
Hört der Außenstehende „Pankow“ kommen oft vier Assoziationen auf. Zuerst drei Lieder. Da ist zum einen das berühmte Kinderlied „Bolle reiste jüngst zu Pfingsten. Nach Pankow war sein Ziel“ als auch „Komm Karlineken, komm, wir woll´n nach Pankow gehen.“ Udo Lindenberg darf bei dieser Aufzählung keinesfalls fehlen. Er besang den „Sonderzug nach Pankow“ und nahm die damalige Führung der DDR gehörig aufs Korn. Zahlreiche der sogenannten Bonzen, wenn sie denn nicht in Wandlitz residierten, hatten, so kommen wir zum 4. Pankower Bezugspunkt, ihre komfortable Unterkunft in Pankow. Ralf Schmiedecke stellt in seinem im Sutton Verlag aus Erfurt erschienen Werk „Pankow-Einst & Jetzt“ diesen heutigen rund 410.000 Einwohner umfassenden Berliner Bezirk vor. Ein Bezirk mit über 103 Quadratkilometern Umfang. Ralf Schmiedecke ist Autor und Lokalhistoriker zugleich. Knapp 60 zum Teil bisher unveröffentlichte historische Aufnahmen stellt er den aktuellen Ansichten gegenüber.
Ein Übersichtsplan des „Verwaltungsbezirks Pankow der Stadt Berlin“ aus dem Jahre 1921 lässt noch ein Pankow erkennen, wo unbebaute Flächen, Ackerland und Rieselfeldbewirtschaftung zu Hause sind. Seit 2001 besteht der Bezirk aus drei ehemals eigenständigen Bezirken. Prenzlauer Berg und Weißensee verloren ihre Eigenständigkeit und sind noch als Ortsteile im neuen und großen Pankow vorhanden. Der Autor beschreibt auch das neue Wappen von Pankow und erklärt jedes einzelne Detail. Der Bezirk im Nordosten Berlins erhielt 1903 sein neues Rathaus in der Breiten Straße. Der damalige Stararchitekt Wilhelm Johow (1874 bis 1960) bekam den Zuschlag. In weiser Voraussicht sagte 1901 bei der Grundsteinlegung der Amtsvorsteher Richard Gottschalk: „Vom Leben aus, zum Leben hin, lebendig immerdar.“ Nicht nur ein lebendiges, rastloses Leben war wohl gemeint! Ein Werbeplakat sprach einst davon: „Ziehe nach Pankow-gesündester Vorort von Berlin.“ Pankow bietet heute alles: Quirliges Leben, die Urbanität der Millionenstadt, aber auch Grünflächen und Entspannung pur. Selbst Golfsportler kommen im „Golf Resort Berlin Pankow“ auf ihre Kosten. Dieser Golfclub weist 4 Greens und 36 Löcher auf. In der Zeit der Berliner Teilung zeigte die Wollankstraße die ganze Absurdität der Mauer. Die nach einem Gutsbesitzer benannte Straße befand sich einst zur knappen Hälfte im Ostteil der Stadt, also im sowjetischen Sektor. Die andere Hälfte der Wollankstraße dehnte sich im französischen Sektor im damaligen Bezirk Wedding aus. Wo bis 1990 der Warschauer Pakt und der Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe auf das Gebiet der NATO und der EU trafen, lächeln heute zwei kaum auffallende Bezirksgrenzen, die aus Pankow und die aus Mitte, den Verkehrsteilnehmer auf der Wollankstraße an. Auf den S. 18/19 zeigt Ralf Schmiedecke dem Betrachter zwei Fotos der Wollankstraße. Ein Bild führt uns in das Pankow von einst, das andere ist das heutige moderne Pankow. Ein hochinteressanter Bildband für Freunde und Liebhaber von Pankow und solche, die es noch werden wollen! Das Werk von Ralf Schmiedecke „Pankow-Einst & Jetzt“ umfasst 120 Seiten und ist im Januar 2021 im Sutton Verlag aus Erfurt erschienen. Es kostet im deutschen Buchhandel 19,99 Euro. ISBN 978-3-96303-228-8. (Text: Volker Neef/Fotos: Archiv Ralf Schmiedecke)