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Tempest Project-Ruhrfestspiele

Luca Maniglio und Paula Luna (Foto: Svetlana Reinwarth)

Tempest Project-Ruhrfestspiele

Bei den diesjährigen Ruhrfestspielen in Recklinghausen fand mit dem Stück „The Tempest“ („Der Sturm“) von William Shakespeare eine Deutschlandpremiere statt. Das Stück von William Shakespeare erfuhr 1611 seine Uraufführung.

Verantwortlich für die Aufführung bei den Ruhrfestspielen war das „Théâtre des Bouffes du Nord“; das Institut français und das französische Ministerium für Kultur waren die Unterstützer. Das Stück zeigte man in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln. 

Die Adaption und Regie stammen von Peter Brook und Marie-Hélène Estienne. Der britische Regisseur Peter Brook (1925 bis 2022) war in Recklinghausen ein sehr gerngesehener Gast. Er war im Mai 2019 vor Ort, als sein Werk „The Prisoner“ die Deutschlandpremiere feiern durfte. Das Werk kam beim Publikum und den Kritikern sehr gut an. Die für 2020 geplante Aufführung „Why“ fiel der Corona-Pandemie zum Opfer.

 Im April 2022 führte man in Paris seine letzte Arbeit auf. Das Werk „Tempest Project“ gilt als das Vermächtnis des begnadeten Künstlers. 

Der Schauspieler Ery Nzaramba stammt aus Ruanda. Er hat bereits erfolgreich in Großbritannien, Frankreich und Belgien gearbeitet. Erstmals traf er Peter Brook 2014. Er tauschte sich bereits vor Jahren mit dem Regisseur aus, wie man den „Der Sturm“ auf die Bühne bringen kann. Ery Nzaramba hat die Rolle des Prospero inne. In einer Doppelrolle trat in Recklinghausen Sylvain Levitte auf. Er spielte den Sklaven Caliban, den Sohn der Hexe Sycorax und den Ferdinand, den Königssohn. Paula Luna hatte die Rolle der Tochter des Zauberers und Herzog von Mailand, Prosperos, inne. Sie, die Miranda, hat Gefallen gefunden an Ferdinand. Der Königssohn ist mit ein paar Getreuen auf der Insel gestrandet, die nun von Mirandas Vater beherrscht wird. Prospero musste sich einst auf die Insel zurückziehen, weil sein machthungriger Bruder ihn aus Mailand vertrieben hatte, um selber als Herzog von Mailand regieren zu können. Die Schauspielerin Marilú Marini stellte den Luftgeist Ariel dar. Die aus Italien stammenden Zwillinge Luca und Fabio Maniglio spielen die Matrosen Stephano und Trinculo. Beide Seeleute treffen Caliban, der ihnen klarzumachen versucht, man müsse Prosperos töten. Dann könnte das Trio die Insel beherrschen. Der Luftgeist Ariel belauscht jedoch die drei Übeltäter. 

Requisiten auf der Bühne (Foto: Svetlana Reinwarth)

Für die Aufführung in Recklinghausen gilt erfreulicherweise: „Weniger ist mehr“! Zum einen ist die Länge des Stückes mit knapp 80 Minuten sehr überschaubar. Auf der Bühne waren keine überflüssigen Utensilien zu sehen. Das gute Schlichte oder: das schlichte Gute hatten das Sagen! Als Requisiten dienten nur Holzbalken, zwei Teppiche, ein bisschen Sand und ein Lichtstrahl. Wahrlich: „Weniger ist mehr“! 

Die herausragenden Schauspieler zeigten dem Publikum den ganzen Umfang ihres großartigen Könnens. Schauspieler Ery Nzaramba blickte regelmäßig ins Publikum und suchte den Augenkontakt zu den Theaterbesuchern. Es ist ihm und seinen hervorragenden Kolleginnen und Kollegen gelungen, in Recklinghausen in „Der Sturm“ einen Sturm auszulösen! Das Publikum erhob sich nach der Aufführung und klatschte minutenlang Beifall. Wann hatte man solch eine stürmische Begeisterung zuletzt im westfälischen Recklinghausen gesehen? Das kommt nicht bei jeder Aufführung der Ruhrfestspiele vor. Mal gab es im Ruhrfestspielhaus höflichen Applaus für Werke, mal sogar Buhrufe. Aber so eine stürmische Begeisterung? Alle Anwesenden, ob Besucher oder Kritiker, waren sich bei Ery Nzaramba und dem Ensemble einig: „Grand theatre! Merci beaucop“!

Ja, natürlich muss ein hauptberuflicher Theaterkritiker auch etwas zu meckern haben, sonst hätte er ja seinen Beruf verfehlt! Die Verantwortlichen der Ruhrfestspiele ließen das hervorragende Ensemble nur drei Tage, dazu, im „Kleinen Haus“, zu Wort kommen. Das „Große Haus“ gehörte an den betreffenden Aufführungstagen anderen Künstlern. Vielleicht war man in Recklinghausen nicht von dem großartigen Erfolg im Vorfeld überzeugt gewesen? 

Die Darsteller des „The Tempest“ („Der Sturm“) haben bewiesen, sie lösen einen angenehmen Theaterorkan beim Publikum und den Kritikern aus! Die Verantwortlichen der Ruhrfestspiele sollten sich die Namen der Darsteller Ery Nzaramba, Paula Luna, Marilú Marini, Luca und Fabio Maniglio sowie Sylvain Levitte dick und sehr fett in ihre Notizblöcke schreiben und mit ihnen Planungen für die Ruhrfestspiele 2024 treffen!

Text: Volker Neef

Foto: Svetlana Reinwarth

Frank Pfuhl
Frank Pfuhl
SDHB Redaktion Berlin