Das berühmte „Dinner for One“ erstmals in Thüringer Mundart
Der begnadete Entertainer, Sänger und Schauspieler Peter Frankenfeld (1913 bis 1979) hatte für seinen Haussender im Hohen Norden, den NDR aus Hamburg, eine fantastische Idee. Er brachte den Sketch „Dinner for One“ 1963 ins Fernsehen. Damals konnte niemand der Sendeverantwortlichen ahnen, dass dieser Sketch sich zum Kult entwickeln würde. Bis heute bringen die 3. Programme der ARD den noch in schwarz-weiß gedrehten Streifen zu Silvester ins Programm. Viele deutsche Haushalte können es sich gar nicht mehr vorstellen, ohne den angetrunkenen Diener James (Freddie Frinton) und der edlen Miss Sophie (May Warden) sich auf das neue Jahr vorzubereiten. Seit 1972 läuft und läuft und läuft „Dinner for One“ im deutschen TV zum Jahresende. Den deutschen Titel „Der 90. Geburtstag“ oder „Dinner für Eine“ spielt maximal eine kleine Nebenrolle, unter den deutschen Titeln ist das Werk gar nicht so geläufig. Statistikfreunde können es sich nicht verkneifen: Sie halten penibel fest, ob die Sendung „Dinner for One“ mehr Zuschauer vor den Fernseher gelockt hatte in jedem Jahr zu Silvester als die würdevolle Ansprache zum kommenden Jahr durch den Herrn Bundeskanzler bzw. die Frau Bundeskanzlerin. Es sei vermeldet, die Silvesterabende, an denen ein Regierungschef das „Dinner for One“ zahlenmäßig übertrumpfen konnte, kann man an einer einzigen Hand abzählen! Weltweit sind die beiden britischen Schauspieler May Warden und Freddie Frinton auch Rekordhalter! Keine Sendung wie „Dinner for One“ ist so oft in der Originalbesetzung wiederholt worden. Die Anzahl der in Deutschland aufgeführten Sendungen dieses TV-Sketches erreicht bald die Marke 250, wie der NDR mitteilen kann. Das weltberühmte Dinner (Sorry, das muss man bedauerlicherweise mitteilen: Laut NDR ist der Sketch in seinem Entstehungsland England in Vergessenheit geraten) sehen sich mittlerweile Zuseher in Afrika, Asien und in Südamerika regelmäßig an.
Adaptionen zum „Dinner for One“ gab und gibt es an allen Orten. Der im letzten Jahr im August im Alter von 73 Jahren verstorbene Arzt, Intendant und Kabarettist Dr. med. Ludger Stratmann hatte für seine Heimat Ruhrgebiet das Stück überarbeitet. Im Dialekt des Kohlenpotts führte man es in Herne im Ortsteil Wanne-Eickel auf und Dr. med. Ludger Stratmann betitelte es „Dinner for WANne-Eickel“. Der Autor Andreas M. Cramer hat uns nun ein köstliches „Dinner off Düringisch“ zubereitet. Es umfasst viele spannende Hintergrundinfos zum einzig wahren Silvesterdinner. Der Verfasser liefert ein unterhaltsam kommentiertes und bebildertes Lesevergnügen, nicht nur zum Ende des Jahres! Der Silvester-Kultsketch erstmals in Thüringer Mundart! Das hat doch BIG CHARME!
Der Knüller zum Jahresausklang: Das berühmte Silvesterdinner kommt nicht etwa aus England, sondern aus Thüringen! Zumindest, wenn man dem Autor Andreas M. Cramer glaubt. Denn der erklärt – sehr plausibel, aber natürlich mit einem Augenzwinkern – dass die thüringische Variante eigentlich die Urfassung des Sketches ist. Und kein Geringerer als Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha nach seiner Heirat mit der britischen Queen Victoria das Stück nach Großbritannien brachte, von wo es als “Dinner for One” wieder nach Deutschland zurückkam. Bei der Lektüre des mit zahlreichen regionalen Anspielungen gespickten Sketches „off düringisch” bleibt jedenfalls kein Auge trocken. Während Diener Hänser mit Thüringer Klößen und „Aro” übers Löwenfell stolpert und Sprüche klopft, feiert Fräulein Sophie unbeirrt mit ihren längst verstorbenen Freunden Pfarrer Döring, Amtmann von Heldburg, Doktor Scharffenstein und Direktor Salzmann ihren 90. Geburtstag. „Dinner off Düringisch” ist ein zeitloses Lesevergnügen und ein Muss für alle Thüringer und Freunde dieses Sketches aus aller Welt, die den Jahresausklang „gans genausu wie voors Jahr” feiern wollen. Der Autor Andreas M. Cramer, geboren 1971 in Gotha, befasst sich seit fast 30 Jahren mit den Thüringer Dialekten. Der gelernte Journalist ist Autor zahlreicher Bücher zu den Themen Mundart, Sagen und volkskundliche Überlieferungen, schreibt Theaterstücke und Kinderbücher. Seit 2009 steht er alljährlich zu Silvester beim Theaterabend „Dinner off Goodsch“ als Conférencier auf der Bühne. Der Maler, Zeichner, Autor, Fotograf und Mitgründer der Agentur KreativWerkstatt Kai Kretzschmar veröffentlichte 1996 sein erstes Comicalbum. Seither erschienen neben seinen Cartoons (u.a. beim Erfurter Satire-Magazin UNNU?) diverse von ihm illustrierte Bücher. Er blickt auf erfolgreiche Ausstellungen seiner Zeichnungen und Gemälde zurück und führt seit 2009 auch Regie bei Theater- und Bühnenaufführungen, u. a. beim bekannten „Dinner auf Goth’sch“. Eines darf bestimmt gesagt werden: Wenn von einer wunderschönen Wolken aus und bei einem Glas Sherry Mrs. May Warden und Mr. Freddie Frinton sich eine Aufführung von „Dinner off Düringisch“ angesehen haben werden und das Buch zur Hand genommen haben, wird der Butler britisch unterkühlt sagen: „Amazing, dear Miss Sophie“. Ebenso britisch unterkühlt wird die Lady antworten: „Indeed, James, indeed“. Das Buch von Andreas M. Cramer „Dinner off Düringisch“ umfasst 96 Seiten. Es ist im Sutton Verlag zu Erfurt erschienen und kostet im deutschen Buchhandel 9,99 Euro. Format 12,0 x 18,5 cm. ISBN: 978-3-96303-362-9. (Text: Volker Neef/Fotos: Sutton Verlag)