Die Schillingstraße– Wussten Sie schon?

Die Schillingstraße– Wussten Sie schon?

Die Bundeshauptstadt Berlin mit ihren 12 Bezirken und fast 100 Ortsteilen bietet den Einheimischen und den Gästen eine reiche und buntgemischte Palette an.

Dazu zählen neben verstorbenen und lebenden prominenten, manchmal auch kuriosen Menschen die zahlreichen Gebäude, Straßen, Plätze, Parks, Denkmäler und Seen.

Wir haben für unsere werten Leser das ein oder andere Interessante aus Berlin heraus gegraben bzw. wiederentdeckt und stellen es vor. Heute führt uns der Besuch in die Bezirke Mitte und Reinickendorf, jeweils in die Schillingstraße.

Die Schillingstraße steht in Berlin nur als ein Beispiel für sehr viele. Die Leser beispielsweise in Castrop-Rauxel, Wanne-Eickel, Idar-Oberstein und Garmisch-Partenkirchen mögen der Redaktion verzeihen- oder sich, sehr glücklich schätzen- wenn wir sagen: Man hat diese Berliner Probleme dort nicht! Die Bürgerinnen und Bürger in den deutschen Millionenstädten Hamburg, München und Köln haben diese Berliner Probleme ebenfalls. Städte mit Einwohnerzahlen von einer halben Million bis hin zu fast 800.000 Bürgern (dazu zählen beispielsweise Frankfurt am Main, Düsseldorf, Dortmund, Stuttgart, Leipzig, Essen) kennen auch die Problematik wie sie bei den Schillingstraßen in Berlin festzustellen sind! Hier setzen wir extra den Plural mit „sind“, handelt es sich doch um „Schillingstraßen“. 

Im Büro im Westend sagt Herr A seinem Kollegen Herrn B, man wohne jetzt in der Schillingstraße 15. Am nächsten Sonntag um 15 Uhr möge doch Herr B mit Gattin zum Ehepaar A kommen zum Kaffee und die neue Wohnung in Augenschein nehmen. Es ist der besagte Sonntag angebrochen und der Kaffee auf dem Tisch der Familie A wird kalt. B erscheint nicht. Da klingelt das Telefon so gegen 15.15 Uhr. B fragt seinen Kollegen A: „Wo muss ich denn schellen? Ich sehe Dein Namensschild nicht an der Klingel in dem Mehrfamilienhaus“. A ist verdutzt und antwortet: „Mein Namensschild steht an der Klingel, 2. Stock, rechts, bitte!“ Es klappt aber nicht mit dem Klingeln bei A. Herr und Frau B sind nämlich nach Mitte gefahren, das Ehepaar A wohnt aber in der Schillingstraße 15 in Reinickendorf.

Hätte man doch nur daran gedacht, den Bezirk oder die Postleitzahl mitzuteilen! Ähnliches kann in Reinickendorf und Pankow mit der Scharnweberstraße geschehen. Sie gibt es in Berlin im Doppelpack. Einmal in 13086 Berlin-Pankow und zudem in 13405 Berlin-Reinickendorf. Noch mehr Irritationen bereiten in der Bundeshauptstadt Straßennamen wie Waldstraße. Nochmals sei daran erinnert: Berlin nennt 12 Bezirke sein Eigen. Jeder, wirklich jeder, Bezirk hat seine eigene Waldstraße. Also sind in Berlin 12 Waldstraßen zu Hause. Bei Namen wie Goethestraße, Bahnhofstraße, selbst Charlottenburger Straße, sind mehrere Straßen erwähnenswert, die alle den gleichen Namen tragen. Wohlgemerkt: Der Straßenname ist 1:1 deckungsgleich in mindestens zwei Fällen in Berlin. Wir reden hier nicht von klaren Unterscheidungen wie Goethestraße und Goetheweg. 

Wie kurios die Sache werden kann mit unserem Beispiel der Bürokollegen A und B, soll ausgedehnt aufgezeigt werden. Hätte Herr A gesagt: „Komme mich bitte in der Berliner Straße 9 in Reinickendorf besuchen“, wäre das eventuell für seinen Kollegen Herrn B auch nicht sehr hilfreich gewesen. Im Bezirk Reinickendorf ist die „Berliner Straße“ nicht nur im Ortsteil Hermsdorf zu Hause. Man kennt und schätzt sie auch in Tegel! Die Hermsdorfer Berliner Straße weist die Postleitzahl 13467 auf, die in Tegel die 13507. Ortsunkundige nehmen jetzt nicht bitte die U-Bahn und fahren zur Station „Berliner Straße“. Diese U-Bahnstation mit Haltepunkt sowohl für die U 7 als auch die U 9 ist im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf angesiedelt.

Doppelungen eines Straßennamens oder gleich ein ganzes Dutzendmal ein und denselben Straßenamen vorzufinden, eine der zahlreichen Berliner Besonderheiten! 

Text: Volker Neef

Foto: Frank Pfuhl