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Die Berlinale kündigt an: Zwei Dokumentarfilme nicht zu verpassen

Kinoleinwand (Foto: Volker Neef)

Die Berlinale gilt immer noch als das politischste unter den Festivals
der A-Kategorie. Nun werden die diesjährigen Filmauswahlen
präsentiert.

Beschränken wir uns hier auf den Dokumentarfilm. Es sind
vor allem zwei Werke, die Aufmerksamkeit verdienen. Die Frage, wie
historische Chancen verpasst werden, wie System zu autokratischen,
tyrannischen oder religiös-fanatischen Systemen umkippen, zeichnet
Nathalie Borgers in ihrem Werk „Scars of a Putsch“
(Österreich / Belgien, 2025) am Beispiel der für die weltpolitische
Lage der Folgejahre entscheidenden Türkei auf. Sie fokussiert ihr
Interesse auf den Militärputsch am 2. September 1980.

Nicht aktueller kann der georgische Beitrag „Shinagani gazapkhulebis
q’vaviloba“ (Inner Blooming Springs) von Tiku Kobiashvili sein. Man sieht
den Widerstand gegen Angriffe auf demokratische und journalistische
Strukturen, auf Meinungsfreiheit und Organisationsrecht.
Derartige Attacken legitimieren sich nach wie vor mit dem scheinbar
noch nicht abgenutzten – oder wegen ideologischer Verkommenheit
unbrauchbar gewordenen – Vorwands des Kampfes gegen „ausländische Agenten“. Wie entscheidend in Zeiten einer derartigen, nur auf den eigenen Machterhalt ausgerichteten Staatsgewalt, die selbst von „ausländischen Agenten“ überfüllt ist, Vertrauen und Freundschaft sind, ist ein zentrales Thema in Kobiashvils Werk.
Techno-autokratische Machtstrategien, die demokratische Vielfalt,
Recht auf Information und Meinungsfreiheit bereits zu feindlichen
Instanzen erklären, sind gewiss nicht nur in Georgien zu finden. Der
Film kann daher ein Instrument der Vorwarnung sein.

Beide Werke werden im Forum Special der Berlinale präsentiert.

Text: Dieter Wieczorek

Foto: Volker Neef