Als Sonntage noch heilig waren- Buchbesprechung
Es kommt nicht alle Tage vor, dass zwei Brüder gemeinsam ein Buch schreiben.
Bei den beiden deutsch-schweizer Brüdern Walter und Emil Neukom ist das der Fall. Emil Neukom erblickte 1914 das Licht der Welt und ist 2005 verstorben. Sein Bruder Walter ist 10 Jahre jünger. Walters Gattin Martha ist 3 Jahre älter als der Ehemann. Im August 2021 konnte sie ihren 100. Geburtstag mit ihrem Walter zusammen feiern.
Das Werk „Als Sonntage noch heilig waren- Jugenderinnerungen zweier deutschschweizer Brüder mit Geburtsjahren 1914 und 1924“ von den Brüdern Walter und Emil Neukom kam im Januar 2022 im Frieling Verlag zu Berlin heraus. Das Werk umfasst 196 Seiten und ist Kartoniert/Broschiert.
Walter und Emil Neukom haben noch 9 Geschwister. Die Eltern besitzen im Kanton Zürich einen kleinen Bauernhof. Wie es damals, „in der guten, alten Zeit“ üblich war, leben mehrere Generationen unter einem Dach. Die Enkel bewundern ihren Opa. Er ist mehr Handwerkskünstler als Handwerker. Bauer und Bauerskinder zu sein, bedeutet: Man hat bei Wind und Wetter anzupacken! Säen, pflügen, eggen, ernten sind feste Bestandteil des bäuerlichen Lebens. Tiere müssen an 365 Tagen im Jahr gefüttert, getränkt und gemolken werden. Für neumodere Techniken wie Melkmaschinen hat ein kleiner Landwirtschaftsbetrieb nicht „das nötige Kleingeld“. Man erfährt im Buch auch von Bauern, die keine Pferde besitzen, weil sie zu arm sind. Mit Kuh und Ochs werden Arbeiten und Transporte durchgeführt von diesen Bauern.
Walter Neukom lernt den Handwerksberuf Huf- und Wagenschmied. Dann zieht es ihn zur Theologie. In einer Freikirche wirkt er ein Jahrzehnt als Prediger. Später fängt er bei einer großen Versicherungsgesellschaft mit Firmensitz in Zürich an und bleibt dort bis zum Eintritt in den Ruhestand. Die ganze Familie ist für ihre Frömmigkeit bekannt. So schreiben Walter und Emil Neukom auf S. 5: „Es ist ein unermessliches Geschenk, in einer Verwandtschaft leben zu dürfen, die an den einzig wahren Gott der Bibel glaubt“. Man ist gottesfürchtig und bescheiden „in der guten, alten Zeit“. Man lebt nicht im Reichtum, man lebt aber auch nicht im Elend. Auf S. 10 berichten die Brüder von einem freundlichen Bahnbeamten, der in ihrer Kindheit einen Sohn hatte. „Er gab von seinen nicht mehr gebrauchten Sachen unserer Familie“ und darunter sind auch Dinge, „was die Eltern sich ja niemals hätten leisten können“. Es klagt aber keiner deshalb. Man sieht ja von der neutralen Schweiz aus, wie zerbombt das benachbarte Deutschland 1945 ist. Man sieht auch, wie Menschen dort Hunger leiden und wie zahlreiche Flüchtlinge aus den deutschen Gebieten östlich von Oder und Neiße in den Städten im Westen Deutschlands sich drängen und in Notunterkünften einquartiert werden. Auf S. 63 teilen die Autoren mit: „Im Winter war das Sauerkraut etwa zweimal in der Woche auf dem Tisch…“ Im Vergleich mit den in Deutschland lebenden, hungernden Menschen in der Nachkriegszeit war das Sauerkraut-Menü auf dem Schweizer Tisch eine Luxusdelikatesse. Solche Kindheitserinnerungen haben Walter und Emil Neukom für die Nachwelt festgehalten. Die Schriftsteller haben dabei immer wieder auf ihre enge Beziehung zu Gott verwiesen. Ihre persönliche Lebensphilosophie lautet kurz und knapp: „Jeder Mensch, der mit Vertrauen zu Gott sterben kann, ist ein großes Wunder“. Zwei Brüder machen den Leser spannend, unterhaltsam und humorvoll mit ihrer Kindheit vertraut. In dieser Zeitreise von Walter und Emil Neukom erfährt man auch, dass der reichste Mensch auf Erden auch der ärmste sein kann! Reichtum nutzt gar nichts, „wenn dadurch die Seele zu kurz kommt“. Wer so etwas sagt und seinen Mitmenschen mitteilt, der gehört zu den ganz großen Autoren! Das ist bei Walter und Emil Neukom der Fall! Ihr gemeinsames Werk „Als Sonntage noch heilig waren – Jugenderinnerungen zweier deutschschweizer Brüder mit Geburtsjahren 1914 und 1924“ ist im Frieling Verlag zu Berlin erschienen. Es kostet im deutschen Buchhandel 13,90 Euro. ISBN 9783828036734. (Text: Volker Neef/Foto: Frieling Verlag)