Die vier W´s – Wen wollen wir wählen?
Parteien stellen sich vor- Heute: DIE LINKE
Am 12. Februar 2023 finden in der Bundeshauptstadt Berlin zwei Wahlen zu Parlamenten statt. Die Berliner Wählerinnen und Wähler entscheiden über eine neue Zusammensetzung des Berliner Abgeordnetenhauses und der 12 Bezirksversammlungen. Unser Medium lässt jeweils von einer Partei einen Vertreter zu Wort kommen.
IN EIGENER SACHE teilen Verleger und Chefredaktion mit: Einzig und allein unser Interviewpartner ist für die von ihm gemachten Aussagen verantwortlich. Die Redaktion hat auf die Erläuterungen des Politikers keinerlei Einfluss genommen. Ausdrücklich teilen wir an dieser Stelle auch mit: Unser Verlagshaus stellt jedem dieser Parteienvertreter unser Medium kostenfrei zur Verfügung! Die betreffende Partei musste keineswegs diesen Artikel als Werbung buchen.
DIE LINKE stellt sich in diesem Artikel unseren werten Lesern vor. Felix Lederle ist deutsch-luxemburgisch, evangelisch, 1975 in Baden-Württemberg geboren und lebt seit Abschluss seines Studiums der Politikwissenschaft, Volkswirtschaftslehre und Journalistik/ Medienwissenschaft 2002 mit seiner Ehefrau und seinen drei Kindern in Berlin. Seit 2016 ist er Referent des Landesvorstands DIE LINKE Berlin und Vorsitzender der Linksfraktion in der BVV Reinickendorf. Er ist BVV-Spitzenkandidat für DIE LINKE Reinickendorf und Direktkandidat fürs Abgeordnetenhaus im Wahlkreis 3 in Reinickendorf.
Stimme-Der-Hauptstadt: Warum sollte man sich bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus für DIE LINKE und für Sie entscheiden?
Felix Lederle: Meine Partei DIE LINKE steht konsequent für soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz und eine anti-militaristische Außenpolitik auf der Grundlage des Völkerrechts. Wir haben u.a. in Berlin in 15 Jahren Regierungsverantwortung bewiesen, dass wir mit Geld umgehen können und regierungsfähig sind. Wir sind bereit, auf jeder Ebene mitzugestalten, aber nicht als Selbstzweck, sondern nur dann, wenn wir unsere zentralen, inhaltlichen Forderungen umsetzen können.
Ich kandidiere für den Abgeordnetenhaus-Wahlkreis 3. Der Wahlkreis besteht aus lebenswerten Kiezen und umfasst viel Grün und Gewässer, umgeben von großstädtischer Infrastruktur. In enger Abstimmung mit Bürger:innen vor Ort werde ich mich wie in den letzten Jahren für einen gerechten Interessenausgleich und eine gelungene Synthese von Leben und Arbeiten, Umwelt und Freizeit sowie für behutsame Nachverdichtung, den Erhalt von Grünflächen, bezahlbare Mieten und gegen Gentrifizierung einsetzen. Ganz wichtig ist mir, dass erst recht in der aktuellen Zeit vieler Krisen niemand zurückgelassen wird und Politik den Menschen Sicherheit gibt – Sicherheit vor Jobverlust, vor Verdrängung aus dem Kiez, vor Gewalt und Kriminalität, vor Diskriminierung und Ausgrenzung, vor sozialem Abstieg und Armut.
Für unter anderem folgende landespolitische Themen und Forderungen werde ich mich im Abgeordnetenhaus einsetzen:
1. Kommunales Wohnungsbauprogramm für mehr bezahlbaren Wohnraum
Wir wollen die Wohnungsbauförderung neu aufstellen und auf dauerhaft bezahlbaren Wohnraum in kommunalem Eigentum orientieren. Dafür stellen wir jährlich bis zu 1 Milliarde Euro für den Neubau von jeweils 7.500 kommunale Wohnungen zur Verfügung – 50.000 Wohnungen mit einer durchschnittlichen Miete von 7 bis 7,50 Euro pro Quadratmeter bis zum Jahr 2030 sind möglich.
Bis 2030 wollen wir die Obdachlosigkeit in unserer Stadt überwinden. Der beschleunigte Neubau preiswerten Wohnraums, auch für besondere Bedarfsgruppen, sowie die Umstellung der Wohnungslosenhilfe auf das Prinzip „Housing first“ sind dabei wichtige Bausteine.
2. Deutsche Wohnen & Co. zügig vergesellschaften
Wir wollen kurzfristig: 50 Prozent des Neubaus, langfristig: 50 Prozent des Gesamtwohnungsbestandes in gemeinwohlorientierte Hand bringen und damit bezahlbares Wohnen in unserer Stadt auf Dauer sichern. Mit aller Kraft arbeiten wir daran den erfolgreichen Volksentscheid zügig umzusetzen. Nach der Arbeit der Expert*innenkommission und spätestens bis Ende 2023 wollen wir mit dem Senat einen Gesetzentwurf zur Vergesellschaftung der großen privaten Wohnungsbestände vorlegen und anschließend verabschieden.
3. Mit dem Sicher-Wohnen-Gesetz Mieter*innen dauerhaft schützen
Wir schaffen ein Sicher-Wohnen-Gesetz für Berlin. Damit füllen wir die grundgesetzliche Zuständigkeit der Bundesländer für den Bereich des Wohnungswesens sowie das Recht auf Wohnen aus der Berliner Landesverfassung mit Leben und definieren Wohnen als Aufgabe der öffentlichen Daseinsvorsorge. Wir verpflichten Vermieter*innen zu sozialen Mindeststandards, u.a. verpflichtende Vermietung an Menschen mit Wohnberechtigungsschein zu einer bestimmten Quote, die Sanierung und Instandhaltung von Häusern, den Ausschluss von Abriss, die Offenlegung der Eigentumsverhältnisse sowie die Mitbestimmung von Mieter*innen, z.B. bei Sanierungsvorhaben.
4. Mobilität für alle – dauerhaftes Sozialticket für 9 Euro
Das von uns durchgesetzte Sozialticket für 9 Euro ist bundesweit einmalig und bringt mit dem neuen Berlin-Pass für 645.000 Menschen Bewegungsfreiheit und Entlastung. Wir wollen es auf den Bereich ABC ausweiten, dauerhaft behalten und beim bundesweiten Nahverkehrsticket einen billigeren Sozialtarif. Niedrige Fahrpreise, bessere Qualität und gerechte Mobilität erreichen wir durch mehr kommunale Kontrolle mit der Rekommunalisierung der S-Bahn und durch landeseigene Bauhöfe, um die Netze für sicheren Fuß- und Radverkehr sowie den ÖPNV schneller ausbauen zu können.
5. GASAG und Fernwärme in öffentliche Hand
Wir wollen die GASAG und die Fernwärme zurück in die öffentliche Hand holen. Das Ziel ist ein bestimmender kommunaler Einfluss zur Umsetzung der Energiewende und zur Nutzung erneuerbarer Energien. Bis spätestens 2040 muss die Wärme der Stadt vollständig klimaneutral erzeugt werden.
6. Ausbildungsoffensive für Lehrkräfte und mehr Geld für den Schulbau
Jedes Kind braucht einen wohnortnahen Schulplatz. Wir müssen mehr Schulen neu bauen und bestehende schneller sanieren. Dafür wollen wir die Planungs- und Baukapazitäten bei Landesunternehmen mindestens verdoppeln. Zudem wollen wir auch im kommenden Doppelhaushalt ab 2024 zusätzliches Geld bereitstellen. Berlin muss mindestens seinen eigenen Bedarf an ausgebildeten Lehrkräften, Erzieher*innen und Sozialpädagog*innen decken. Dazu sind zukünftig etwa 3.000 Absolvent*innen jährlich allein für das Lehramt und ein Ausbau der Ausbildungskapazitäten bei Erzieher*innen und Sozialpädagog*innen notwendig. Bei den neuen Hochschulverträgen werden wir der Lehrkräftebildung Priorität einräumen.
7. Ausbildungsumlage zur Schaffung neuer Ausbildungsplätze
Alle jungen Menschen unserer Stadt verdienen eine berufliche Bildung und damit eine Lebensperspektive. Der Fachkräftemangel ist das drängendste Problem in Wirtschaft, Verwaltung und Daseinsvorsorge. Damit mehr Betriebe ausbilden, schaffen wir eine bundesweit einmalige Ausbildungsumlage und unterstützen die Schaffung neuer Ausbildungsplätze.
8. Teilhabe für alle, die hier leben
Wir wollen ein Wahlrecht auf Landes- und Bezirksebene für alle Menschen auch ohne deutschen Pass, die ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland haben und streben dafür eine landesrechtliche Regelung an. Das Partizipationsgesetz sowie das Landesantidiskriminierungsgesetz wollen wir weiter stärken. Wir werden Vertretungen für Menschen mit Migrationsgeschichte in den Verwaltungen schaffen und diese an den Einstellungsverfahren – ähnlich den Frauenvertretungen – beteiligen. Das Landesantidiskriminierungsgesetz werden wir um die Aufnahme von Diskriminierungsdimensionen wie „Aufenthaltsstatus“ und „Fürsorge- und Pflegeverpflichtung“ ergänzen. Zudem werden wir die dauerhafte Förderung der Migrant*innen-Selbstorganisationen über ein neues Demokratiefördergesetz sicherstellen.
9. Für 3 Euro ins Theater, ins Konzert oder in die Oper
Kultur ist lebenswichtig. Wir wollen den Berliner*innen in der Krise mit vergünstigten Angeboten, wie der Ausweitung des 3-Euro-Tickets für berlinpass-Inhaber*innen in allen regulären Aufführungen und mit Sonderprogrammen wie z.B. einer Jugendkulturkarte, einen leichten Zugang zum Kulturangebot der Stadt ermöglichen.
10. Damit die Stadt funktioniert – genug Personal für alle Aufgaben
Die wichtigste Ressource einer funktionierenden Verwaltung und der öffentlichen Daseinsvorsoroge sind ausreichend motivierte und gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir wollen, dass Ausbildung, Arbeitsbedingungen und Personalentwicklung im öffentlichen Dienst Priorität bekommen. Ein Sanierungs- und Bauprogramm für Dienstgebäude sowie eine strategisch angelegte Digitalisierung für ein modernes Arbeitsumfeld gehören dazu. Anhaltende Überlastungssituationen müssen durch bedarfsgerechten Stellenaufwuchs und Personalbemessung vermieden werden. Berlin wächst – die Verwaltung wächst mit.
Die Gesundheitsversorgung unserer Stadt ist ein essentielles Gut. Sie wird von allen Mitarbeitenden der Krankenhäuser gesichert. Die Beschäftigten der Tochtergesellschaften von Vivantes und Charité erhalten einen Inflationsausgleich und werden bis 2025 wieder eingegliedert.
11. Klimaschutz praktisch machen
Es mangelt zur Bewältigung und Verhinderung der Klimakrise an Fachleuten und Wissen auf allen Ebenen. Hierfür starten wir eine Fachkräfteinitiative und wollen gemeinsam mit Wissenschaft, Zivilgesellschaft und nachhaltiger, lokaler Wirtschaft ein gemeinwohlorientiertes Transformationszentrum aufbauen, in dem wir erforschen, erproben und anwenden, woran und wie wir künftig arbeiten, wirtschaften, ausbilden und leben müssen.
Stimme-Der-Hauptstadt: Sollte einer unseren werten Leser eine Nachfrage haben, wie kann man bitte mit Ihnen in Kontakt treten?
Felix Lederle: „Meine Emailanschrift lautet
Stimme-Der-Hauptstadt: Vielen Dank für Ihre Ausführungen.
Text: Volker Neef
Fotos: Frank Pfuhl ; Privat