(Foto: Volker Neef)
Das 15. Berliner Milchforum fand vom 13. bis zum 14. März in Berlin-Mitte statt. Knapp 500 Gäste aus Praxis, Wirtschaft und Wissenschaft kamen zusammen, um sich zu vernetzen und zu aktuellen Themen aus und in der Milchbranche sich austauschen.
„2025 wird ein Jahr des Wandels werden,“ wie Detlef Latka, Vorsitzender des Milchindustrie-Verbandes anlässlich des 15. Berliner Milchforums feststellte. In den USA gibt es einen neuen Präsidenten, der neue Akzente setzt, in Deutschland bildet sich aktuell die Regierung neu, die gesamte weltpolitische Lage, auch im Hinblick auf den Weltmarkt, scheint sich derzeitig zu ändern und zu verschieben. „Für uns als MIV und für die Milchwirtschaft überhaupt ist es nun ganz wichtig, die Entwicklungen in die richtigen Bahnen zu lenken“, mahnte Latka. „Die kommende Regierung müsse den Bürokratieabbau tatsächlich umsetzen und anders als alle Regierungen zuvor, ihn immer lediglich im Wahlkampf zu versprechen – dann ist nicht nur der Milchindustrie, sondern der gesamten deutschen Wirtschaft geholfen!“
(Foto: Volker Neef)
Ebenso betonte er: „Planungssicherheit ist das, was die Wirtschaft braucht, um sich jetzt zu erholen, um Arbeitsplätze zu erhalten und neue zu schaffen, um Investitionen zu tätigen und Deutschland wieder als einen starken Player innerhalb der EU, aber vor allem auch auf dem Weltmarkt zu etablieren. Keine leichte Aufgabe, gewiss, aber das ist der Wandel, den es jetzt braucht!“
Trotz der Herausforderung zu Jahresbeginn bewegen sich die Erzeugerpreise mit teils über 50 Cent auf einem guten, hohen Niveau. Die erzeugten Milchmengen 2024 bewegen sich im Vergleich zum Vorjahr seitwärts (-0,5 Prozent). Der Abwärtstrend ist damit deutlich abgeschwächt. Zu Jahresbeginn liegt die Rohmilchanlieferung rund zwei Prozent unter Vorjahr. Die Biomilch hat 2024 um gute 8 Prozent zugelegt.
Die Käseerzeugung ist dafür stärker gewachsen als in Vorjahren bei gleichzeitigem rückläufigem Aufkommen an Butter und Milchpulver. Während die Käsenachfrage im Inland, aber auch für den Export sich gut präsentierte, ist Butter leicht schwächer abgesetzt worden.
Dafür war die Butter preislich deutlich höher als im Vorjahresvergleichszeitraum. Momentan hat sich die Angebot- und Nachfrage-Situation von Butter – wie saisonal zu erwarten – entspannt und normalisiert. Im Einzelhandel sind durchaus „Butter-Lockangebote“ häufiger zu finden.
Während Käse ebenfalls aber einen geringeren preislichen Aufwuchs im Jahr 2024 hatte, sind bei den meisten anderen Milchprodukten die Preise überwiegend unverändert geblieben. Auch die Produktionen von Joghurt, Quark und Sahne sind mengenmäßig gestiegen. Bei den alternativen Milchprodukten konnten Milchimitate und Joghurtalternativen im einstelligen Prozentbereich zulegen, bei Käsealternativen sank der Absatz allerdings deutlicher.
Karsten Schmal (59) ist DBV-Vizepräsident und Milchbauernpräsident. Karsten Schmal erklärte: „Unsere Podiumsdiskussion hat die Herausforderungen des Milchsektors noch einmal deutlich gemacht: Wir brauchen Planungssicherheit für unsere Betriebe, ein klares Bekenntnis zur Nutztierhaltung in Deutschland, Vertrauen in die Arbeit des Berufsstandes und endlich Entlastungen beim Verwaltungsaufwand.“ Ein klarer Appell geht aus Sicht des DBV-Vizepräsidenten, selbst Milchviehhalter aus Nordhessen, daraus hervor: „Die Weichen für die zukünftige Agrarpolitik werden tagesaktuell in den Beratungen der politischen Vertreter gestellt und ich erwarte, dass unsere Forderungen von den Entscheidungsträgern umgesetzt werden. Der Agrardiesel ist ein Gewinn, ja. Aber die Herausforderungen gehen weit darüber hinaus.“
Große Sorgen bereiten ihm die exorbitant gestiegenen Honorare der Tierärzte. Für seinen Betrieb mit 240 Milchkühen muss der Betriebsleiter, Herr Schmal Junior (28), der Sohn von Karsten Schmal, mit Mehrausgaben von ca. 50 Prozent rechnen. Der DBV-Vizepräsident und Milchbauernpräsident machte diesbezüglich auch noch auf einen ganz anderen besorgniserregenden Zustand aufmerksam: „Wir haben Regionen, da reist der Tierarzt 50, 60 Kilometer bis zum Bauernhof an. Ältere Tierärzte, die altersbedingt aus dem Berufsleben scheiden, finden keine Nachfolger für ihre Praxis. Was man bei den Humanmedizinern seit Jahren beobachten kann, dass etliche Praxen verwaisen, weil die sich zur Ruhe setzenden Ärzte keinen Nachfolger finden, stellen wir auch bei den Tierärzten fest“.
Unser redaktionelles Fazit: Der hiesige Verbraucher, der sich werktäglich darauf verlässt, dass der Supermarkt immer frische Milch und Milchprodukte vorrätig hat, weiß von den Sorgen der Milchviehhalter kaum etwas oder recht wenig. Steigt der Butterpreis um ein paar Cent, beginnt das große Jammern! Aber mal ehrlich: Wie viele 250-Gramm Butterpäckchen kauft der durchschnittliche Haushalt eigentlich monatlich? Man jammert halt auf sehr hohem Niveau auf Verbraucherseite.
Text: Volker Neef
Fotos: Volker Neef; Frank Pfuhl