Gerade lese ich- Intendant Günter Rüdiger berichtet
In Zeiten von Corona greift man wieder – oder verstärkt – zum Buch. Unsere Redaktion hat sich einmal umgehört, was unsere Gesprächspartner aktuell lesen.
Günter Rüdiger ist Intendant des Zimmertheaters. Zugleich ist Günter Rüdiger der Künstlerische Leiter des Hauses.
Das Zimmertheater in der Bornstraße in Berlin-Steglitz erblickte im Januar 2010 das Licht der Welt. Zuvor war an diesem Ort das Theater „Der Märchenbrunnen“ angesiedelt. Das Zimmertheater in Steglitz bietet ca. 30 Gästen Platz. Somit zählt es zu den kleinsten Bühnen in der Bundeshauptstadt.
Intendant Günter Rüdiger teilte mit: „Es ist schon einige Jahre her, da war ich Ensemblemitglied bei Aufführungen in dem Musical „Der Mann von La Mancha“. Unsere Tournee führte uns damals in viele Städte in der Oberpfalz. So hatten wir Aufführungen beispielsweise in Neustadt an der Waldnaab, Tirschenreuth, Weiden, Amberg, Cham, Furth im Wald, Bad Kötzting und Waidhaus. Gerne erinnere ich mich an meine Zeit als Mitglied des Ensembles „Der Mann von La Mancha“. Blieb zwischen Proben und Auftritten ein kleines Zeitfenster, habe ich mir damals die Wirkungsstätten von sehr namhaften Künstlern angeschaut. Im Landkreis Tirschenreuth, ganz genau in Brand, kam der Komponist und Dirigent Max Reger zur Welt. Im Landkreis Neustadt an der Waldnaab kam der Komponist Anton Beer-Walbrunn zur Welt. Heute erinnern die jährlich im Herbst stattfindenden „Beer-Walbrunn-Tage“ in Regionen der Oberpfalz an diesen bekannten Komponisten. Konrad Max Kunz ist in Schwandorf geboren worden. Ich möchte einmal behaupten, 99 Prozent der Bevölkerung im Freistaat Bayern kennen den Chordirektor und ehemaligen Leiter für Bühnenmusik am Königlichen Hof- und Nationaltheater in München. Kennt man den Namen des Komponisten nicht immer und überall, so ist die von ihm komponierte „Bayernhymne“, die bis heute offizielle Hymne des Freistaates Bayern, allgegenwärtig. Zahlreiche Radio- und TV-Sender in Bayern spielen sie tagtäglich zum Programmschluss kurz vor Mitternacht. Die, in Bayern auch als Regierungsbezirk bekannte Region Oberpfalz, habe ich jetzt als Buch einer Betrachtung unterzogen. Die Autorin und Fotografin Nina Schütz ist eine sehr junge Schriftstellerin. Sie kam 1994 in Sulzbach-Rosenberg zur Welt. Die Oberpfälzerin hat das Buch „Lost Places Oberpfalz-Der unvergleichliche Charme verlassener Orte“ verfasst. Viele Gebäude blieben im Verborgenen, wenn Nina Schütz sie nicht entdeckt und uns zugänglich gemacht hätte. Leider, leider kommt manchmal auch viel Traurigkeit auf beim Lesen des Werks! Dazu kann die junge Kollegin, sie ist ja wie ich Künstlerin von Beruf, natürlich gar nichts. Sie kann ja nur beschreiben, wie es einst war. Dazu ein ganz konkretes Beispiel: Eines der Kapitel von der jungen Kollegin führt den Leser nach Tirschenreuth. Das Kapitel trägt den Namen „Das verlassene Lichtspielhaus“. Man erfährt von einem kleinen Lichtspielhaus, das 1949 eingeweiht worden ist. Aus finanziellen Gründen haben die Kinobetreiber 1986 den Kinosaal für immer geschlossen. Wissen Sie, was es für mich, den ausgebildeten Sänger und Schauspieler, bedeutet, wenn ein Kino, ein Opernhaus, ein Theater oder ein Museum seine Pforten für immer schließt? Mein Herz blutet natürlich. Es ändert aber nichts an der Tatsache, für diese Kinoschließung in Tirschenreuth ist ja Nina Schütz nicht verantwortlich. Dankenswerterweise hat die Autorin an diesen Kulturbetrieb aber erinnert und ihm zumindest per Buch noch einmal sozusagen Leben eingehaucht. Ein hochspannendes und sehr interessantes Buch, über die „Lost Places Oberpfalz“.
Hier alle Angaben zu dem Buch, das der Intendant Günter Rüdiger gerade liest: Das im Sutton Verlag zu Erfurt von der Autorin Nina Schütz verfasste Werk trägt den Titel „Lost Places Oberpfalz-Der unvergleichliche Charme verlassener Orte“. Es kam im November 2021 heraus und umfasst 168 Seiten. Es kostet im deutschen Buchhandel 29,99 Euro. ISBN 978-3-96303-310-0. (Text: Volker Neef/Fotos: Sutton Verlag; Rabab Nassabaih)