Aserbaidschan und seine Rolle als Energielieferant
Am 2. November 2022 lud der Journalist Ewald König
zu einer Veranstaltung im „korrespondenten.cafe“ im Hotel Steigenberger am Berliner Hauptbahnhof ein.
Seine Exzellenz, Herr Nasimi Aghayev, seit diesem Jahr Botschafter Aserbaidschans in Deutschland, sowie Dr. Michael Hilmer, Vizepräsident des Energiekonzerns Uniper, waren zu Gast. Es ging um die Rolle Aserbaidschans als Energielieferant für Europa.
Aserbaidschan, zwischen Russland im Norden und Iran im Süden am Kaspischen Meer gelegen mit der Hauptstad Baku und mit mehr als 10 Millionen Einwohnern, ist ein wichtiges Erdöl und Erdgas produzierendes Land. Das bereits seit längerer Zeit: Bereits im Jahre 1848 wurde die Ölförderung im Land aufgenommen, und Ende des 19. Jahrhunderts wurde die erster Erdölpipeline gebaut. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam die Hälfte des Welterdölexports aus Aserbaidschan. Auch zu Sowjetzeiten kamen 80 Prozent des sowjetischen Erdölexports aus Aserbaidschan.
Nach dem Untergang der Sowjetunion erlangte Aserbaidschan im Jahre 1991 abermals seine Unabhängigkeit – abermals, weil sich das Land im Jahre 1918 als Demokratische Republik konstituiert hatte, doch im Jahre 1920 von den Bolschewiki erobert und als Aserbaidschanische SSR in die Sowjetunion eingegliedert wurde. Als eines der ersten postsowjetischen Länder öffnete sich Aserbaidschan gegenüber dem Westen, denn da die UdSSR zu wenig in die Öl- und Gasinfrastruktur investiert hatte, war Investitionskaptal aus dem Westen dringend erforderlich.
Das Land verfügt über beträchtliche Erdölvorkommen und über eines der größten Erdgasfelder der Welt. So bilden Öl- und Gasexporte die Grundlage der aserbaidschanischen Volkswirtschaft. Daher wird es zunächst es erst einmal um die Erweiterung der Pipelinekapazitäten in Richtung Westen – der sogenannte Südliche Gaskorridor – gehen. Dieser durch die Türkei verlaufende Korridor soll am Ende über Pipelines in einer Länge von 3.200 Kilometern verfügen; das Investitionsvolumen wird auf 35-40 Milliarden US-Dollar geschätzt. Die Verhandlungen dazu begannen im Jahre 2013, nach den erforderlichen Planungs- und Genehmigungsverfahren werden jetzt die Röhren verlegt.
Die Regierung Aserbaidschans hat erkannt, dass wirtschaftliche Monostrukturen auch Gefahren bergen, weshalb eine wirtschaftliche Diversifizierungsstrategie verfolgt wird. Dabei soll im Rahmen der Energiewende zukünftig Energie aus Windkraft – Baku und das Kaspische Meer sind sehr windig – und Solarenergie gewonnen und exportiert werden. “Wir planen, auch Strom nach Europa zu exportieren“, sagte der Botschafter. Ferner teilte er mit: „Wir sind bereit, auch mit Deutschland in dieser Hinsicht zusammen zu arbeiten. Wir fördern alle Bausteine der Energiewende“.
Seine Exzellenz wies daraufhin: „Aserbaidschan kann eine größere Rolle für die Energieversorgung der Europäischen Union spielen. Wir sind verlässliche Handelspartner“.
Text: Gernot Volger
Fotos: Frank Pfuhl