Am 25. April 2024 sprach Dr. Karl-Rudolf Korte, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen, im Rahmen des „korrespondenten.café“ über die aktuelle innenpolitische Situation.
Das „korrespondenten.café“ ist eine in unregelmäßigen Abständen stattfindende Veranstaltung des Journalisten Ewald König.
Professor Korte, dessen Forschungsschwerpunkte in den Bereichen Wahlanalysen und Parteiendemokratie liegen, verwies auf sein im Januar 2024 erschienenes Buch „Wählermärkte“. Darin geht es um Wahlverhalten und Regierungspolitik in der Berliner Republik. Der Buchtitel deutet Kortes Idee an, dass man auf dem Marktplatz potentiell mit anderen ins Gespräch kommen kann. Indes kann die Betonung deliberierenden Elemente in der Politik manchmal dazu führen, den Gesprächen mehr Bedeutung einzuräumen als den Entscheidungen.
Im Hinblick auf die aktuellen Wählerumfragen wies Professor Korte darauf hin, dass rund 85 Prozent der deutschen Wähler Parteien der Mitte wählen. In anderen Ländern Europas ist die Situation oftmals sehr anders. Statt steriler Aufgeregtheit, wie sie sich in jeder Talkshow manifestiert, legte Korte die nüchterne Distanzheit des Wissenschaftlers an den Tag. „Die Aufregungsdemokratie hat mit den Realitäten wenig zu tun. Eine Polarisierung wird behauptet, aber tatsächlich gibt es, angesichts von 85 Prozent Wählen, die Mitte-Parteien ihre Stimme geben, keinerlei tatsächliche Polarisierung.“
Wahlkämpfe dienen dazu, die eigene Anhängerschaft zu motivieren – andere überzeugt man nicht. Selbst die TV-Duelle vor den Wahlen wirken nicht länger als einen Tag als Motivation. Die letzte Bundestagswahl charakterisierte Korte als „von verlässlicher Langeweile“ geprägt, und das sei auch gut so – eben, weil das, jenseits aller täglichen Aufgeregtheiten, ziemlich „normal“ ist.
So rät Professor Korte auch im Umgang mit der AfD zu Gelassenheit: „Wir sollten uns nicht von der Panik überwältigen lassen.“ Bereits seit längerer Zeit verharrt die AfD in Umfragen bei rund 18 Prozent; die Höhenflüge sind vorbei. Nur bei einem Drittel der AfD-Wähler sieht Korte eine „gefestigte Gesinnung“, die anderen seien Unmut- und Protestwähler. Korte hält die Demokratie hierzulande für stabil und gefestigt, daher empfiehlt er, die AfD nicht auszugrenzen: „Schließlich sind sie demokratisch gewählt.“
Mit dieser Auffassung kommt Korte dem Geist der Demokratie vermutlich näher als all jene, die ihre täglichen Glaubenskämpfe im Namen der Demokratie führen und die dabei nur eine – ihre – Wahrheit anerkennen.
Text: Gernot Volger
Foto: Volker Neef