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Der Volksaufstand am 17. Juni 1953 

Wachbataillon der Bundeswehr an der Gedenkstele in Tegel. (Foto: Volker Neef)

Der Volksaufstand am 17. Juni 1953 

In der Bundesrepublik Deutschland war von 1954 bis zur Wiedervereinigung 1990 der 17. Juni ein Feiertag.

In der DDR dachten die kommunistischen Machthaber Jahr für Jahr mit Schrecken an den 17. Juni. Bauarbeiter in der Stalinallee in Berlin-Friedrichshain legten die Arbeit nieder. Sie protestierten gegen die Normerhöhung, die ja in Wahrheit eine Lohnsenkung war.

Den Bauarbeitern schlossen sich schnell andere Arbeitnehmer in der gesamten DDR an. Der Aufstand sprach sich herum wie ein Lauffeuer. Arbeiter stürmten SED-Parteizentralen, Rathäuser, Polizeistationen, Weiterbildungsinstitute der SED und warfen Akten aus den Fenstern. Unter großem Beifall verbrannte man die Akten auf den Straßen. Die Arbeiter konnten sogar politische Gefangene aus den Kerkern der Stasi befreien.

Das Sprichwort „Ende gut, alles gut“ traf für die Landsleute in Ostdeutschland nicht zu. Walter Ulbricht, der Vorsitzende des Staatsrates der SED und Stasiminister Erich Mielke sowie ihre stalinistischen Helfershelfer verschanzten sich im Hauptquartier der sowjetischen Streitkräfte in Berlin-Karlshorst. Kommunistenführer liefen vor dem eigenen Volk davon. Der Autor Bert Brecht riet den Machthabern der DDR: „Sucht Euch doch einfach ein anders Volk“. 

Die UdSSR setzte 20.000 Soldaten mit Schützen- und Kampfpanzern in Bewegung. Die Rote Armee, die 1945 dem Naziterror ein Ende bereitet hatte, unterdrückte 8 Jahre nach Kriegsende demokratische Strukturen der Arbeiter. Demonstrationen der Arbeiter waren im „Arbeiter- und Bauernstaat“ nur gestattet, wenn es die Kommunisten vorher genehmigt hatten. Um sicherzugehen, dass der Aufstand niedergeschossen und niedergeknüppelt wird, unterstützen 8.000 Volkspolizisten die Rote Armee. Die genaue Todeszahl ist unbekannt. Historiker gehen von mindestens 50 ermordeten Demonstranten aus. Zahlreiche Arbeiter wanderten für Jahre ins Zuchthaus, anderen Verbot das SED-Regime zu studieren oder die Meisterprüfung abzulegen. Die Kommunisten haben sich kaum anders verhalten als Nationalsozialisten! Der erste SPD-Vorsitzende nach dem Zweiten Weltkrieg war Kurt Schumacher. Die Nazis sperrten ihn ins KZ ein. Kurt Schumacher sprach in den 50er Jahren davon: „Kommunisten sind rot lackierte Doppelausgaben der Nationalsozialisten“.

Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbueken-Wegner an der Gedenkstele in Tegel. (Foto: Volker Neef)

In Reinickendorf, wie an vielen anderen Orten in Deutschland, gedachte man am 17.Juni an die Opfer des Volksaufstandes vor genau 71 Jahren.

Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner (CDU), der Stellvertretende Bezirksbürgermeister Uwe Brockhausen (SPD) sowie die Bezirksstadträte Harald Muschner (CDU) und Alexander Ewers (SPD) nahmen an dieser Gedenkfeier teil. Ebenso traf man BVV-Vorsteherin Kerstin Köppen (CDU) und zahlreiche BVV-Mitglieder an. Aus dem Berliner Abgeordnetenhaus nahmen Frank Balzer (CDU) und Rolf Wiedenhaupt (AfD) an der Gedenkveranstaltung in Berlin-Tegel teil. 

Der Landrat von Oberhavel, Volker-Alexander Tönnies (SPD) und die stellvertretende Bürgermeisterin der Gemeinde Glienicke-Nordbahn, Jana Klätke, traf man ebenfalls in Berlin-Tegel an.

Stahlarbeiter aus Hennigsdorf forderten auch bessere Arbeitsbedingungen am 17. Juni 1953. Ebenso stellten sie die Forderungen auf, freie Wahlen durchzuführen und dem deutschen Volk die Wiedervereinigung zu gestatten. 

Bei diesem Protestmarsch 1953 in die Berliner Innenstadt passierten die Stahlarbeiter die Berliner Straße in Tegel. Heute erinnert eine Gedenkstele in der Berliner Straße in Tegel an die Ereignisse vom 17. Juni 1953.   

Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner sagte in ihrer Ansprache: „Die ostdeutschen Bürgerinnen und Bürger erhoben sich 1953 zum ersten Mal gegen das kommunistische System. Ihre Beweggründe ähnelten denen, die Jahrzehnte später zur Wiedervereinigung führten. In diesem Jahr aber, in dem wir das 75-jährige Bestehen unseres Grundgesetzes feiern, scheint es mir angemessen, daran zu erinnern, welche Strahlkraft dieses Gesetz bereits damals entwickelte und vieles von dem verkörperte, wofür die Frauen und Männer dann am 17. Juni 1953 auf die Straße gegangen sind.“

Auch Landrat Volker-Alexander Tönnies rief dazu auf, unsere Demokratie und Freiheit zu wertschätzen und nie zu vergessen, welche Opfer es kostete, diese Freiheit zu erringen.

Die Gedenkveranstaltung wurde protokollarisch begleitet vom Wachbataillon der Bundeswehr sowie einem Trompeter des Stabsmusikkorps. Die militärische Führung hatte Oberst Jens Roßmanith inne.

Im Pressegespräch erklärte Uwe Brockhausen (SPD), der Stellvertretende Reinickendorfer Bezirksbürgermeister: „Der 17. Juni 1953 muss in Erinnerung bleiben, er hat zahlreiche Opfer gefordert. Die Opfer dürfen niemals vergessen werden“.

Text/Foto: Volker Neef