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Feinde, Fremde, Freunde-Polen und die Deutschen-Buchvorstellung 

Ewald König (li.) und Rolf Nikel (Foto: Volker Neef)

Feinde, Fremde, Freunde-Polen und die Deutschen-Buchvorstellung 

Polen ist aus geografischer Sicht unser Nachbar. Nach dem Zerfall des Eisernen Vorhangs ist Polen auch unser Bündnispartner in der Nato geworden und gehört der EU an.

Gibt es noch mehr zu erwähnen? Sind Polen der Deutschen Freund oder der Deutschen Feind oder einfach nur Fremde, obwohl man Nachbar ist?

Dieser Frage ging man am 24. Januar im „korrespondenten.cafe“ in Berlin-Mitte nach. Der Journalist Ewald König konnte seinen zahlreichen Kolleginnen und Kollegen zu diesem Thema einen Fachmann präsentieren. Er kennt sich mit Land und Leuten in Polen bestens aus. Rolf Nikel war zu Gast in Berlin-Mitte. Er kam 1954 in Frankfurt am Main zur Welt. Nach dem Abitur 1974 studierte er Politwissenschaften, Ökonomie und Völkerrecht. Sechs Jahre nach dem Abitur trat Rolf Nikel den Vorbereitungsdienst für den höheren Dienst im Auswärtigen Amt an. In seiner aktiven Amtszeit war er u. a. von 1983 bis 1986 Mitarbeiter an der Deutschen Botschaft in der UdSSR. Danach war er bis 1989 in Ostafrika tätig, nämlich an der Deutschen Botschaft in Kenia.

Seine herausragenden Polen-Kenntnisse fundieren auf der Tatsache, dass er als deutscher Botschafter in Warschau von 2014 bis 2020 tätig gewesen ist.

Er hat ein Buch verfasst zum Thema Nachbarland Polen. Es trägt den Titel „Feinde – Fremde – Freunde. Polen und die Deutschen“. Es ist im Januar 2023 erschienen.

(Foto: Langen Müller Verlag /LMV)

In seiner Analyse zeigt er die aktuellen Problemfelder, zumal sich das ohnehin gespannte Verhältnis durch Russlands Krieg gegen die Ukraine nochmals verschlechtert hat. Wie sich die Spannungen auf den Aussöhnungsprozess und die Zusammenarbeit auswirken, welche Rolle Polen in EU und NATO spielen wird und wie man künftig mit diesem schwierigen Partner umgehen soll, sind Thema des Buches. Nikel erzählt aber auch sehr offen von seiner Arbeit, etwa wie er als Protokollführer während eines Staatsbesuches den russischen Präsidenten erlebte: „Ein sehr nervöser Putin, dem zeitweise vor Aufregung die Backenmuskeln flatterten. Nach dem Abendessen sank er dem Bundeskanzler geradezu in die Arme“. Rolf Nikel wies in seinen Ausführungen u. a. darauf hin: „Man kann die deutsch-polnischen Beziehungen nur verstehen, wenn man die Geschichte versteht! Polen war 123 Jahre von der Landkarte verschwunden, ehe es 1918 wieder auferstanden ist“. Immer wieder müssen sich gerade Deutsch vor Augen führen „wie grausam die Wehrmacht und die Waffen -SS in Polen gewütet hatte während des Zweiten Weltkrieges“. Ebenso erinnerte Nikel an die ersten Bischofsbriefe. Im Jahre 1965 ebneten Bischöfe aus Polen und der Bundesrepublik Deutschland mit Briefwechseln und persönlichen Treffen den Weg der Versöhnung. Der Kniefall von Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger Willy Brandt im Dezember 1970 in Warschau war ein weiterer Meilenstein auf dem Wege der Annäherung. 

Der pensionierte Botschafter gab offen und ehrlich zu: „Ich habe völlig undiplomatisch das Buch verfasst“.

Das Buch „Feinde – Fremde – Freunde. Polen und die Deutschen“ von Rolf Nikel umfasst 312 Seiten. Es ist im Langen Müller Verlag (LMV) zu München erschienen und kostet im deutschen Buchhandel 24 Euro. ISBN 978-3-7844-3666-1. 

Text: Volker Neef

Fotos: Volker Neef; Langen Müller Verlag (LMV)

Frank Pfuhl
Frank Pfuhl
SDHB Redaktion Berlin