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Zwei Regierende Bürgermeister a. D. beim TEGELER GESPRÄCH

l.-r. Eberhard Diepgen, Frank Henkel, Klaus Wowereit (Foto: Michael Königs)

Zwei Regierende Bürgermeister a. D. beim TEGELER GESPRÄCH

Dirk Steffel, der Gründer des TEGELER GESPRÄCHs, konnte am 24. Januar bei der 70. Veranstaltung gleich zwei ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin begrüßen.

Dirk Steffel (Foto: Michael Königs)

Eberhard Diepgen (CDU) und Klaus Wowereit (SPD) waren seine Gäste. Die Namen der hochrangigen Teilnehmer kann fortgesetzt werden. Frank Henkel (CDU), einst Innensenator und Stellvertreter von Klaus Wowereit (ab 2014 Michael Müller) im Amt des Regierenden Bürgermeister von Berlin, moderierte diesen Abend. Das Grußwort sprach Detlef Dzembritzki (SPD). Er fungierte einst als Bundestagsabgeordneter und Bezirksbürgermeister von Reinickendorf.

Eberhard Diepgen (Foto: Michael Königs)

Dirk Steffel wies auf eine Besonderheit hin: „Eberhard Diepgen war von 1984 bis 1989 und dann von 1991 bis 2001 im Amt“. Die Wahl 1989 hatte er gegen Walter Momper (SPD) verloren. „Mit Eberhard Diepgen ist heute der einzige Ministerpräsident in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland zu Gast, der nach einer Niederlage im Amt später dieses Amt noch einmal besetzen konnte“.

Detlef Dzembritzki blickte zurück und teilte mit: „Gerne erinnere ich mich an meine Grußworte, die ich damals als Bezirksbürgermeister (Anm.: Von 1989 bis 1995) ausgesprochen hatte. Dabei bleibt mir natürlich in besonderer Erinnerung das Jahr 1990. Die Wiedervereinigung zeichnete sich ab und 1991 konnte ich Grußworte im benachbarten Landkreis Oberhavel und im Nachbarbezirk Pankow ausrichten“. Er sprach auch zwei große Europäer an, die uns kürzlich für immer verlassen haben. Jacques Delors (1925 bis Dezember 2023), der ehemalige Präsident der Europäischen Kommission, sowie Wolfgang Schäuble (1942 bis Dezember 2023, Bundesminister a. D., Bundestagspräsident a. D.) haben die Deutsch-Französische Freundschaft gehegt und gepflegt. Beide großen Staatsmänner haben dafür gesorgt, dass eine Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg zustande kam. Ohne eine Versöhnung mit dem westlichen Nachbarland Frankreich wäre eine friedliche Wiedervereinigung kaum möglich gewesen. 

Detlef Dzembritzki (Foto: Michael Königs)

Große Sorgen bereiten ihm die Kriege in der Welt. Mitten in Europa tobt seit Februar 2022 der Russische Angriffskrieg auf die Ukraine, seit Oktober 2023 sind kriegsähnliche Zustände in Gaza zu verzeichnen. Ebenso bereiten ihm die guten Wahlergebnisse von Populisten Sorgen. Der ehemalige Bezirksbürgermeister forderte dazu auf, sich „zur Demokratie zu bekennen, sich für demokratische Parteien einzusetzen“.

Moderator Frank Henkel führte mit Eberhard Diepgen und Klaus Wowereit eine Tour d´Horizon aus. Dabei kamen natürlich die Themen Flughäfen Schönefeld, Tempelhof und Tegel sowie das Tempelhofer Feld zur Sprache. 

Frank Henkel (Michael Königs)

Eberhard Diepgen konnte berichten, er sei nach dem Ende seiner „Amtszeit 2001 nicht in ein tiefes Loch gefallen. Einige Jahre habe ich noch als Anwalt gearbeitet. Gerne möchte ich mich hier und da politisch noch mal einmischen, das verkneife ich mir aber. Das Verkneifen fällt mir aber sehr schwer“. Was die Zukunft der deutschen Parteienlandschaft angeht, sieht er eine Zersplitterung auf das Land zukommen. Eventuell bleibe es nicht bei den zwei neuen Parteigründungen BSW, die bereits erfolgt ist und einer Partei unter Führung von Hans-Georg Maaßen. Das noch CDU-Mitglied und ehemaliger Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz plant mutmaßlich auch eine Parteigründung. Eberhard Diepgen sieht gute Wahlergebnisse von seiner Seite aus für BSW an. Diese Bewegung werde vor allen Dingen in den Neuen Ländern starke Beachtung finden.

Klaus Wowereit sagte: „Mit Ratschlägen an meine Partei halte ich mich zurück. Diese könnten zu Schlägen werden“. Ihm ist durchaus bewusst: „Man kann durch Talkshows tingeln, wenn man als Older Statesman jetzt auf seine Nachfolger eindrischt. Das ist aber nicht mein Lebenselixier. Ich habe 4 Ehrenämter und bin ausgelastet. Wenn ich immer noch einen dick-gefüllten Terminkalender haben wollte, hätte ich mich 2014 doch erst gar nicht aus dem Amt des Regierenden Bürgermeisters verabschieden müssen“.

Klaus Wowereit (Foto: Michael Königs)

Er sagte auch, seit ungefähr 2010 spielen die Sozialen Medien eine sehr große Rolle. Er gehöre aber „nicht zu dem Personenkreis, der am frühen Morgen alles in den Sozialen Medien kommentieren muss, was weltweit in der Nacht geschehen ist“. 

Frank Henkel, Klaus Wowereit und Eberhard Diepgen zollten am Ende Dirk Steffel und seinen Mitstreitern großen Respekt. Knapp 250 Gäste kamen zum 70. TEGELER GESPRÄCH. Klaus Wowereit ergänzte: „Es regnet, heute ist im Fernsehen Handball mit deutscher Beteiligung zu sehen und es spielt Bayern München gegen Union Berlin. Chapeau!“

Text: Volker Neef

Foto: Michael Königs

Frank Pfuhl
Frank Pfuhl
SDHB Redaktion Berlin