Am 15. September erhielt der 1942 in Buenos Aires geborene Dirigent und Pianist Daniel Barenboim den Friedrich II- von Hohenstaufen-Preis der Deutsch-Arabischen-Gesellschaft (DAG).
In Berlin ehrte man ihn für gelebte Freundschaft der Völker und Integration der Nationen.
Lang ist die Liste seiner bisherigen Ehrungen. Seit April ist er Ehrenbürger von Berlin. Der international bekannte Chefdirigent und Pianist, der die Staatsangehörigkeiten von Argentinien, Israel, Palästina und Spanien besitzt, ist seit 1996 Ehrendoktor der Universität Jerusalem. 2006 ehrte ihn das Jüdische Museum mit dem Preis für Verständigung und Toleranz. Seit 2007 ist Daniel Barenboim Friedensbotschafter der UNO.
Die Laudatio der DAG hielt Salah Abdel Shafi. Er ist Palästinensischer Botschafter für Österreich, Slowenien und Kroatien, ständiger Beobachter des Staates Palästina bei der UNO sowie auch der in Wien ansässigen internationalen Organisationen.
Der Botschafter betonte u. a., dass „der Unterschied zwischen dem Musiker und dem Menschen vermutlich nicht all zu groß sein wird. Das Verbindende ist wohl, dass in Beiden Leidenschaft und Hingabe zu erkennen sind. In Beiden kommen das große Herz und die innere Haltung zum Vorschein. Die auf einer großen Begabung zum direkten Empfinden, zum Mitgefühl beruht; auf einem tiefen Humanismus. Humanismus hat mit Würde zu tun, mit dem Respekt vor der Würde
jedes einzelnen Menschen“.
Er wies auch darauf hin, dass Daniel Barenboim sich „für einen gerechten Frieden zwischen Israelis und Palästinensern engagiert“.
Mit dem von ihm gegründeten Projekt des West-Eastern-Diwan-Orchesters habe man einen sehr großen Schritt zur Versöhnung geleistet.
Der Botschafter berichtete von einem Auftritt des West-Eastern-Diwan-Orchesters im Jahre 2011 in Gaza. „Daniel Barenboim stellte die rhetorische Frage, warum Menschen im Jahre 2011 in Gaza Freude
empfinden, wenn sie eine Musik hören, die im 18. Jahrhundert komponiert wurde. Er fügte selbst eine Erklärung hinzu: „Die Menschen haben sich nicht verändert, sondern die Welt hat sich verändert“.
Der Laudator sagte auch: „Was wir brauchen, ist nicht nur eine Politik, die von Werten gekennzeichnet ist, sondern auch von Moral. Denn Moral ist eine Grundeinstellung, ein Verhalten, eine menschliche Eignung. Wir bringen unseren Kindern bei, dass sie nicht lügen sollen, dass sie ehrlich sein sollen, sich gegenseitig respektieren sollen, dass sie selbstlos sein sollen – wir lehren sie, menschlich zu sein. Werte nicht einzuhalten, darüber kann schon mal schnell hinweggesehen werden. Sich über die Moral – sogar über die eigene – zu stellen – ist eine Kehrtwendung gegen sich selbst und gegen ein menschliches Miteinander. Deswegen brauchen wir mehr Menschen wie Daniel Barenboim, die die Moral als eines der höchsten Güter ansehen“.
Der Geehrte nahm den Preis so entgegen, wie man Daniel Barenboim kennt: Voller Bescheidenheit! Obwohl er es in dem Saal mit seinen über 300 Anwesenden nicht gesagt hatte, spürte man regelrecht, wie der Maestro es sagen wollte: Ihr ehrt mich für etwas, das ich selbstverständlich und ohne wenn und aber getan habe und weiterhin tun werde.
Text/Foto: Volker Neef